Der Smart-Home-Anbieter Tado führt neue Beschränkungen seiner REST-API ein. Wer häufige Abfragen durchführen will, den bittet man zur Kasse.
Wer sich beim Kauf für Tado entschieden hat, weil die Produkte trotz des höheren Preises angenehmer und schöner als die der Konkurrenz erschienen, wird jetzt als Käufer doppelt zur Kasse gebeten. Das Unternehmen, das Home Assistant entwickelt hat, veröffentlichte diesbezüglich vor Kurzem ein Statement bei GitHub.
Tado will mit dem Limit Serverkosten und Energie einsparen
Im Statement führt Tado aus, dass ein „kleiner Teil der sehr aktiven API-Nutzer derzeit für einen unverhältnismäßig hohen Anteil“ ihrer Serverkosten verantwortlich sei. Um Energie zu sparen und die Belastung der eigenen Server einzuschränken, soll die Kommunikation bei künftigen Geräten zunehmend lokal abgewickelt werden.
Es war abzusehen, dass man in einer Welt ohne einheitlichen Standard über die Integration von Tado in Home Assistant nachdenkt. So hat man standardübergreifend alle smarten Geräte – egal, ob sie über WLAN, Bluetooth Low Energy (LE) oder mit einigen Adaptern sogar Infrarot nutzen – unter einer Oberfläche vereint.
Das angebliche Argument von Tado ist jetzt, dass die Schnittstelle überstrapaziert sei. Das Limit von 100 Requests (Abfragen) pro User und Tag ist jedoch völlig unzureichend. Ich sehe das als reine Willkür des Unternehmens an. Wer mehrere Geräte* von Tado verwendet, erreicht dieses Limit bereits nach der Hälfte des Tages, wenn nicht sogar früher. Die Entwickler von Home Assistant haben deshalb eine künstliche Begrenzung von einer Abfrage alle fünf Minuten eingebaut. Dadurch wird das Smart Home natürlich nicht mehr ganz so smart.
Welche Alternativen gibt es?
Wie bereits angekündigt, wird Tado in den nächsten sechs Monaten nach und nach den Leistungsumfang vorhandener Kunden herabstufen. Doch welche Alternativen gibt es? Die Tado-Smarthome-Geräte herauszureißen und neu zu kaufen, erscheint doch etwas unrealistisch.
Die andere Möglichkeit, die Tado auch klar kommuniziert hat, ist, die Geräte, soweit sie Matter-fähig sind, darüber einzubinden und die Rest-API lokal anzusprechen. So ist keine Kommunikation mehr mit dem externen Server nötig. Erklärung: Matter ist ein herstellerübergreifendes Protokoll. Es sorgt dafür, dass Geräte verschiedener Marken reibungslos miteinander funktionieren können. Nur so kann man mit einer App die Hardware der unterschiedlichsten Hersteller über das eigene Heimnetzwerk steuern.
Da aber nicht alle Tado-Geräte Matter-kompatibel sind, bleibt nur die Möglichkeit, ein Abo abzuschließen, das 2,99 € im Monat oder 29,99 € im Jahr kostet. Doch das ist eigentlich eine Funktion, die man bereits beim Kauf bezahlt hat. Bei der V3+-Generation* bietet das Unternehmen lokalen Zugriff über das HomeKit. Die neuere Tado-X-Generation unterstützt den Matter-Standard.
Ein düsterer Ausblick in die smarte Zukunft
Alles in allem ist das ein sehr düsterer Ausblick. Als ich mir vor Jahren mein Zuhause automatisiert habe, war das Tado-Abo noch optional, bot aber keinen echten Mehrwert und war mir einfach zu teuer. Ich hatte mich deshalb für Smartbulbs* (intelligente Glühbirnen) von TP-Link entschieden, genauso wie für das Heizkörperthermostat. Mit Home Assistant auf meinem Raspberry Pi mit Bluetooth kann die Bridge direkt darüber angesprochen werden. So bin ich nicht auf Serververbindungen angewiesen und kann alles lokal abwickeln.
Auch hat meine ältere TP-Link Kasa K100* volle Matter-Kompatibilität erhalten, für eine zukünftige Integration darüber.
Ist der Abo-Zwang von Tado gerechtfertigt?
Wenn ihr jetzt erst auf ein Smart Home umrüsten wollt, kann ich euch nur empfehlen, Tado zu meiden. Die Produkte sind nicht nur maßlos überteuert, sie bieten auch wenig Mehrwert im Vergleich zur günstigeren Konkurrenz. Und jetzt erzwingen sie auch noch ein Abo.
Zwar gibt es bei vielen Anbietern zusätzliche Abos, beispielsweise für Geofencing (Erklärung: technische Möglichkeit zu überprüfen, ob sich ein Gerät innerhalb eines vordefinierten Bereichs befindet), die wirklich obligatorisch sind und bei denen man sich über Home Assistant gut behelfen kann. Aber einen zu einem Abo zu zwingen, um seine bestehende Infrastruktur ordentlich nutzen zu können, geht in meinen Augen wirklich zu weit.
Wie seht ihr das? Wie habt ihr euer Zuhause smart gemacht?
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