Im Mario-Lockdown: So trickste Nintendo Raubkopierer aus.
Im Mario-Lockdown: So trickste Nintendo Raubkopierer aus.
Bildquelle: ChatGPT

Nintendo Kopierschutz enttarnt: Super Smash Bros. N64 zwingt Spieler in den Mario-Lockdown

Nintendo Kopierschutz enttarnt: In Super Smash Bros. N64 bestraft Big N Raubkopierer mit einem hinterhältigen Mario-Lockdown.

Nintendo gilt als der Publisher, der mit besonderer Härte gegen Piraterie vorgeht. Aktuell sind es vor allem Klagen, Abmahnungen und DMCA-Takedowns, die Schlagzeilen machen. Doch schon in den 90ern setzte Big N auf subtilere Mittel wie unsichtbare Fallen direkt im Spielcode. Jetzt wurde ein besonderer Nintendo Kopierschutz enttarnt. Super Smash Bros. für das N64 enthält gleich mehrere „Delayed-Action“-Schikanen, darunter ein Szenario, das Spieler erst nach Dutzenden Sessions eiskalt erwischt. Wer dabei eine illegale Version zu oft startet, landet in einer bizarren Strafe, im hinterhältigen Mario-Lockdown.

Der Mario-Lockdown: Strafe ab dem 69. Start

Wie Gamestar berichtete, läuft laut dem Fan-Projekt „Supper Mario Broth“ auf Bluesky eine Raubkopie der Cartridge zunächst völlig unauffällig. Erst ab dem 69. Start schlägt der Kopierschutz zu. Ganz egal, welchen Charakter man danach auswählt, das Spiel verwandelt jeden Kämpfer im Hintergrundcode in Mario. Pikachu, Link, Kirby, Samus sind Geschichte, Mario übernimmt die gesamte Bühne.

Super Smash Bros. contains a sneaky "delayed action" anti-piracy measure to lull the illegitimate user into a false sense of security. The game will be normal the first 68 times it is launched. Starting with the 69th time, however, every selected character will turn into Mario.

Supper Mario Broth (@mariobrothblog.bsky.social) 2025-09-18T15:08:18.359Z

Allerdings wirkt der Kopierschutz nicht sofort, sondern wie eine Zeitbombe. Spieler gewöhnen sich an ihre Fortschritte, sammeln Siege, trainieren Kombos, nur um dann in einer bizarren Sackgasse zu landen. Der „Mario-Lockdown“ ist dabei dauerhaft. Solange die Save-Datei existiert, gibt es kein Zurück. Um doch weiterzuspielen, ist man folglich dazu gezwungen, den Spielstand komplett zu löschen, mit allen Statistiken und freigespielten Inhalten. Ein Reset, das jeden Fortschritt pulverisiert.

Nintendo Kopierschutz aufgedeckt: Die vier versteckten Anti-Piraterie-Trigger im Spiel

Recherchen des Community-Wikis The Cutting Room Floor (TCRF) enthüllten, dass Super Smash Bros. gleich vier dieser versteckten Anti-Piraterie-Mechanismen enthält. Sie greifen schleichend und sind dazu bestimmt, Raubkopierern die Lust am Spiel zu verderben:

  • Wenn der Versus-Modus insgesamt 22 Mal gestartet wird, verändert sich der Kopierschutz subtil. Alle Knockback-Werte der Kämpfer werden zufällig durcheinandergewürfelt, wodurch das Spiel nicht mehr von Skill, sondern fast ausschließlich vom Glück bestimmt wird.
  • Nach 69 Starts im Versus-Modus greift schließlich der beschriebene Mario-Lockdown. Von diesem Moment an verwandelt sich jeder ausgewählte Charakter in Mario, egal, welchen Kämpfer man eigentlich spielen wollte.
  • Aber auch im Einspieler-Modus lauern Fallen. Nach 43 Starts wird der Steuerungsbereich des Analogsticks einfach halbiert. Damit wird präzises Spielen nahezu unmöglich und viele Attacken, die eigentlich einen Sprint erfordern, sind plötzlich blockiert.
  • Spätestens nach 93 Starts im Einspieler-Modus schlägt dann der Kopierschutz ein weiteres Mal zu. Jede einzelne Versus-Runde zwingt die Spieler fortan auf Peachs Schloss. Abwechslung ist ausgeschlossen.

