Die digitale Fahrzeugtechnik in modernen Autos sammelt viele Daten. (Symbolbild)
Die digitale Fahrzeugtechnik in modernen Autos sammelt viele Daten. (Symbolbild)
Bildquelle: Wirestock, Lizenz

Autos als Datenspione: Der Milliardenmarkt mit Fahrerdaten

Autos als Datenspione? Das Milliardengeschäft mit den Fahrerdaten lockt viele Interessenten an. Doch wie steht es um den Datenschutz?

Unsere Autos sind längst nicht mehr nur Fortbewegungsmittel, sondern wahre Datenspione auf Rädern. Eine Studie des ADAC zeigt, dass moderne Fahrzeuge im Schnitt alle zwei Minuten Informationen über ihre Fahrer sammeln. Doch was passiert mit diesen Datenmengen? Wer hat Zugriff darauf? Und wem gehören sie eigentlich?

Ein lukratives Geschäft: Autos als Datenspione

Volker Lüdemann, wissenschaftlicher Leiter des Niedersächsischen Datenschutzzentrums, bringt es auf den Punkt: „Moderne Autos wissen praktisch alles über ihre Fahrer. Bis zu 150 Sensoren im Fahrzeug erfassen Fahrverhalten, Sitzbelegung, Beschleunigung und sogar den Musikgeschmack. Dieser Datenschatz verschafft den Herstellern ein nie da gewesenes Wissen über Fahrer und Fahrzeug„. Doch ist das Auto nur ein Datenspion, mit dem sich Geld verdienen lässt?

Ein Großteil der von den Autos gesammelten Daten wird auf den Servern der Hersteller gespeichert. Diese entscheiden, wem sie Zugang gewähren. Doch nicht nur die Autohersteller profitieren von der Informationsflut. Versicherungen könnten zum Beispiel bei einem Unfall sofort informiert werden, um Kosten zu sparen und individuelle Prämien anzupassen. Das zeigt: Das Milliardengeschäft mit den Fahrerdaten lockt eine Vielzahl von Interessenten an, von Autoherstellern über Rettungsdienste bis hin zu Versicherungsgesellschaften.

Datenschutz vs. wirtschaftliche Interessen: Wem gehören die Daten?

Die entscheidende Frage beim Thema „Autos als Datenspione“ bleibt jedoch unbeantwortet: Wem gehören eigentlich die Unmengen an gesammelten Daten? Derzeit sind die Rechte nicht eindeutig geklärt. Die Daten gehören den Herstellern, und die Autobesitzer haben wenig Einfluss darauf, wer auf ihre Informationen zugreifen darf. Ein neues Gesetz, das 2025 in Kraft treten soll, könnte das ändern. Die Nutzer sollen erstmals bestimmen können, wer zu welchem Zweck auf ihre Daten zugreifen darf.

Der Datenkraken

Die Vernetzung von Autos und die Nutzung von Fahrzeugdaten bergen ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Laut McKinsey können Hersteller, Zulieferer und Dienstleister bis 2030 mit jährlichen Umsätzen von rund 400 Milliarden Dollar rechnen. Dies berichtet die Tagesschau in einem aktuellen Artikel.

Der wirtschaftlichen Euphorie stehen jedoch datenschutzrechtliche Bedenken gegenüber. Das geplante EU-Datenschutzgesetz soll einen Ausgleich zwischen Datenschutz und ökonomischen Interessen schaffen, stößt aber auch auf Kritik.

Trotz der wirtschaftlichen Chancen fordert der ADAC mehr Transparenz für Autofahrer. Sie sollten genau wissen, welche Daten ihr Fahrzeug sammelt, speichert und weitergibt. Die Verbraucherschützer wünschen sich zudem klarere Regelungen auf EU-Ebene, um die Hoheit über die eigenen Informationen zu behalten.

Fazit: Das Auto als Datenspion

Die ADAC-Studie bringt es an den Tag: Unsere geliebten Autos sind längst nicht mehr nur Fortbewegungsmittel, sondern eine wahre Schatzkiste für Datensammler. Aber die Nutzung dieser Daten verspricht nicht nur ein lukratives Geschäft, sondern wirft auch wichtige Fragen zu Datenschutz und Transparenz auf.

Während die Automobilindustrie auf die wirtschaftlichen Vorteile setzt, plädieren Daten- und Verbraucherschützer für klare Regeln, um die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. In einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Welt ist und bleibt die Balance zwischen Fortschritt und Datenschutz eine gesellschaftliche Herausforderung.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.