Vektor Illustration einer Mobile Chat-Dialog-Anwendungs Schnittstelle
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Bildquelle: hiro-hideki, Lizenz

WEtell: Unser Interview mit dem nachhaltigen Mobilfunkanbieter

Kann WEtell mit Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz neue Standards in der Branche setzen? Nico Tucher beantwortet eure Fragen.

Wie WEtell sich von anderen Mobilfunkanbietern unterscheiden möchte, ist interessant. Aber können alleine Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz neue Standards in der Branche setzen? Auf was kommt es den Kunden schlussendlich an? Hauptsache billig und der Rest ist egal?

Dank eurer regen Beteiligung sind einige spannende und sehr interessante Leser-Fragen an WEtell zusammengekommen.

WEtell: Fairness, Datenschutz und Transparenz dank eurer Fragen auf dem Prüfstand

Wenn man sich in Deutschland als neuer Mobilfunkanbieter etablieren möchte, hat man es nicht leicht. Konkurrenz gibt es fast wie Sand am Meer. Und alle versprechen sie dem zukünftigen Kunden das Blaue vom Himmel.

WEtell möchte daher so einiges anders, aber vor allem auch besser machen als die etablierten Konkurrenten. Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz sollen den Unterschied ausmachen. Aber reicht das auch?

Einer der Geschäftsführer von WEtell, Nico Tucher, hat sich die Zeit genommen und eure Leser-Fragen ausführlich beantwortet.

Nico Tucher: „Datenschutz first“ statt „Profits first

Alleine schon Fairness und Transparenz sucht man bei den allermeisten Anbietern vergebens. Klimaschutz oder gar Datenschutz müssen in der Regel einer absoluten Gewinnmaximierung weichen. Ein Satz von Nico hat mich daher aufhorchen lassen. „Datenschutz first“ statt „Profits first“. Kann das wirklich sein?

Tarnkappe.info: Nico, deinen Satz „Datenschutz first“ statt „Profits first“ empfinde ich als ein doch ziemlich hochgestecktes Ziel. Ich finde, wir sollten unser Interview genau damit beginnen.

Nico Tucher von WEtell
Nico Tucher von WEtell

Ein Leser würde gerne wissen: „Was genau ist mit „maximalen Datenschutzstandards“ gemeint? Doch nicht etwa „SMS over TOR„?

WEtell-Nico Tucher: Datenschutz ist ein weites Feld, in dem viele Details entscheidend sind. Wichtig ist daher zuallererst die Haltung und die würde ich bei uns mit „Datenschutz first“ statt „Profits first“ beschreiben.

Los geht es damit, dass auf unserer Homepage keine Google-Tools verwendet werden. Auch in der App, die wir gerade programmieren, wird es keine Tracker geben, welche zum Beispiel heimlich Standortdaten abgreifen. Das klingt banal, aber wenn man sich die Realität anschaut, dann sieht die ganz anders aus! Es gibt simple Apps, die locker eine zweistellige Anzahl von Trackern eingebaut haben und Websites, bei denen man Nutzungsdaten an eine dreistellige Zahl von Unternehmen weitergibt.

Das kann es doch nicht sein! Und es soll nicht alleinige Aufgabe von Zivilgesellschaft sein, sich dagegen zur Wehr zu setzen.

Für einen Wandel in diesem Bereich müssen auch Unternehmen anfangen, andere Datenschutz-sensible Prioritäten zu setzen. Das ist es, was wir mit WEtell machen, das zeigt sich, bezogen auf die Mobilfunk-Dienstleistung selbst z.B. beim Thema Trennung von Daten, Reduzierung von Speicherfristen oder auch transparente Information über Speicherfristen. SMS over TOR kann da gerne dazu kommen, notwendig ist es für die Haltung nicht.

