Eine 40-Jährige aus Sachsen muss sich derzeit vor dem LG Chemnitz verantworten. Sie bestellte einen Auftragsmörder beim Hitman Marketplace.
Eine Ingenieurin aus dem sächsischen Lichtenau muss sich seit gestern vor dem Landgericht Chemnitz verantworten. Sie hatte zur Lösung des Sorgerechtsstreits ihrer Schwester eine recht ausgefallene Idee. Ende 2021 soll die Frau im Tor-Netzwerk bei der Plattform Hitman Marketplace einen Auftragsmörder für den Ex der Schwester bestellt haben.
Hitman Marketplace: Auftraggeberin mit eindeutigen Vorgaben
Die Ingenieurin, die dort unter dem Pseudonym Project21 angemeldet war, hatte klare Vorstellungen für den auszuführenden Mord. Für fast 27.000 US-Dollar sollte der Täter es unbedingt wie einen Unfall aussehen lassen, damit niemand Verdacht schöpft. Außerdem teilte sie ihrem Kontakt im Darknet mit, sie brauche für die Tatzeit ein Alibi.
Bitpanda offenbarte Identität
Wie die örtliche Boulevardpresse berichtet, hat die Schwester die 26.960 US-Dollar mithilfe der Online-Kryptobörse Bitpanda bezahlt. Als Mitarbeiter vom FBI beim Hitman Marketplace auf den Auftrag aus Deutschland aufmerksam wurden, informierten sie die zuständige Polizei. Bitpanda musste infolge eines Rechtshilfeersuchens das Bild ihrer Webcam nebst dem Ausweis-Scan der Wallet-Inhaberin preisgeben. Damit konnte man die Frau relativ leicht identifizieren.
Das Geld war angeblich für einen Arzt bestimmt
In der Verhandlung hat sie ihre Tat trotzdem bestritten. Beim Transfer sei der Empfänger angeblich ein Arzt aus Griechenland gewesen, der ihr bei einer Leihmutterschaft gegen Bezahlung helfen sollte.
Das Geld, was bei den Auftragsmördern vom Hitman Marketplace landete, die aber nie aktiv wurden, will sie angeblich dem Arzt geschickt haben, gab sie zu Protokoll. Dieser habe auch laut ihrer Auskunft nicht nachgefragt, warum gar kein Transfer stattgefunden hat.
Auftrag beim Hitman Marketplace wird zur Verurteilung führen
Sogar der Versuch eines Auftragsmordes kann zu einem Freiheitsentzug von mehreren Jahren führen. Der unvollendete Versuch kann vom Landgericht Chemnitz weniger hart bestraft werden. Das muss er aber nicht. Der Auftraggeber hingegen wird grundsätzlich genauso hart bestraft, wie der eigentliche Täter. Im Prinzip kann die Frau froh sein, dass ihr bestellter Mord nie in die Tat umgesetzt wurde. Ihre Geschichte ist so abwegig wie abenteuerlich. Die wird ihr das Gericht sowieso nicht abnehmen.
Die meisten Anbieter sind Fakes oder Honeypots
Der Hitman Marketplace war offenkundig eine Falle (Honeypot) des FBI. Die meisten anderen Anbieter versuchen lediglich ihre Kunden abzuzocken. Die Masche ist dabei immer die gleiche: Sie lassen sich die Details übermitteln, kassieren die erste Hälfte der Bezahlung, um dann nie aktiv zu werden.