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Bildquelle: videoflow, Lizenz

EncroChat: BKA zieht Bilanz über „Whatsapp der Organisierten Kriminalität“

Gemäß einem BKA-Sprecher sind in Deutschland bezüglich EncroChat mehr als 3.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Ein Sprecher des BKA nimmt Stellung zu Ermittlungsverfahren, vollstreckten Haftbefehlen sowie Beschlagnahmen im Zusammenhang mit dem EncroChat-Hack. Er offenbart aktuelle Zahlen mit Stand vom 31. August 2022 diesbezüglich aufgrund einer Anfrage der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen.

Wie der BKA-Sprecher konkret mitteilt, zog der EncroChat-Hack in Deutschland seit dessen Ende 3.200 Ermittlungsverfahren nach sich. Des Weiteren

„wurden in diesem Zusammenhang 1.400 Haftbefehle vollstreckt. Die Ermittler identifizierten insgesamt gut 3.000 EncroChat-Nutzer in Deutschland, das entspreche etwa 2.500 Personen. Ermittler stellten 357 Millionen Euro als Vermögensarrest und 61 Millionen Euro als Vermögenssicherung sicher. Zudem wurden über 6,3 Tonnen Cannabis, über 1.100 Kilogramm Kokain, etwa 590 Kilogramm Synthetische Drogen, etwa 73 Kilogramm Heroin, sowie über 158.000 Ecstasy-Tabletten sichergestellt.“

„Bewaffnung der Organisierten Kriminalität hierzulande deutlich höher als angenommen“

Oliver Huth, NRW-Vorsitzender bei der Kripo-Gewerkschaft Bund deutscher Kriminalbeamter, schätzt dabei ein, das erlangte Wissen sei für die Ermittler Gold wert. Er wies darauf hin, dass der Datenflut zu wenig Mitarbeiter gegenüberstehen, die das alles aufarbeiten und verdeutlicht:

„Das Dunkelfeld, das durch die Infiltrierung von EncroChat aufgedeckt wurde, haben wir so kaum vermutet. Wir wissen jetzt, wie die Täter vorgehen und kennen ihren Modus Operandi. Wir haben durch EncroChat bemerkt, dass die Bewaffnung der Organisierten Kriminalität hierzulande deutlich höher ist, als angenommen.“

EncroChat trotz Anonymitätszusagen von Ermittlern geknackt

EncroChat, Logo
Das EncroChat-Logo

EncroChat Handys wurden den Kunden als Garant für perfekte Anonymität angepriesen. Anfang 2020 war EncroChat einer der größten Anbieter von verschlüsselter digitaler Kommunikation mit einem sehr hohen Anteil an Benutzern, die vermutlich an kriminellen Aktivitäten, wie dem Handel mit Kokain und Cannabis sowie an Geldwäsche, beteiligt sind. Allerdings stellten französische Ermittler fest, dass EncroChat auch über einige Server in der Stadt Lille verfügte. Entgegen der Zusagen von Seiten des Herstellers, gelang es Spezialisten infolgedessen, das Chatnetzwerk zu knacken.

EncroChat-Abhöraktion lief über knappe drei Monate

Mittels aufgespielter Trojanersoftware waren die Strafverfolgungsbehörden seit April 2020 live dabei, wenn es um Drogen- und Waffengeschäfte und einen Auftragsmord ging. Ermittler bekamen durch das Infiltrieren Zugriff auf Tausende Chatnachrichten zwischen den Nutzern und damit einen „genauen Einblick in die verschwiegene Welt der Organisierten Kriminalität“. Die Aktion zog bis in die Gegenwart zahlreiche Razzien, Verfahren und Verurteilungen nach sich. Das Abfangen der EncroChat-Nachrichten wurde allerdings im Juni 2020 eingestellt. Das Unternehmen stellte fest, dass eine Behörde in die Plattform eingedrungen war und diese dadurch kompromittiert war. EncroChat schickte daraufhin eine Warnmeldung an alle Benutzer.

Sind Daten aus Encro-Chat-Hack illegal erlangt worden und damit vor Gericht unzulässig?

Der Kassationsgerichtshof Frankreichs als oberster Gerichtshof wies noch in diesem Monat ein EncroChat-Urteil an das Berufungsgericht zurück. Der Strafprozess stützte sich auf Beweise aus dem gehackten, verschlüsselten EncroChat-Netzwerk. Anwälte stellten die Geheimhaltung der Anfang Juli 2020 von französischen Ermittlern durchgeführten Hacking-Operation vor Gericht infrage.

Damit kamen erneut Zweifel an einer Rechtmäßigkeit der Daten-Verwertung auf. Auch in Deutschland stieß der Hack bereits auf Bedenken. Allerdings entschied der Bundesgerichtshof hier, dass die durch französische Behörden gewonnenen Erkenntnisse per EncroChat im Ergebnis verwertbar sind. Gemäß Angaben von moz.de, soll der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte darüber entscheiden und eine endgültige Klärung herbeiführen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.