Die Trennung von Personendaten (Tarifdaten) und Telefon-Verbrauchsdaten

Das Thema „Datenschutz“ ist unseren Lesern – wie man sieht, sehr wichtig. Wir wollen das noch ein bisschen weiter vertiefen. Denn gerade wenn es um Personendaten (Tarifdaten) oder Verbrauchsdaten geht, ergibt sich da die ein oder auch andere interessante Frage.

Tarnkappe.info: Nico, wie realisiert ihr bei euch die Trennung von Personendaten (Tarifdaten) und Telefon-Verbrauchsdaten?

WEtell-Nico Tucher: Wo liegen welche Informationen und wer hat Zugriff darauf. Gibt es Personen oder Unternehmen, die alle Daten bei sich haben? Das alles sind zentrale Fragen im Datenschutz.

Datenschutz bei WEtell
Der Datenschutz bei WEtell

Im Mobilfunk ist es so, dass der Netzbetreiber, in unserem Fall die Vodafone natürlich die „Verbauchsdaten“ der Kund*innen hat, also welche Nummer wann und wo mit welcher anderen Nummer telefoniert. Einen Teil dieser Daten gibt die Vodafone an uns, oder genauer gesagt unseren Mobilfunkpartner weiter, damit wir eine Rechnung an die Kund*innen erstellen können.

Ein großer Teil der Daten, die bei der Vodafone vorliegen, interessiert uns aber gar nicht. Zum Beispiel Funkzellendaten, die uns Ortsinformationen geben würden. Die bekommen wir nicht so, dass wir sie auf Orte zuordnen könnten. Auch Verbrauchsdetails wie besuchte Websites kennt zwar der Netzbetreiber, wir aber nicht.

Wir haben für die Rechnungstellung Personendaten wie die Adresse oder die IBAN. Diese Daten wiederum braucht der Netzbetreiber nicht und bekommt sie auch nicht von uns. So ist für eine Trennung wichtiger Kund*innendaten gesorgt.

Konsequent weitergedacht ist natürlich auch der Löschzeitraum der verschiedenen Daten relevant. Auch hier sind wir immer wieder in der Diskussion mit unseren Partnern, wie wir dazu kommen können, dass möglichst viele Daten frühzeitig gelöscht werden können. Wir wollen die Daten ja in keiner Form verkaufen, insofern sind wir sie gerne los.

WEtell und die Idee hinter dem „FAIRstärker“

Zum Glück wird immer mehr Menschen bewusst, wie wichtig Datenschutz in der heutigen Zeit ist. Aber auch das Bewusstsein für den Umweltschutz und Nachhaltigkeit steigt. Bei den allermeisten Mobilfunkanbietern aber sucht man das vergebens. WEtell möchte das anders angehen und kommt mit ein paar Ideen zum Thema „Nachhaltigkeit“ daher, die einen Aufhorchen lassen.

Tarnkappe.info: Wie seid ihr auf die Idee des „FAIRstärkers“ gekommen und was steckt dahinter?

WEtell-Nico Tucher: Konsequente Nachhaltigkeit bedeutet bei vielen Produkten und Dienstleistungen, dass sie teurer sind. Daher gibt es Menschen, die sich nachhaltiges Leben in diesen Bereichen schlicht nicht leisten können.

Bei WEtell soll das anders sein. Dieses Ziel hatten wir schon sehr früh. Anfang des Jahres sind wir dann mit der Planung und Umsetzung des FAIRstärkers einen guten und für uns wichtigen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Seither können alle Kund*innen, bei denen es nicht auf den einzelnen Euro pro Monat ankommt, einen, zwei oder fünf Euro pro Monat mehr für ihren Tarif bezahlen.

Andere Menschen können einen Tarif mit FAIRstärker Option für fünf Euro günstiger beziehen. So können sich deutlich mehr Leute nachhaltigen Mobilfunk leisten, die Community stärkt sich gegenseitig – und das beste: das ganze funktioniert! Bisher wird ungefähr gleich viel FAIRstärkung bezahlt, wie genutzt. Das freut uns riesig!

Und der Klimaschutz?

