Gesichts-Scan auf Pornoseiten (Symbolbild)
Gesichts-Scan auf Pornoseiten (Symbolbild)
Bildquelle: DALL·E

Gesichts-Scan auf Pornoseiten: Wann kommt die verschärfte Alterskontrolle auch zu uns?

Gesichts-Scan auf Pornoseiten: Großbritannien prescht vor - kommt die Gesichtserkennung auch nach Deutschland?

Absurder könnte die Diskussion um einen Gesichts-Scan auf Pornoseiten eigentlich kaum sein. Doch während sich Datenschützer weltweit entsetzt die Haare raufen, sehen Regierungen die Chance, endlich etwas gegen den freien Zugang Minderjähriger zu Pornografie zu unternehmen. Der britische „Online Safety Act“ macht es vor. Mithilfe von KI-gestützter Gesichtserkennung soll künftig sichergestellt werden, dass nur Erwachsene Zugriff auf vermeintlich „gefährliche“ Inhalte haben.

Doch die Frage ist: Kann die Gesichtsanalyse für eine genaue Alterskontrolle wirklich zum Erfolg werden – oder ist sie nur eine weitere schlecht durchdachte Schnapsidee in der langen Reihe gescheiterter Online-Gesetze? Ein Kommentar.

Gesichts-Scan auf Pornoseiten: Technischer Fortschritt oder dystopischer Überwachungs-Albtraum?

Die Idee einer Gesichtserkennung auf Pornoseiten zur effektiven Alterskontrolle klingt auf dem Papier zunächst recht überzeugend: Nutzer schalten ihre Webcam ein und eine KI analysiert in Sekundenschnelle, ob sie alt genug für die Schmuddelecke des Internets sind. Kein lästiges Hochladen von Ausweisen, keine Kreditkarteninformationen, nur ein Scan und schon ist der Weg frei. Bequemer geht’s nicht, oder?

Gesichtserkennungs-KI

Doch hinter der Fassade technischer Eleganz verbergen sich massive Probleme. Zum einen sind die Datenschutzbedenken enorm. Soll wirklich jeder Anbieter von Pornoseiten sensible biometrische Daten speichern, nur damit man ein paar Minuten Unterhaltung genießen kann?

Wer garantiert die Sicherheit dieser Daten? Schließlich konnten selbst Giganten wie Facebook oder Yahoo ihre Nutzerdaten nicht vor Hackern schützen. Warum sollte ein Anbieter von Erwachsenenunterhaltung besser sein?

Und dann ist da noch die Frage der Fehleranfälligkeit. Gesichtserkennungs-KIs sind dafür bekannt, Menschen falsch zu klassifizieren – nicht selten auf der Grundlage rassistischer oder sexistischer Algorithmen. Man stelle sich vor, man wird plötzlich jünger oder älter geschätzt, als man tatsächlich ist. Klingt wie ein schlechter Witz, oder?

Altersprüfung mit Gesichtserkennung: Der perfekte Schutz für junge Internetnutzer?

Natürlich gibt es auch Argumente für eine biometrische Altersverifikation. Der Schutz von Minderjährigen ist zweifellos ein mehr als nur berechtigtes Anliegen. Denn gerade in der heutigen Zeit, in der jedes einzelne Smartphone wie eine Eintrittskarte zu expliziten Inhalten wie Pornoseiten funktioniert, ist die Hemmschwelle für Kinder und Jugendliche, sich Pornografie anzusehen, sehr niedrig.

Durch eine zuverlässige Alterskontrolle könnte zumindest sichergestellt werden, dass diese Inhalte nur Erwachsene erreichen. Die Gesellschaft diskutiert seit Jahren über die negativen Auswirkungen, die der Konsum von Pornografie auf die Entwicklung von Jugendlichen haben könnte. Ob diese Diskussion auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, ist zweifelhaft – aber hey, bei Politikern kommt das gut an. ;)

Deutschland: Zukunftsorientiert oder verschlafen?

Und bei uns? Nun, in Deutschland ist man bekanntlich sehr gründlich – vor allem, wenn es darum geht, unangenehme Probleme auf die lange Bank zu schieben. Während Großbritannien mit KI, Gesichts-Scannern bzw. einer biometrischen Altersverifikation herumexperimentiert, diskutieren unsere Politiker immer noch, ob ein einfacher Upload von Ausweisdaten nicht ausreichen würde. Spoiler: War es nie!

Zu viel Bürokratie verhindert einen Gesichts-Scan auf Pornoseiten in Deutschland (Symbolbild)

Das Problem: Deutschland liebt bürokratische Lösungen. Wie wäre es also mit einer 15-seitigen Verordnung, die vor dem Betreten jeder Pornoseite ein Postident-Verfahren vorschreibt? Die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Schon der Versuch, Pornoseiten zu Alterskontrollen zu verpflichten, scheiterte kläglich – weil die meisten Anbieter schlicht nicht in Deutschland sitzen.

Die Sache mit einer Gesichtsanalyse für die Alterskontrolle hat aber noch einen anderen Haken: Die deutschen Datenschützer wären vermutlich die ersten, die sich schreiend vor jeden Gesetzesentwurf werfen würden, der eine Gesichtsanalyse oder KI für die Alterskontrolle einführen will. Und das, ehrlich gesagt, zu Recht! Denn wer garantiert uns, dass diese Systeme nicht irgendwann zweckentfremdet werden? Der gläserne Bürger lässt grüßen!

Dabei wäre die Debatte dringend notwendig. Schon jetzt nutzen viele deutsche Jugendliche einfache Tricks wie VPNs oder weichen auf weniger regulierte Plattformen aus, um an das zu kommen, was ihnen eigentlich verwehrt bleiben sollte.

Eine technische Lösung, die nicht weltweit einheitlich umgesetzt wird, ist und bleibt daher nicht viel mehr als eine teure Luftnummer!

Gesichts-Scan auf Pornoseiten: Schlupflöcher für die Tech-Generation

Selbst wenn eine Altersprüfung mit Gesichtserkennung auf Pornoseiten eingeführt wird, ist eines klar: Jugendliche werden Wege finden, sie zu umgehen. Ob VPN, Proxy oder ein falsches Gesicht im Internet – die jetzige Generation wächst schließlich mit all diesen Werkzeugen auf.

Womit wir bei der eigentlichen Frage wären: Wer profitiert von einer Altersprüfung mit Gesichtserkennung? Die großen Plattformen? Die Politiker, die sich mit „harten“ Gesetzen profilieren wollen? Die IT-Unternehmen, die die teuren Systeme entwickeln? Der normale Nutzer sicher nicht!

Biometrische Altersverifikation: Fortschritt oder Farce?

Natürlich ist Jugendschutz wichtig! Aber wenn er auf Kosten der Privatsphäre und der Datensicherheit geht, wird er schnell zur Farce. Deutschland sollte sich überlegen, ob es diesen Weg wirklich gehen will – oder ob es nicht endlich sinnvollere Lösungen für den Umgang mit Online-Inhalten braucht. IMHO.

Sunny

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.