Für den Buchhandel in Russland ist die Piraterie im Internet das größte Problem,die Branche verliert dadurch etwa ein Fünftel ihres potenziellen Umsatzes.
Oleg Nowikow, Chef der größten russischen Verlagsgruppe Eksmo/AST, gab der Deutschen Presse-Agentur in Moskau bekannt: „99 Prozent aller Downloads sind Raubkopien.“ Somit stellt die Piraterie im Internet das größte Problem für den russischen Buchhandel dar. Die Branche verliert dadurch etwa ein Fünftel ihres potentiellen Umsatzes.
Buchhandel in Russland mit großen Umsatzeinbrüchen
Verleger Oleg Nowikow sieht in den Raubkopien eine „tödliche Gefahr für unsere Nationalliteratur“. Er meint, für ausländische Autoren wären die Erlöse auf dem russischen Markt vielleicht nicht entscheidend. Jedoch würden die russischen Schriftsteller davon leben und deren Einkommen sei in den vergangenen drei Jahren gesunken. Laut Nowikow setzt die Buchbranche jährlich etwa 70 Milliarden Rubel (1,03 Milliarden Euro) um. Das würde beim Buchhandel einen Schaden von etwa 200 Millionen Euro durch die Piraterie bedeuten.
Anders als bei uns in Deutschland fristen die E-Books in Russland nicht nur ein Nischendasein. Hatten die E-Books in Deutschland im Jahr 2016 nur einen Marktanteil von 4,6 %, so gibt Nowikow dagegen an, dass etwas ein Drittel der Bevölkerung in Russland E-Books lesen, es sind damit ähnlich viele Leser, wie in den USA. Das sei auch der Größe des Landes geschuldet. Die langen Transportwege machen den Vertrieb für gedruckte Bücher teuer. Somit ist das Internet als Vertriebsweg noch wichtiger als in Deutschland.
Schärfere Gesetze gegen Schwarzkopierer gefordert
Eine Verschärfung der Gesetze diesbezüglich in Russland kommt Oleg Nowikow bzw. dem kompletten Buchhandel wegen der hohen Verluste sehr gelegen. Er meint: „Sie (die Gesetze) sind aber noch immer nicht so streng wie in Deutschland.” Nur Verbreiter illegaler Inhalte könnten belangt werden, jedoch nicht die Nutzer. „Aber jetzt gibt es immerhin die Möglichkeit, solche Websites zu blockieren.”
Nowikow gehört zur Leitung des russischen Verbandes für den Buchhandel. Er wird auch bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse (11. bis 15. Oktober) mit Eksmo/AST, wie jedes Jahr, mit einem großen Stand vertreten sein. Er erwartet in diesem Jahr durch dort stattfindende Diskussionen zu einer stärkeren Leserbindung mit Hilfe sozialer Medien insbesondere eine Antwort auf die Frage: „Wie kommen wir mit Hilfe des Internets dichter an unsere Leser heran?”.
Hintergründe zur Person
Oleg Nowikow, geboren 1968 in Moskau, ist eigentlich Ingenieur für Flugzeugtriebwerke. Mit dem Buchhandel hat er eigentlich nichts gemeinsam. Er kam über einen Studentenjob ins Buchgeschäft, gründete 1993 seinen eigenen Verlag Eksmo. Die Firma wuchs dank der Welle russischer Krimiautorinnen, wie Alexandra Marinina und Darja Donzowa, so entwickelte sich der Verlag Mitte der neunziger Jahre zu einem der Führer des Buchmarktes.
Seit der Übernahme des Konkurrenten AST 2012 ist Nowikows Verlagsgruppe die größte in Russland, weltweit liegt sie auf Platz 45 („Publisher’s Weekly”). Unter dem Label „Eksmo“ werden 20% der russischen Buchproduktionen verlegt, das sind pro Jahr rund 60 Millionen Bücher. Einer seiner bestverkauften Autoren sei Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues”), sagt Nowikow: „In Russland verkauft sich Remarque besser als Dan Brown.”
Bildquelle: geralt, thx! (CC0 1.0 PD)
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