Tarnkappe.info: Das mit dem FAIRstärker ist in der Tat sehr interessant, aber bestimmt noch längst nicht alles. Lass uns daher doch bitte mit dem Thema Klimaschutz weiter machen. Einer unserer Leser hatte da eine ziemlich interessante Frage.

Ihr schreibt auf eurer Seite: „WEtell ist eine Pionierin in der Mobilfunkbranche. WEtell ist von Kopf bis Fuß auf Klimaschutz ausgerichtet.“ Nicolas, wie kann man solch eine Aussage vertreten als Vodafone-Reseller, obwohl VF nicht wirklich als klimafreundlicher Provider bekannt ist?

WEtell-Nico Tucher: Es ist natürlich richtig, dass die technische Basis unserer Tarife vom Netzbetreiber geleistet wird, dennoch: WEtell verkauft Mobilfunkverträge, kümmert sich um den Service, den Bankeinzug und vieles mehr. Das sind zentrale Bestandteile der Mobilfunkdienstleistung. Insofern ist z.B. die Aussage, dass wir der einzige Anbieter von Mobilfunktarifen sind, der gemeinwohlzertifiziert und ein Purpose-Unternehmen im Verantwortungseigentum sind, sehr relevant. Von dieser Art der Werte-Orientierung sind viele andere Anbieter weit entfernt.

Das Team von WEtell
Das Gründungsteam von WEtell

Der Bereich Klimaschutz liegt uns natürlich besonders am Herzen. Das komplette Gründungsteam hat jahrelang Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bereich Solarenergie gemacht. Um unabhängig vom Klimaschutz-Engagement des Netzbetreibers zu sein, den wir selbst ja nicht in der Hand haben, kümmern wir uns um die Emissionen, die insgesamt bei der Nutzung des Smartphones auf Anbieterseite anfallen. Dabei ist sogar der Aufbau der Netzinfrastruktur mitgedacht, der Betrieb von Funkmasten und Rechenzentren und natürlich auch die Luftverunreinigungen unseres eigenen Geschäftsbetriebs. Die spielen aber eine untergeordnete Rolle.

Wir berechnen alle diese Emissionen und machen mit der Summe zwei Dinge. Zum einen kompensieren wir die Luftverunreinigungen mittels Investitionen in Pflanzenkohle. Zum anderen installieren wir in Deutschland Fotovoltaikanlagen, die weit mehr Ökostrom produzieren als alle Kund*innen von WEtell Tarifen für ihre Mobilfunknutzung benötigen. Auf diese Weise sind wir nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv!

Alma Spribille – Vorständin im Bundesverband nachhaltige Wirtschaft

WEtell-Nico Tucher: So viel zu den harten Fakten. Was man nicht vergessen darf, ist aber das weitere Engagement im Bereich Klimaschutz. Z.B. ist Alma Vorständin im Bundesverband nachhaltige Wirtschaft und Teil des Mittelstandsbeirats im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima. Sie stärkt dort gegenüber Politik, Gesellschaft und anderen Unternehmen sehr deutlich die Bedeutung von Klimaschutz. Das kann man nicht quantifizieren, möglich gemacht ist es aber durch WEtell und damit zentraler Bestandteil unseres Engagements in diesem Bereich.

Auch die Tarifauswahl der Mobilfunkanbieter trennt die Spreu vom Weizen

Als normaler Anwender ist man bei den vielen angebotenen Tarifen der verschiedenen Mobilfunkanwender oftmals überfordert. Wird es WEtell schaffen, in diesem Bereich auch andere Wege zu gehen als die Konkurrenz?

Tarnkappe.info: Habt ihr mittelfristig vor, euer Tarifangebot bei WEtell noch zu erweitern?

