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Bildquelle: Alexander Shatov, Lizenz

Twitter – private Nachrichten als neue Einnahmequelle?

Beim Microblogging-Dienst Twitter entwickelt man wohl neue Ideen, wie man schwarze Zahlen schreiben kann, denn das ist schon länger her.

Twitter hat für das zweite Quartal des vergangenen Jahres einen Verlust von rund 270 Millionen US-Dollar ausgewiesen. Der Umsatz betrug hingegen stolze 1,18 Milliarden US-Dollar. Seitdem hat Twitter keine Quartalszahlen mehr veröffentlicht.

Doch wer die Entwicklung des Unternehmens seit der Übernahme durch Elon Musk verfolgt hat, musste feststellen, dass Musk intensiv nach neuen Erlösmodellen sucht, um das Unternehmen endlich zurück in die Gewinnzone zu bringen.

Wird Twitter die Anzahl der kostenlosen DMs begrenzen?

Der italienische Entwickler Alessandro Paluzzi glaubt, eine neue Variante entdeckt zu haben, die allerdings sehr plausibel klingt. Twitter arbeitet offensichtlich daran, die Anzahl der privaten Nachrichten (DMs), die man pro Tag versenden kann, zu begrenzen. Wer mehr verschicken will, muss sich für den kostenpflichtigen Dienst Twitter Blue anmelden. Das kostet in Deutschland monatlich abhängig vom Betriebssystem entweder 9,52 oder 11 Euro.

Twitter, direct messages
Wer mehr DMs verfassen will, wird wohl in Zukunft gemolken. Quelle, thx!

Dazu passt die Ankündigung von Musk, dass das Update wahrscheinlich noch diese Woche veröffentlicht wird. Laut Paluzzi gibt es derzeit noch ein extrem hohes Limit von 500 DMs pro Tag. Er rechnet aber damit, dass diese Zahl automatisch reduziert wird, sobald das Update verfügbar ist.

Money, money, money !

Alessandro Paluzzi gab vor mehreren Tagen bekannt, er glaubt, dass es demnächst auch etwas kosten wird, Personen, die einem nicht folgen, zu einer Gruppe hinzuzufügen. Erstellen kann man so eine Gruppe ohne Twitter Blue dann auch nicht mehr.

Und auch Direct Message-Anfragen an Personen kann man nicht mehr als kostenloser User, wenn einem die Personen nicht folgen. Letzteres ist mit dem System des Business-Netzwerks LinkedIn vergleichbar. Denn wer bei LinkedIn Nachrichten an Unbekannte verschicken will, wird oft auf den kostenpflichtigen Premiumdienst InMail verwiesen. Das gilt insbesondere, wenn der Angeschriebene selbst ein zahlender Nutzer ist.

Twitter, Group
Ohne Bezahlung künftig keine Gruppe mehr mit Unbekannten!? Quelle, thx!

Monetarisierung schreitet stetig voran

Kostenpflichtige DMs wären nur ein weiterer logischer Schritt in Richtung, um den Dienst zu Geld zu machen. Verifizierte Twitter-Accounts gibt es schon seit Wochen nur noch gegen Bezahlung. Auch die Verschlüsselung von Nachrichten will man nicht kostenlos anbieten.

Zudem hat das Unternehmen kürzlich, wie angekündigt, den Zugang zu einigen seiner Programmierschnittstellen gesperrt. Wer beispielsweise Tweets per API automatisch in Artikel einbinden will, wird schon jetzt dafür zur Kasse gebeten. Auch neue Tweets kann man nicht mehr ohne weiteres über den eigenen RSS-Feed posten lassen. Auch an der Stelle hat Musks Team alles vergattert.

Da wir nur einen Bruchteil der Seitenzugriffe über Twitter generieren, lohnt sich Twitter Blue für uns schlichtweg nicht. Das Nachsehen haben wie immer die kleinen Nachrichtenportale und die Privatnutzer, die immer mehr für jeden noch so kleinen Zusatzdienst den Geldbeutel öffnen sollen. Ob das mal die richtige Strategie ist? An das alte Twitter, wie wir es noch von früher kennen, erinnert der Dienst immer weniger.

Noch bleibt abzuwarten, ob die kostenpflichtigen DMs ab einer gewissen Menge wirklich kommen. Leider lag Paluzzi in der Vergangenheit schon mindestens einmal richtig mit seinen Vorhersagen. Außerdem klingt das Ganze sehr plausibel. Wenn ja, kann man uns auch weiterhin prima per Telegram, E-Mail oder über unser Kontaktformular erreichen. Und ja, das auch in Zukunft ohne anfallende Kosten.

Wem das alles schon jetzt viel zu kommerziell geworden ist, sollte von Musks Dienst auf Mastodon umsteigen. Doch ein Hinweis vorab: Dort sind momentan leider noch weniger Personen und Firmen unterwegs, als bei Twitter. Zwar ist der Tonfall viel entspannter. Doch was nützt es einem, wenn man dort kaum jemanden kennt, dem man folgen oder mit dem man sich austauschen könnte?

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.