Eine Groß-Razzia führte die Polizei mit Unterstützung des SEK aufgrund von EncroChat-Daten nach Hamburg und Schleswig-Holstein in 16 Objekte.
Die entschlüsselten Chat-Daten des geknackten Messenger-Dienstes EncroChat bescherten der Hamburger Polizei, in einer Zusammenarbeit der Staatsanwaltschaft Hamburg und der Ermittler des Landeskriminalamtes, einen weiteren Ermittlungserfolg. Ihre Ermittlungen richteten sich hierbei gegen 14 Männer im Alter von 38 – 57 Jahren. Ihnen wirft man vor, mit Drogen gehandelt zu haben. Darüber informierte die Polzei Hamburg in einer Pressemitteilung.
Eine für EncroChat-Delikte eigens ins Leben gerufene, besondere Aufbauorganisation (BAO) Hammer und die Staatsanwaltschaft Hamburg ermitteln schon seit Ende Oktober gegen verschiedene Gruppen, die sowohl unter-, als auch miteinander Rauschgiftgeschäfte betrieben haben sollen. Diesbezügliche Untersuchungen führten die Beamten nach Stellingen in ein Gewerbegebiet. Dort lagerten die Täter Kokain. Ein 57-Jähriger sorgte dann für die Verteilung in geringfügigen Portionen an Angehörige besagter Gruppen zum Weiterverkauf.
Groß angelegte Razzia führte zu sechs Verhaftungen
Ein Polizeisprecher informiert ferner: „Darüber hinaus sammelten die Ermittler Informationen über die unterschiedlichen Tatbeiträge der über EncroChat identifizierten Tatverdächtigen.“ Infolge beantragte die Staatsanwaltschaft Hamburg sechs Haftbefehle und 16 Durchsuchungsbeschlüsse beim Amtsgericht Hamburg, die auch erlassen wurden.
Am 23.02.2022, früh gegen 06 Uhr, führten 70 Kriminalbeamte und drei Vertreter der Staatsanwaltschaft mit Unterstützung einer Einsatzgruppe der Wasserschutzpolizei sowie Spezialeinsatzkräften aus Niedersachsen und Hamburg eine Razzia durch. Zudem vollstreckten sie die Haftbefehle.
Die Durchsuchungsbeschlüsse führte die Beamten in verschiedene Hamburger Stadtgebiete und nach Schleswig-Holstein. Konkret ging es nach Stellingen, Ottensen, Groß-Flottbek, Wandsbek, Horn, Lurup sowie in Oststeinbek, Halstenbek und Rellingen (Schleswig-Holstein). Wie die Polizei angab, konnten die Ermittler vor Ort zahlreiche Beweismittel sicherstellen.
Bei Hausdurchsuchungen fanden sich zahlreiche Beweismittel
Darunter befanden sich über 1.500 Gramm Kokain, ca. 59.000 Euro Bargeld, knapp 14 Kilogramm Marihuana, über 1.000 Gramm Haschisch, etwa 2.000 Gramm Amphetamin, diverse schriftliche Unterlagen und Mobiltelefone, einen VW-Passat, eine Rolex-Uhr. Zudem konfiszierte man eine Kokainpresse und zahlreiche Waffen, wie Messer und Schlagstöcke. Darüber hinaus fanden die Beamten zwei Pistolen (Reck 7,35 mm und eine Cobra Enterprises 9 mm) und eine Langwaffe (Kaliber 22 mm) vor und zog sie ein.
Sechs mit Haftbefehl gesuchte Deutsche, im Alter von 38, 39, 39, 40, 54 und 57 Jahren, trafen die Beamten an und verhafteten sie. Gegen weitere neun Tatverdächtige lagen keine Haftgründe vor. Nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Maßnahmen konnten sie entsprechend entlassen werden. Die Ermittlungen dauern noch weiter an.
Trotz Anonymitätszusagen wurden die EncroChat-Daten von Ermittlern geknackt
EncroChat Handys hat man den Kunden als Garant für perfekte Anonymität angepriesen. Allerdings stellten französische Ermittler fest, dass EncroChat auch über einige Server in der Stadt Lille verfügte. Entgegen der Zusagen vonseiten des Herstellers gelang es Spezialisten infolgedessen, das Chatnetzwerk zu knacken. Dann schleusten die Beamten über den Server Schadsoftware auf sämtliche EncroChat-Handys. So gelang es, die Daten unbemerkt von den Geräten abzufangen und auf einen anderen Server auszuleiten.