Eine Vektor-Illustration moderner Mobilfunk-Technologie

WEtell-Nico Tucher: Ein einfaches Tarifangebot ist unserer Meinung nach ein hoher Wert. Verwirrung zwischen zu vielen Tarifen, noch mehr Optionen und Kombinationsmöglichkeiten mit Smartphones etc. führen nicht zu Transparenz, sondern Verwirren Kund*innen in Teilen und dienen ggf. als Lockmittel.

Dennoch werden wir unser Tarifangebot erweitern, sobald dich gute Möglichkeiten dafür ergeben. Demnächst werden z.B. e-SIMs bei uns erhältlich sein, auch über einen Tarif mit 5-G-Option diskutieren wir gerade. In vielen Punkten sind wir aber auch abhängig von den Angeboten, die wir vom Netzbetreiber bekommen.

Einen Tarif mit Allnet Flat für Telefonie und SMS, aber kaum Datenvolumen und dafür günstiger, wünschen sich viele unserer Kund*innen. Anbieten können wir das leider bisher nicht, bleiben aber dran. Versprochen!

„Geiz ist geil“, darf keine Unternehmensvision mehr sein

Tarnkappe.info: Eine letzte und abschließende Frage hätten wir noch. Wieso gibt es Mobilfunkanbieter wie euch, welche keine „echte“ Flatrate anbieten? Die Konkurrenz macht es bereits vor. Und das nicht erst seit gestern. Warum also nur 25 Gb für 30€?

WEtell-Nico Tucher: Einen Tarif mit „echter“ Flatrate haben wir bisher leider nicht angeboten bekommen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das schon bald.

Was in der Frage noch mitschwingt, ist das Preis-Leistung Verhältnis. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn klar, es gibt andere Anbieter, da kann man in „Euro pro Gigabyte“ mehr bekommen. Aber ist das das wichtigste Kriterium? So langsam müsste doch klar werden, dass wir wirtschaftlichen Wandel brauchen, wenn wir diese Welt zum Positiven verändern wollen. „Geiz ist geil“, kann genauso wenig die Vision sein wie Unternehmen, die nur dem maximalen Profit verpflichtet sind.

Und die Welt in „gute Zivilgesellschaft“ und „schlechte Wirtschaft“ aufteilen ist auch nicht zielführend, wenn man wirklich etwas bewegen will.

Ich bin fest davon überzeugt, dass „Produkte bei guten Unternehmen kaufen“, also Unternehmen, die die Welt und das Gemeinwohl positiv beeinflussen, eine stärkere Wirkung hat, als z.B. immer das billigste zu kaufen und das „gesparte“ Geld zu spenden. Sobald ausreichend viele der richtig guten unternehmerischen Ansätze Erfolg haben, die es ja in diversen Branchen schon gibt, werden klassische Unternehmen nachziehen. So verändern wir die Welt.

Insofern würde ich eher formulieren: Wahnsinn, dass es WEtell schafft, klimapositiv, gemeinwohlzertifiziert und mit Service von Mensch zu Mensch einen 25GB-Mobilfunktarif zu bieten – für nur 30 €.

Unser Interview mit WEtell – ein Wort zum Schluss und ein tolles Angebot!

WEtell - fair und transparent
WEtell – fair und transparent

An dieser Stelle bleibt mir eigentlich nur noch, mich bei Nico Tucher für dieses ausführliche Interview zu bedanken. Aber nicht alleine Nico gilt unser Dank. Ohne unsere Leser und die von euch eingereichten Fragen wäre das Interview nur halb so gut geworden. Herzlichen Dank dafür!

Als kleines zusätzliches Dankeschön haben wir für die Leser der Tarnkappe ein exklusives 25€ Goodie auf der Website von WEtell versteckt. Schaut doch gleich mal rein!

Noch ein kleiner Hinweis am Rande. Die zwei in diesem Beitrag gesetzten Verlinkungen zu WEtell sind sogenannte Affiliate Links. Solltet ihr vorhaben, euren Mobilfunkanbieter zu wechseln, ist das eine super Gelegenheit für euch, die Tarnkappe und auch uns Autoren damit zu unterstützen.

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Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.