Ein Geschwader aus Telegram-Symbolen
Ein Geschwader aus Telegram-Symbolen
Bildquelle: drogatnev, Lizenz

Telegram übermittelt bisher kaum Nutzerdaten an die Polizei

Die Kooperation zwischen Telegram und der Polizei läuft alles andere als rosig. In den meisten Fällen erhält das BKA nicht mal eine Antwort.

Durch seine verschlüsselte und anonyme Kommunikation bereitet Telegram der Polizei regelmäßig Kopfzerbrechen. Denn auf der Plattform tummeln sich nicht nur friedliche Menschen. Und die Nutzerdaten von Tatverdächtigen, die dort ihr Unwesen treiben, übermittelt der Messenger bisher weitaus seltener als dem das BKA das lieb ist.

Die Polizei fordert regelmäßig Daten von Telegram an

Unter den mehreren Hundertmillionen von Nutzern des beliebten Telegram-Messengers tummeln sich nicht nur friedvolle Menschen. Durch seine verschlüsselte und anonyme Kommunikation ist er ebenso für kriminelle Aktivitäten ein häufig genutztes Werkzeug.

Infolgedessen fordern Polizei und Justiz von Telegram regelmäßig Daten an, um Tatverdächtige zu ermitteln. Denn ohne die Unterstützung der Betreiber ist es schwer herauszufinden, wer über die Plattform Hass verbreitet oder gar einen Terroranschlag plant.

Wie die Tagesschau am Donnerstag berichtete, läuft das allerdings noch immer nicht so rund, wie sich die Ordnungshüter das wünschen.

Kooperation zwischen Telegram und Polizei läuft alles andere als rund

Christoph Hebbecker von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) der Kölner Staatsanwaltschaft zeigte sich demnach alles andere als erfreut über die Kooperationsbereitschaft des Messengers. “Wir kommen an Telegram einfach nicht ran”, lautet sein ernüchterndes Fazit.

Während die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und anderen sozialen Medien in der Regel recht gut funktioniere, gelte der Telegram-Messenger weiterhin als Problemfall.

“Wir wissen mittlerweile, dass wir in der Regel höchstwahrscheinlich keinen Verdächtigen ermitteln können, weil Telegram nicht kooperiert.”

Christoph Hebbecker

Gemäß dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) sei der Dienst eigentlich zu einer Zusammenarbeit mit den Strafvollzugsbehörden verpflichtet. Dazu gehöre nicht nur das Löschen und Melden strafbarer Inhalte, sondern auch die Übermittlung von Bestandsdaten, die den Ermittlern dabei helfen, verdächtige Benutzer zu identifizieren.

Löschen ja – Nutzerdaten herausgeben nein

Im vergangenen Sommer versorgte Telegram die Polizei (BKA) erstmals mit Nutzerdaten. Die Menge der tatsächlich herausgegebenen Informationen scheint jedoch bisher längst nicht dem zu entsprechen, was sich die deutschen Behörden wünschen.

Den Löschanforderungen der 445 bis Anfang dieses Jahres vom BKA gemeldeten Inhalte sei der Messenger-Dienst immerhin in 419 Fällen nachgekommen.

Daten der Tatverdächtigen liefere Telegram der Polizei jedoch weiterhin kaum. Auf 230 Anfragen habe das Unternehmen lediglich in etwa 60 Fällen überhaupt geantwortet. Wobei es nur 25 Mal tatsächlich Nutzerdaten übermittelt habe.

Eine Besserung sei im Verlauf der vergangenen Monate ebenfalls nicht zu beobachten gewesen. Ferner blieb auch eine Antwort auf die Frage, warum der Dienst so selten Daten herausgebe, bisher unbeantwortet. Und das, obwohl sich der Gründer Pawel Durow in einem Gespräch gegenüber dem Innenministerium zuletzt durchaus kooperationsbereit gezeigt habe.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.