Ein Akku mit nachhaltigen Energiequellen
Ein Akku mit nachhaltigen Energiequellen
Bildquelle: Frank-Peters, Lizenz

Nachhaltige Akkus: Schalentiere sollen Energieprobleme lösen

Aus den Panzern von Schalentieren gewonnenes Chitin ist laut Forschern eine Alternative zu Lithium und Blei für nachhaltige Akkus.

Um nachhaltige Akkus zu entwickeln, setzen Forscher auf Chitin und Zink. Ersteres lässt sich aus den Panzern von Krabben und Hummern gewinnen und ist damit innerhalb weniger Monate biologisch abbaubar. Ob die Technologie ihren Weg in den Mainstream findet, bleibt jedoch fraglich.

Substanz aus Krabben- und Hummerschalen für nachhaltige Akkus

Alle Jahre wieder geistern neue vielversprechende Akku-Technologien durch die Medien, die der aktuell häufig verwendeten Lithium-Ionen-Technologie, wie sie beispielsweise in Smartphones zum Einsatz kommt, weit überlegen sein soll. Ein deutlich geringeres Gewicht, ein wesentlich geringerer Verschleiß und natürlich eine weitaus höhere Kapazität sind übliche Versprechen, die begeisterte Forscher immer wieder in die Waagschale werfen. Doch auf dem Markt angekommen ist davon bisher wenig.

Angesichts der allseits propagierten Klimakrise gewinnt das Argument der Nachhaltigkeit derzeit zunehmend an Bedeutung. Und es macht auch vor Batterie-Technologien nicht halt. So haben Forscher laut einem Bericht von Gizmodo ein Paper über besonders nachhaltige Akkus veröffentlicht. Statt auf Blei oder Lithium basieren diese auf einer Substanz, die in Krabben- und Hummerschalen vorkomme. Daher sei sie innerhalb kurzer Zeit vollständig biologisch abbaubar.

Biologisch abbaubare Eletrolytsubstanz aus Chitin und Zink als Basis

In dem Exoskelett der Krustentiere sei demnach ein Material mit dem Namen Chitin enthalten. Dieses sei mitunter für die Stabilität der Panzer verantwortlich. Umgewandelt in ein Derivat namens Chitosan und mit Zink kombiniert, lasse sich daraus eine neue Elektrolytsubstanz schaffen. Diese Substanz baue sich im Boden innerhalb von nur fünf Monaten vollständig ab und lasse lediglich Zink zurück, welches im Anschluss recycelt werden könne.

Ein Krebs mit erhobenen Scheren
Ob dieser kleine Ritter bald Dein Smartphone mit Energie versorgt?
Quelle: suju-foto

Zink ist in der Erdkruste reichlicher vorhanden als Lithium„, sagte der Hauptautor des Papers, Liangbing Hu, Direktor des Zentrums für Materialinnovation der University of Maryland. „Im Allgemeinen sind gut entwickelte Zinkbatterien billiger und sicherer.“ Nach 1000 Ladezyklen sollen die nachhaltigen Akkus noch immer einen Wirkungsgrad von 99,7 % aufweisen. Das mache sie laut ScienceDaily zu einer brauchbaren Option für die Speicherung von Wind- und Solarenergie.

Tierschützer, die nun Krabben und Hummer vor dem Aussterben bedroht sehen, seien jedoch beruhigt. Denn das für die nachhaltigen Akkus erforderliche Chitin ist dem Bericht zufolge ebenfalls in anderen Quellen wie beispielsweise den Wänden von Pilzen oder in Tintenfischen enthalten. Nun gut. Züchten und töten wir halt ein paar Meerestiere zugunsten unserer Energieversorgung. Hauptsache das Problem mit der Nachhaltigkeit ist endlich gelöst.

Die Lücke zwischen Labor und Realität bleibt riesig

Wie Graham Newton, Professor für Materialchemie an der Universität Nottingham, gegenüber dem Guardian erklärte, „klafft bei der Entwicklung neuer Materialien für Batterietechnologien in der Regel eine große Lücke zwischen vielversprechenden Laborergebnissen und einer nachweisbaren und skalierbaren Technologie.

Wir dürfen somit auch bei dieser „vielversprechenden“ Technologie gespannt bleiben, ob sie überhaupt jemals in den Massenmarkt vordringt. Wahrscheinlicher ist, dass sich schon in wenigen Jahren niemand mehr an diesen unfassbar innovativen Durchbruch über nachhaltige Akkus erinnert. Doch wünschenswert wäre ein gravierender Innovationsschub im Bereich der Batterietechnologie durchaus. Denn Akkus sind unter anderem in Smartphones oftmals ein limitierender Faktor hinsichtlich der Langlebigkeit der Geräte.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.