Mehrere Fußball-Ligen und TV-Sender fordern von X, ihre Inhalte künftig besser zu schützen. Doch Elon Musk wird dem sicher nicht zustimmen.
Unter den Fußball-Ligen befinden sich unter anderem die der Bundesliga, UEFA, der Premier League und LaLiga. Deren Manager schickten einen Brief an X (ehemals Twitter). Darin fordern sie die Social-Media-Plattform auf, die Live-Streaming-Piraterie ernster zu nehmen. Unterstützt von Fernsehsendern fordern sie fortschrittlichere Anti-Piraterie-Funktionen. In dem Brief heißt es, dass die mangelnde Durchsetzung der Vorschriften X zu einer Art Heimat der Social-Media-Piraterie gemacht hat.
Untersuchungen und Klagen zum Thema Piraterie bei X
Ähnlich wie andere Plattformen für nutzergenerierte Inhalte erlaubt X den Menschen, Inhalte frei online zu teilen. Dazu gehören Texte, Bilder, Musik, Videos und auch Live-Streams. In einigen Fällen teilen X-Nutzer Inhalte, ohne zuvor die dafür nötige Erlaubnis der Rechteinhaber einzuholen.
Im Laufe der Jahre haben verschiedene Parteien die Betreibergesellschaft von X wegen Urheberrechtsverletzungen angezeigt. Eine vom EU-Amt für geistiges Eigentum veröffentlichte Untersuchung ergab, dass es bei X viele Diskussionen über Piraterie gibt. US-Gesetzgeber unterstellten, dass die Piraterie sogar Teil des Geschäftsmodells des Unternehmens sein soll.
2023 führten diese Beschwerden zu einer Klage, die mehrere große Musiklabels eingereicht haben. Die Unternehmen beschuldigten Elon Musks X Corp der massenhaften Verletzung von Urheberrechten und forderten Schadenersatz in Höhe von 250 Millionen Dollar. Man setzt die Klage fort, da der Druck zur Wahrung der Urheberrechte weiter zunimmt.
Sport-Organisationen, Fußball-Ligen & TV-Sender fordern Maßnahmen
In dieser Woche berichtete die Nachrichtenagentur AP, dass sich eine Gruppe von Sportligen und Fernsehsendern an die Geschäftsführerin von X, Linda Yaccarino, gewandt hat. Sie solle auf ihrer Plattform deutlich mehr im Kampf gegen Copyright-Verletzungen unternehmen. In dem Schreiben, das von der Premier League, LaLiga, Bundesliga, Serie A, UEFA, CONMEBOL, DAZN, Sky, beIN, DirecTV und Movistar Plus+ unterzeichnet wurde, behauptet man, dass die Plattform bei der Durchsetzung der Vorschriften zu kurz greift.
X ist laut US-Gesetzgebung dazu verpflichtet, DMCA-Abmahnungen zu bearbeiten. Zwar hat das Unternehmen nach der Übernahme durch Elon Musk die Veröffentlichung von Transparenzberichten eingestellt. Doch DMCA-Klagen der Fußball-Ligen und anderer Rechteinhaber bearbeitet man weiterhin. Das Schreiben, das sich offenbar auch an Musk selbst richtet, deutet jedoch darauf hin, dass die technische Unterstützung für Rechteinhaber nach der Übernahme von Twitter durch Musk nachgelassen hat.
„Die Vorgehensweise von X bei der Entfernung rechtswidriger Live-Inhalte, die dem Unternehmen gemeldet wurden, ist völlig unzureichend und unangemessen„, heißt es in dem Schreiben. „Seit Sie die Plattform übernommen haben, haben wir einen demoralisierenden Rückgang des technischen Supports erlebt, der es immer schwieriger macht, mit der Plattform eine sinnvolle Diskussion über dieses Thema zu führen.„
X: Die „Heimat der Social Media-Piraterie„
Obwohl alle sozialen Medienplattformen mit Piraterie zu kämpfen haben, beklagt das Schreiben, dass alleine X unzureichend auf dieses Problem reagiert. Dies vermittle den Piraten den Eindruck, dass sie die Plattform ohne ernsthafte Konsequenzen missbrauchen könnten.
Den Rechteinhabern zufolge verschlimmert sich das Problem, was sich in einer steigenden Zahl von raubkopierten Live-Streams auf der Plattform zeigt. Gleichzeitig haben auch die Moderationsbemühungen Berichten zufolge abgenommen. „X ist zunehmend die Heimat illegaler Social Media-Piraterie„, heißt es in dem Schreiben.
Die Rechteinhaber fordern ein Treffen mit X, um diese Angelegenheiten direkt zu besprechen. Wahrscheinlich soll die Betreibergesellschaft künftig ihren Verpflichtungen des Digital Services Acts im vollen Umfang nachkommen. Konkrete Forderungen der Fußball-Ligen sind nicht bekannt, doch AP hat nicht den kompletten Brief veröffentlicht. Forderungen nach mehr Transparenz bei den Löschungen und eine Priorisierung der Takedowns durch „vertrauenswürdige Flagger“ hingegen wurden laut.
Fußball-Ligen: Keine effektive Kooperation mit X möglich
Diese Ansicht unterstützt Cameron Andrews, Legal Director bei BeIN. Andrews sprach gestern von rekordverdächtigen Zuschauerzahlen der letzten Sport-Events, aber auch von einem Aufwärtstrend beim Thema Online-Piraterie. Es gebe seit Musks Übernahme keine effektive Zusammenarbeit mehr mit X. Bei den Betreibern anderer Webseiten wie YouTube, Facebook & Co. gebe es solche Probleme nicht.
Noch erfolgte keine Reaktion vom Management von X. Dessen Eigentümer Elon Musk hat laut Torrentfreak schon früher deutlich gemacht, dass er kein Fan von umfassenden Maßnahmen zur Bekämpfung von Piraterie ist. Ähnlich wenig hat Musk gegen die Verbreitung von Fake-News oder rechtsradikale Meinungsäußerungen auf seiner Plattform unternommen. Im Gegenteil: In der Vergangenheit kritisierte er sogar die legalen Streaming-Anbieter.
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