KI-gestütztes Spear-Phishing: Effizient, personalisiert und extrem gefährlich! Phishing-Mails zu erkennen wird zunehmend schwieriger.
Künstliche Intelligenz (KI) hat unser Leben in mancherlei Hinsicht bereichert – aber leider auch die dunkle Welt der Cyber-Ganoven. Eine aktuelle Studie zeigt, wie effektiv KI-gestütztes Spear-Phishing tatsächlich geworden ist. Mehr als die Hälfte der Betroffenen fiel auf die täuschend echten E-Mails herein. Doch was macht diese Methode so gefährlich und wie kann man sich schützen?
Die Macht der KI beim Spear-Phishing
Phishing-E-Mails gibt es natürlich schon sehr lange. Doch während herkömmliche Phishing-Angriffe oft unpersönlich und auf die Masse ausgerichtet sind, zielt Spear-Phishing auf einzelne Personen ab. KI-Tools analysieren riesige Datenmengen aus sozialen Netzwerken oder anderen öffentlich zugänglichen Quellen und erstellen daraus täuschend echte, personalisierte E-Mails. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz erreichen Betrüger aber nicht nur beim Phishing ein völlig neues Level.
Eine aktuelle Studie mit dem Titel „Evaluating Large Language Models‘ Capability to Launch Fully Automated Spear Phishing Campaigns“ zeigt, wie gut KI-gestütztes Spear-Phishing tatsächlich funktioniert. Die Forscher testeten Sprachmodelle wie GPT-4 und Claude 3.5 und kamen zu erschreckenden Ergebnissen: Mehr als 54 Prozent der Empfänger klickten auf die präparierten Links. Zum Vergleich: Klassische betrügerische-Mails erreichen laut Studie oft nur eine Klickrate von etwa 12 Prozent.
Personalisierung und Effizienz – der fatal-geniale Schlüssel zum Erfolg
Der Hauptvorteil von KI-Spear-Phishing liegt in der Personalisierung. Denn KI kann aus öffentlich zugänglichen Daten sehr detaillierte Profile erstellen und gezielt E-Mails verfassen, die auf die Interessen oder die berufliche Tätigkeit der Empfänger zugeschnitten sind. Dies verleiht den Nachrichten eine sehr hohe Glaubwürdigkeit.
Die Studie ergab, dass 88 % der gesammelten Informationen korrekt und nützlich waren. Nur vier Prozent der Profile enthielten größere Fehler. Dies zeigt, wie effizient und präzise KI im Vergleich zu menschlichen Tätern arbeitet. Diese hohe Genauigkeit macht KI-Spear-Phishing so gefährlich.
Ein weiterer Punkt, der KI-Spear-Phishing für Kriminelle so attraktiv macht, ist seine Effizienz. Zwar können auch menschliche Experten qualitativ hochwertige Phishing-E-Mails erstellen, doch ist dies etwa 30 Mal teurer als der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Selbst eine Kombination aus KI und menschlicher Unterstützung bleibt vergleichsweise günstig, während die Erfolgsrate kaum steigt. Für Cyberkriminelle, die auf Effizienz setzen – und das dürften die meisten sein – ist KI daher die erste Wahl.
„Leitplanken“ in der Praxis kaum wirksam
Ein sehr bedenklicher Aspekt der Studie ist, dass die sogenannten „Leitplanken“, die KI-Modelle vor kriminellem Missbrauch schützen sollen, in der Praxis kaum funktionieren. Denn die Forscher konnten problemlos täuschend echte Phishing-Mails generieren. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!
Trotz dieser vielen Risiken gibt es auch Fortschritte: Moderne KI-Modelle werden immer besser darin, Spear-Phishing-Mails zu erkennen. So erreichte Claude 3.5 in Tests eine Erkennungsrate von über 90 Prozent. Dennoch gibt es nach wie vor E-Mails, die auch fortgeschrittene Prüfungen austricksen können.
Spear-Phishing mit KI: Tipps zur Erkennung von KI-Phishing-Mails
Die wachsenden Fähigkeiten von KI-Phishing machen es für uns schwieriger, verdächtige E-Mails zu erkennen. Klassische Warnsignale wie Tippfehler oder auffällige Absenderadressen sind heute weniger zuverlässig. Stattdessen muss auf dezentere Hinweise geachtet werden:
- Passt der Schreibstil zur bisherigen Kommunikation des Absenders?
- Werden allgemeine Anreden wie „Sehr geehrter Kunde“ oder „Sehr geehrter Herr“ verwendet?
- Gibt es Links oder Anhänge in der Mail, die ungewöhnlich erscheinen?
Und selbst das schützt niemanden zu 100%. Die Bedrohung kann nur durch eine Kombination aus technischen Lösungen, Aufklärung und wachsamem Verhalten wirklich eingedämmt werden. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich selbst und andere vor einem Missbrauch zu schützen.