Alle diese Manipulationen werden ins Savegame eingebrannt (SRAM-Adresse 0x5E2/0x5E3). Ein Zurück gibt es nur durch Löschen oder Manipulieren der Speicherdatei.

Nintendo Kopierschutz enttarnt: Super Smash Bros. N64 zwingt Spieler in den Mario-Lockdown
Nintendo Kopierschutz enttarnt: Super Smash Bros. N64 zwingt Spieler in den Mario-Lockdown

Nintendo trickst, moderne DRM nervt: Ein Vergleich

Falls man sich fragt, warum Nintendo diesen immensen Aufwand betrieben hat, anstatt Raubkopien schlicht beim Start komplett zu blockieren, könnte die Antwort darauf Tarnung sein. Ein Spiel, das gar nicht erst bootet, würde sofort verraten, wo der Kopierschutz sitzt. Für erfahrene Cracker wäre das wie ein blinkendes Signal. Die betroffene Stelle im Code ließe sich für sie schnell identifizieren, umgehen oder gleich ganz entfernen.

Anders sähe es bei solchen versteckten Zeitbomben aus. Kleine, subtile Bugs, die erst nach Dutzenden Sessions zuschlagen, wirken auf den ersten Blick nicht wie Schutzmechanismen, sondern wie mysteriöse Fehler. Genau darauf könnte Nintendos abgezielt haben. Raubkopierer würden nicht frontal blockiert, sondern systematisch in die Irre geführt. Verwirrt und frustriert müssten sie irgendwann entnervt aufgeben.

Damit unterschied sich Nintendos Ansatz deutlich von dem, was wir heute kennen. Moderne DRM-Systeme wie Denuvo oder Always-Online-Zwänge greifen meist direkt und kompromisslos ins Spielerlebnis ein. Oft auch zulasten ehrlicher Käufer. Verbindungsabbrüche, Performance-Einbußen oder lange Ladezeiten sind die Folge. Während Nintendos Kopierschutz damals eher ein „psychologisches Katz-und-Maus-Spiel“ war, das Piraten gezielt verwirren sollte, stehen heutige Maßnahmen oft im Verdacht, zahlende Kunden mehr zu bestrafen als die eigentlichen Raubkopierer.

Resonanz unter Spielern

Auf Bluesky spottete die Community über den Trick. Ein Nutzer kommentierte witzelnd: Die Strafe des Rates laute schlicht, dass das Schicksal der Spieler nun Mario sei. Ein anderer erinnerte sich an seine eigene Vergangenheit. Das Phänomen erkläre ein Kindheitsrätsel, denn durch den Einsatz eines GameShark-Cheats war die einzig auswählbare Figur Mario. Viele reagierten durchaus positiv darauf. Manche fanden die Idee charmant und witzelten, dass sie Mario ohnehin lieben. Warum also nicht gleich dauerhaft mit ihm spielen? So wird aus einem Schutzmechanismus ein Meme und Nintendo bekommt im Nachhinein noch Applaus für seine Subtilität.

Fazit: Nintendo Kopierschutz enttarnt – fies, genial, legendär

Die Enthüllungen zeigen, dass Nintendo bereits in den 90ern einen stillen Krieg gegen Raubkopierer führte, direkt im Code seiner Spiele. Mit verzögerten Effekten, eingebrannten Speicherflags und absurden Gameplay-Strafen wurden illegale Spieler kalt erwischt. Der Mario-Lockdown ist somit ein weiteres Paradebeispiel für Nintendos kompromisslosen Kampf gegen Piraterie. Er beweist, wer sich in Big N’s Spielekosmos auf dubiose Wege begibt, könnte schnell im digitalen Nirgendwo landen oder eben in der Mario-Dimension.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.