Schlechte Nachrichten für Account-Sharer. Netflix will künftig einen höheren Preis verlangen, wenn man den eigenen Account mit Dritten teilt.
Der weltweite Streaming-Marktführer Netflix musste erstmals seit mehr als zehn Jahren ein Quartal mit Kundenschwund statt mit Wachstum verkraften. Im ersten Quartal diesen Jahres verlor Netflix rund 200.000 Bezahlabos. Die Anzahl der weltweiten Nutzer sank somit zum Quartalsende auf 221,6 Millionen Stück. Die Aktie geriet nachbörslich heftig unter Druck. Sie lag zeitweise mit über 25 Prozent im Minus. Für das nächste Quartal sagte man ein Minus von rund zwei Millionen Kundenkonten vorher.
Netflix will Tests in mehreren Ländern ausweiten
Angesichts der besorgniserregenden Abonnentenverluste von Netflix kündigte das Unternehmen heute im Rahmen seiner Gewinnmitteilung für das erste Quartal an, dass man die eigenen Tests ausweiten wird.
Dabei berechnet man den Mitgliedern einen höheren Preis, wenn sie ihr Konto mit Personen außerhalb ihres Haushalts teilen. Das Unternehmen begann im März mit der Erprobung der Funktion in Chile, Costa Rica und Peru. Man plant nun, in etwa einem Jahr diese Lösung in den globalen Märkten, einschließlich der USA einzuführen.
Netflix braucht ein weiteres Jahr
Der Streaming-Dienst stellte klar, dass er noch etwa ein Jahr lang an der Funktion feilen muss, um sicherzustellen, dass er die richtige Balance findet, um Abonnenten, die ihr Netflix-Konto mit anderen Nutzern außerhalb ihres eigenen Haushalts teilen, einen Aufschlag zu berechnen. TechCrunch zitiert Greg Peters, Chief Product Officer von Netflix, der während einer Telefonkonferenz zugab, dass man erste Tests schon vor zwei Jahren begonnen habe.
Derzeit bietet Netflix den Standard- und Premium-Abonnenten in den wenigen Testmärkten die Möglichkeit an, kostenpflichtige „Unterkonten“ für Personen einzurichten, mit denen sie nicht zusammenleben. Jedes Unterkonto verfügt dabei über ein eigenes Profil, personalisierte Empfehlungen und einen eigenen Login inklusive Passwort. Das Unternehmen hofft mit diesem Schritt, künftig mehr Abos zu erhalten. Außerdem soll man als Kunde im Fall einer Preiserhöhung dazu motiviert werden, das zusätzliche Unterkonto zu entfernen, um Kosten zu sparen. Den tatsächlichen Wert der neuen Kunden müsse man aber noch ermitteln, gab man bekannt. Dieser könne von Markt zu Markt variieren.
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Nach eigenen Angaben soll die technische Lösung nicht auf standortbezogenen Daten wie GPS beruhen. Stattdessen will Netflix dafür die IP-Adresse, Geräte-ID und andere Informationen über Geräte, die im Netflix-Konto des Haushalts angemeldet sind, verwenden. So könne Netflix erkennen, wenn eine dauerhafte gemeinsame Nutzung außerhalb eines Haushalts stattfindet. Oder ob man beispielsweise nur kurz im Urlaub sei und vom Ausland aus auf den Dienst zugreifen würde.
Netflix schätzt, dass derzeit weltweit etwa 100 Millionen Haushalte ihre Benutzerkonten gemeinsam nutzen, davon über 30 Millionen alleine in den USA und Kanada.
100 Millionen Haushalte teilen ihre Konten
In den Testmärkten liegen die zusätzlichen Kosten für Nicht-Haushaltsmitglieder bei umgerechnet 2,70 Euro in Chile, 2,99 USD in Costa Rica und umgerechnet 1,95 Euro in Peru. Das ist zwar günstiger als ein kompletter Zugang. Aber auch teurer, als wenn man das Netflix-Konto mit einer anderen Person kostenlos teilen würde.
Dies ist nicht die einzige Möglichkeit, mit der Netflix seine Abonnentenbasis monetarisieren will. Das Unternehmen sagte auch, dass es einen werbefinanzierten Plan einführen wird. Wann und in welcher Form gab man noch nicht bekannt.