Der Geschäftsführer Paul Krusky und sieben weitere leitende Mitarbeiter von EncroChat wurden kürzlich in verschiedenen Ländern verhaftet.
Paul Kruska spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Verschlüsselungs-Messengers EncroChat. Kürzlich nahm man ihn und später auch seine Frau fest.
EncroChat: 8 Festnahmen in mehreren Ländern
Doch nicht nur ihn. Die Polizei hat bei einer länderübergreifenden Operation in Spanien, Dubai und der Dominikanischen Republik insgesamt acht Personen festgenommen, die verdächtigt werden, hinter dem Messenger für Kriminelle, EncroChat, zu stecken. Darüber berichtete das Newsportal VICE World News.
Die von Europol und französischen Spezialermittlern koordinierte Reihe von Verhaftungen erfolgte zwei Jahre, nachdem die französische Polizei sich in das verschlüsselte Messaging-Netzwerk gehackt hatte. Dieses haben Tausende hochrangige Kriminelle genutzt, um darüber ihre Drogengeschäfte, Geldwäsche, Gewalt und vieles mehr zu koordinieren.
Seitdem wurden Tausende von Berufsverbrechern aufgrund von belastenden Telefonnachrichten, die über EncroChat versandt wurden, verhaftet, strafrechtlich verfolgt oder verurteilt. Einzig die ehemaligen Betreiber von EncroChat blieben bislang im Dunklen.
War Paul K. der Drahtzieher von EncroChat?
Laut der Zeitung „Le Parisien“ drehte sich die Aktion um den kanadischen Verdächtigen „Paul K.“, der eine der Schlüsselfiguren dieses Dienstes sein soll. Ihn verhaftete man bereits letzten Monat in der Dominikanischen Republik. Aus unbekannten Gründen hat man ihn dann wieder freigelassen.
Anfang Juli wurde auch die Frau von Paul K. verhaftet, ebenso wie sechs weitere Personen, die verdächtigt werden, am Betrieb von EncroChat beteiligt zu sein. Es gab drei Festnahmen in Spanien und drei in Dubai, heißt es in dem Bericht weiter.
Die Behörde Europol reagiert höchst sparsam auf die Presseanfrage der Kollegen. Man zeigte sich wenig glücklich über die Tatsache, dass die Zeitung bereits Details der Verhaftungen veröffentlicht hatte. Wahrscheinlich bezieht sich die Abkürzung auf Paul Krusky, einen kanadischen Technikexperten, der laut Motherboard Vice maßgeblich an der frühen Entwicklung und dem Betrieb von EncroChat beteiligt war. Wie die Ermittlungen zeigten, nutzte EncroChat offenbar eine Briefkastenfirma in Panama und ein Bankkonto in Luxemburg.
Paul Krusky wird in Forenbeiträgen aus dem Jahr 2002 als Mitarbeiter eines Internet-Anbieters mit Servern in Waterloo, Ontario, aufgeführt. Bisher ist unklar, welche Anklagen gegen Paul Krusky in seiner Rolle bei EncroChat erhoben werden.
Anwälte bemängeln unfaires Verfahren vor Gericht
Eine Gruppe von Anwälten, die Angeklagte in EncroChat-Fällen vertraten, veröffentlichte kürzlich einen offenen Brief. In diesem erklärten sie, dass ihre Mandanten keine fairen Verfahren erhalten haben, weil die französische Militärpolizei die technische Operation gegen EncroChat mit großer Geheimhaltung durchgeführt hat.
Drogen kommen weiter ins Land, als wäre nie etwas passiert
Für die Behörden gibt es trotzdem keinen Grund zu jubeln. Obwohl in mehreren Ländern viele Tausend Encrochat-Verfahren eingeleitet und manche schon abgeschlossen wurden, fließen die Drogen ungebremst nach Europa und die USA, als wäre nie etwas geschehen. Zwar wurde man in der Zwischenzeit vielen Kriminellen habhaft, ihre Tätigkeit haben aber zwischenzeitlich andere Personen übernommen.