3D-Biodruck zur Ohr-Transplantation
3D-Biodruck zur Ohr-Transplantation
Bildquelle: Andreus, Lizenz

3D-Biodruck: Technologie ermöglicht erstmals Ohr-Transplantationen

Erstmals in der Medizin hat ein Chirurg aktuell eine im Labor entwickelte und mittels 3D-Biodruck gedruckte Ohrmuschel erfolgreich implantiert

3DBio Therapeutics und das Microtia-Congenital Ear Deformity Institute führten in einer ersten klinischen Studie am Menschen eine Rekonstruktion des menschlichen Ohrs unter Verwendung eines 3D-biogedruckten lebenden Gewebeimplantats durch. Das 3D-Drucksystem, ein Gewebe-Organ-Drucker (ITOP), verbindet die künstlichen Körperteile hierbei mit lebenden Zellen. Dass das Verfahren ein Erfolg gewesen ist, gab das 3DBio Therapeutics am Donnerstag in einer Pressemitteilung an.

Die Technologie haben die Forscher für Menschen mit Mikrotie entwickelt, einer seltenen angeborenen Erkrankung, bei der ein oder beide Außenohren fehlen oder unvollständig ausgebildet sind. Oftmals können Betroffene damit auch schlechter oder gar nicht hören. Laut der New York Times hat man die Transplantation im März in den USA bei einer 20-jährigen Frau aus Mexiko durchgeführt. Diese kam mit einem kleinen und missgebildeten rechten Ohr zur Welt.

Die 20-jährige Patientin zeigte sich begeistert von der geglückten Opertation:

„Als Teenager kümmert man sich ein bisschen mehr um sein Image. Einige Leute sagten unbedachte Dinge und das fing an, mich zu stören. Ich denke, mein Selbstwertgefühl wird nun steigen.“

Rekonstruiertes Frauenohr mit 3D-gedrucktem Lebend-Gewebe Implantat

3DBio Therapeutics teilte mit, das Implantat, AuriNovo™, bestehe aus einem 3D-gedruckten Kollagen-Hydrogel-Gerüst mit den eigenen Knorpelzellen des Patienten. In der Pressemtteilung heißt es,

„Das Konstrukt wird zur Implantation in einer Größe und Form gedruckt, die zum anderen Ohr des Patienten passt“.

Die Operation ist Teil einer aktuell laufenden klinischen Studie mit elf Patienten. Sie steht unter Aufsicht der US-Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration).

Dr. Arturo Bonilla, der Chirurg, der das Verfahren durchführte, informierte:

„Als Arzt, der Tausende von Kindern mit Mikrotie im ganzen Land und auf der ganzen Welt behandelt hat, bin ich davon inspiriert, was diese Technologie für Mikrotiepatienten und ihre Familien bedeuten kann. Diese Studie wird es uns ermöglichen, die Sicherheit und ästhetischen Eigenschaften dieses neuen Verfahrens zur Ohrrekonstruktion mit patienteneigenen Knorpelzellen zu untersuchen.“

Bonilla betonte, dass der Ansatz aktuelle Techniken zur Rekonstruktion des Außenohrs ersetzen könnte. Normalerweise werden bei Mikrotie-Patienten Ohren aus Rippentransplantaten oder ebenso aus synthetischen Materialien hergestellt. Rippentransplantate sind ein weitaus invasiveres Verfahren. Bei diesem experimentellen Verfahren wird stattdessen eine Biopsie und Knorpelzellen aus dem vorhandenen Ohr des Patienten entnommen.

3D-gedrucktes Ohr markiert medizinischen Fortschritt

Während eine langfristige Nachsorge derjenigen, die die Implantate erhalten, erforderlich ist, beschrieb Dr. Daniel Cohen, CEO von 3DBio, die reale Anwendung der Technologie als „einen wahrhaft historischen Moment“. Da körpereigene Zellen bei dem 3D-Biodruck-Verfahren zur Anwendung kommen, minimiert sich das Risiko einer Abstoßung. Bonilla hofft, dass die klinische Studie über Mikrotie hinaus Potenzial haben könnte.

„Unsere anfänglichen Indikationen konzentrieren sich auf Knorpel im rekonstruktiven und orthopädischen Bereich, einschließlich der Behandlung komplexer Nasendefekte und Wirbelsäulendegeneration. Wir freuen uns darauf, unsere Plattform zu nutzen, um andere wichtige, unerfüllte medizinische Bedürfnisse wie die Rekonstruktion von Lumpektomien zu lösen. Schließlich wollen wir das Verfahren auf Organe ausdehnen.“

Verfahren auch in anderen Bereichen der Transplantationsmedizin in Zukunft denkbar

Adam Feinberg, Professor für Biomedizintechnik und Materialwissenschaft und -technik an der Carnegie Mellon University, weist gegenüber der New York Times darauf hin, dass sich das 3D-Biodruck-Verfahren bei Ohren einfacher gestaltet, als bei Organen. Im Gegensatz zu Lebern seinen diese nicht notwendig, um Menschen am Leben zu erhalten. Folglich ist es noch ein langer Weg in diese potenzielle Zukunft. „Aber es ist realistischer vorstellbar, wenn man einmal das Ohr hat“, so Feinberg.

Die Forscher arbeiten derzeit an dem ultimativen Ziel, Ersatzkörperteile für Menschen mittels 3D-Biodruck herzustellen, die sie benötigen. Fachleute werten das Verfahren insofern zugleich als vielversprechend und zukunftsweisend.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.