Der Reiter der Enshittification schwenkt die Flagge von Microsoft.
Der Reiter der Enshittification schwenkt die Flagge von Microsoft.

Microsoft als Herald der Enshittification: Mit Salto ins Fettnäpfchen

Der Software-Gigant aus Redmont gibt sich erneut Mühe möglichst viele Kunden zu vergraulen. Warum gibt es eigentlich noch so viele Kunden?

Nicht erst seit gestern arbeitet Microsoft an der Sabotage seiner selbst. Erst kündigt man an die Welt mit tonnenweise Elektroschrott überfluten zu wollen, dann benennt man die wohl bekannteste und erfolgreichste Office-Software-Suite um. Zweimal. Ohne Not. Ein Name sinnloser als der Andere. Jetzt bekommt die in IT-Kreisen wohl meist gehasste Software noch ein kostenloses extra Spyware Feature.

Microsoft Enshittification: Teams sagt deinem Arbeitgeber, wo du bist

„Wenn Nutzer sich mit dem Firmen-WLAN verbinden, setzt Teams automatisch den Arbeitsort auf das Gebäude in dem sie arbeiten.“ Ein kleiner Satz von Microsoft, der einige Kreise verrückt macht. Aber jetzt direkt der Kracher: Wenn ihr eine FritzBox habt, führt mal die folgenden Schritte durch: Geht auf Heimnetz > Netzwerk. Ihr seht alle aktuell eingeloggten Netzwerkteilnehmer. Denkt ihr im Ernst das gänge mit Enterprise-Hardware nicht?

Viel interessanter ist in meinen Augen etwas ganz anderes: Wenn der Empfänger der Daten ein Gesicht hat, scheint einen Datenschutz plötzlich zu interessieren. Wer mit seiner buckligen Verwandschaft über Datenschutz spricht wird früher oder später den Satz „ich hab ja nichts zu verbergen“ hören. Meta wissen lassen wie oft man mit der Affäre schreibt? Klar! Das ist ja ein gesichtsloser Konzern. Dem Neffen der Schwägerin erzählen wie die PIN ist, damit man die Fotos auf die SD-Karte verschieben kann? Unmöglich!

microsoft

Auch bei Single-Player Spielen nicht mehr allein

Quasi zetgleich geht Microsoft auch den lästigsten Part beim Zocken an: Computer spielen. Mit Copilot for Gaming soll einem endlich das Denken beim Spielen abgenommen werden. The Witness war zu schwer? Kein Problem: Jemand anderes hat das Rätsel schon gelöst und Microsoft hat zugesehen. Danke Microsoft, ich dachte schon ich müsste Spaß haben.

Ob Microsoft damit schlicht endgültig die Ideen ausgegangen sind um uns KI ins Gesicht zu stopfen wird die Zeit zeigen, aber Microsoft scheint zunehmend den Zugang zu seinen Kunden zu verlieren. Doch so lange man eine Armee aus Lobbyisten, Microsoft®-zerzifizierten Beratern und Werbetreibenden hat, muss man sich wohl um seine Kundschaft keine sorgen machen. Ganz egal wie minderwertig die Produkte sind.

Ein bekanntes Bild bei Microsoft

Sei es Recall, Microsoft Edge oder Copilot for Gaming, es wird zunehmend offensichtlich, dass Microsoft am Endnutzer kein Interesse hat, so lange es keine Daten gibt, die sie monetarisieren können. Die Leidensfähigkeit der Nutzer ist beeindruckend und gepaart mit der Abhängigkeit der Wirtschaft und Regierungen von Microsoft-Diensten ist die Marktmacht wohl noch für die nächsten Hundert schlechten Ideen gesichert. Die Microsoft Enshittification kann also munter lustig weitergehen.

Über

Moritz ist von ganzem Herzen Open-Source Programmierer. Neben regelmäßigen Commits für diverse Open-Source-Projekte verfasst er gelegentlich auch Texte für die Tarnkappe. Er findet es echt seltsam über sich in der dritten Person zu schreiben und merkt an, dass seine DMs für alles außer Marketing-Nachrichten offen stehen. Erreichbar ist er auf Matrix (@moritz:poldrack.dev), IRC (mpldr auf libera.chat) und Email (~mpldr/public-inbox@lists.sr.ht).