Smartphone mit einer Cloudflare-Anwendung und einem fallenden Aktienkurs im Hintergrund
Smartphone mit einer Cloudflare-Anwendung und einem fallenden Aktienkurs im Hintergrund
Bildquelle: rss.vladimir@gmail.com, Lizenz

Cloudflare bahnt sich einen Weg durch Chinas „Große Firewall“

Was die US-Regierung davon hält, dass Cloudflare dafür mit Unternehmen aus China kooperiert, bleibt vorerst fraglich.

Der US-Konzern Cloudflare hat in Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern eine Lösung geschaffen, um die Kommunikation seiner Kunden über die Grenzen Chinas hinweg zu vereinfachen. Unklar bleibt jedoch vorerst, was die US-Regierung davon hält.

Kommunikation über Chinas Grenzen hinweg ist laut Cloudflare kompliziert

Cloudflare hat einen Weg gefunden, Chinas „Große Firewall“ zu umgehen. Damit möchte der Konzern eine einheitliche Sicherheitspolitik für seine internationale Kundschaft ermöglichen. Dies erfordert auch die Ausweitung einiger seiner Dienste auf das chinesische Festland.

Wie die Produktmanager Kyle Krum und Annika Garbers verlauten lassen, sind Leistung und Zuverlässigkeit des Datenverkehrs über die Grenzen Chinas hinweg „eine ständige Herausforderung für IT-Teams in multinationalen Unternehmen.

Erreichbarkeit, Überlastung, Paketverluste und schlechte Latenzzeiten seien den Cloudflare-Produktmanagern zufolge typische Herausforderungen in der Kommunikation zwischen Systemen innerhalb und außerhalb Chinas.

Unternehmen, die über die chinesischen Grenzen hinweg agieren, haben daher oftmals Schwierigkeiten, „konsistente Richtlinien für diesen Datenverkehr durchzusetzen„. Infolgedessen komme es meist zu einer Trennung von in China stationierten Systemen vom Rest des globalen Netzwerks.

Kooperation mit chinesischen Partnern schafft „sichere Verbindung

Wie The Register berichtet, hat Cloudflare nun in Zusammenarbeit mit nicht genannten lokalen Partnern eine Lösung für dieses Problem geschaffen. Das Unternehmen leite demnach den lokalen Datenverkehr zu einem Ziel innerhalb Chinas. Von dort aus finde eine Übertragung „über eine sichere Verbindung zum nächsten verfügbaren Cloudflare-Rechenzentrum auf der anderen Seite der chinesischen Grenze“ statt.

Von Cloudflare angebotene Dienste wie Firewall-as-a-Service und Secure Web Gateway sollen sich dadurch von den Niederlassungen einer Organisation durch die „Große Firewall“ hindurch nutzen lassen.

Aufgrund der politischen Situation in China ist anzunehmen, dass sich die lokalen Partner von Cloudflare eine Zustimmung für die Vereinbarung aus Peking geholt haben. Die andernfalls drohenden Konsequenzen sind sicherlich die wenigsten dort ansässigen Unternehmen bereit hinzunehmen.

US-Regierung könnte Cloudflare ins Visier nehmen

Infolge strenger Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 entscheiden sich immer mehr Unternehmen, den chinesischen Markt zu verlassen. Sie wollen ihre Wertschöpfung unabhängiger von den dort durchgesetzten Regelungen machen. Denn es hat sich gezeigt, dass eine Konzentration ihrer Produktion auf China inzwischen unerwünschte Risiken birgt.

Für Organisationen, die über die chinesischen Grenzen hinweg operieren und die Vorteile beider Welten weiterhin nutzen wollen, ist die von Cloudflare gebotene Lösung sicherlich begrüßenswert.

Jedoch bleibt vorerst fraglich, was die US-Regierung von diesem Schachzug hält. Denn diese ist in den letzten Jahren besonders darauf fokussiert, Verbindungen nach China zu eliminieren. Cloudflares Zusammenarbeit mit chinesischen Akteuren könnte daher dazu führen, dass US-Behörden den Konzern in nächster Zeit im Auge behalten.

Tarnkappe.info

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.