Cybercrime-Ermittler folgen Drogen-Spuren
Cybercrime-Ermittler folgen Drogen-Spuren
Bildquelle: timbrk, Lizenz

Cybercrime-Ermittler stoppen Online-Drogenhandel

Mehrjährige Ermittlungen von bayerischen Cybercrime-Ermittlern führten zur Festnahme von sieben Drogen-Dealern, die weltweit agierten.

Die Zusammenarbeit des Rauschgiftdezernats beim Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA), des Zollfahndungsamts München (ZFAM) und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) erbrachte einen Fahndungserfolg nach Drogen-Dealern. Die Beamten ermittelten dabei sieben Tatbeteiligte aus Berlin, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden.

Diesen warf man vor, bandenmäßig unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge betrieben zu haben. Teilweise erfolgten bereits Verurteilungen. Darüber informierte die Polizei Bayern in einer heutigen Pressemitteilung.

Rosenheim-Cops auf Cybercrime-Täterspur

Die Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim folgten im Fall Hinweisen, die sich aufgrund eines Todesfalles ergaben. Ein 44-jähriger Mann verstarb im April 2021, „u. a. an einer Kokain-Intoxikation“. Wie weiterführende Ermittlungen ergaben, so bestellte sich der Mann die Betäubungsmittel auf einer Website im Internet.

Infolge stellte sich heraus, dass die Plattform-Betreiber „in der Vergangenheit aus dem Darknet agierten, allerdings die Hürde zum Erwerb der Betäubungsmittel so niedrig wie möglich halten wollten und daher vor mehreren Jahren ins Clearnet gewechselt seien“, so die Beamten.

Bestellungen konnte man im Drogen-Shop per E-Mail oder über einen Messenger-Dienst ordern. Als Bezahlung akzeptierten die Täter Bitcoin oder Monero. Der weltweite Versand erfolgte größtenteils aus Deutschland. Ab diesem Ermittlungsstand übernahm die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) gemeinsam mit dem BLKA ab Oktober 2021 den Fall.

Deutsche Post hilfreich, Kryptoermittlungen zielführend

Zunächst folgten die ZCB-Beamte der Spur unter Mithilfe der Deutschen Post und durch Kryptoermittlungen. Diese führte zu einem 46-Jährigen mit britischer und südafrikanischer Staatsangehörigkeit in Berlin. Auch das Landeskriminalamt Berlin zeigte bereits Interesse an dem Mann, „da dieser eine weitere bislang unbekannte Seite im Clearnet betrieb“. In seiner Wohnung stellten die Ermittler bei seiner Festnahme am 15. Januar 2022 rund 35 Kilogramm Betäubungs- und Arzneimittel sicher.

Ein weiterer Beteiligter ging der Polizei gleichfalls in Berlin ins Netz. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in den Niederlanden zogen die Beamten vier Kilogramm Drogen ein. Ermittlungen ergaben, dass die Männer rund 60 Kilogramm Drogen, darunter MDMA, Kokain, Speed, Crystal Meth und 200.000 Tabletten wie Ecstasy mit einem Gesamtwirkstoffgehalt von 60 kg, über das Darknet und das Clearnet verkauft und versandt hätten. Bestelllisten wiesen 2.150 Bestellungen in 61 Ländern, davon fast 800 Lieferungen nach Deutschland, aus. Die daraus erzielten Einnahmen beliefen sich dabei auf mehr als 500.000 €.

Täter zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt

Der Fall landete nach Erhebung der Anklage am 26. Oktober 2022 vor der für Cybercrime zuständigen Strafkammer des Landgerichts Bamberg. In der Verhandlung zeigten sich die Angeklagten vollumfänglich geständig. Sie leisteten zudem Aufklärungshilfe. Das Urteil lautete auf Freiheitsstrafen von jeweils 7 Jahre und 2 Monate. Die Unterbringung erfolgte in einer Entziehungsanstalt.

Allerdings liefen die Ermittlungen noch weiter. Es folgten die Festnahmen zwei weiterer Tatverdächtiger im August 2022 in Kleve. Der 31-jährigen Frau und dem 35-jährigen Mann legte man zur Last, den weltweiten Versand ab Dezember 2021 organisiert zu haben. Für den Vertrieb von „mindestens 7 kg Betäubungsmittel wie Heroin, Kokain und Crystal Meth, sowie 68.000 LSD-Trips erhielten die Tatverdächtigen einen Betrag von 5.000 € monatlich“.

Vor dem Landgericht Bamberg mussten sich die Täter wegen bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten. Für schuldig befunden, erhielt der 35-Jährige einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren und 10 Monaten. Die 31-Jährige muss für sechs Jahre und zwei Monate in das Gefängnis.

Erfolgsbilanz der Ermittlungsbeamten weist sieben Täter auf

Drei weitere Täter konnte die Polizei anhand von Geständnissen der Verurteilten im August 2023 festnehmen. Es handelt sich hierbei um niederländische Staatsangehörige.

Ein 31-Jähriger, der als Kurier fungiert haben soll, konnte gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Polizei am 28. August 2023 in Düsseldorf festgenommen werden. Er führte ca. 20 kg Rauschgift mit sich.
In enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden konnte einer der mutmaßlichen Hintermänner, 32 Jahre alt, kurze Zeit später in Amsterdam festgenommen werden und wurde sehr schnell nach Deutschland ausgeliefert. Der zweite mutmaßliche Hintermann, ein 28-Jähriger, konnte zunächst flüchten, stellte sich am 30. August 2023 selbst den Behörden und befindet sich derzeit in Auslieferungshaft in den Niederlanden.“

Insgesamt durchsuchten die niederländischen Behörden fünf Objekte. Dabei stellten sie Vermögenswerte (Bargeld, Luxusgegenstände etc.) und Datenträger sicher. Die Ermittlungen dauern nach Aussage der Polizei noch weiter an.

Auch Kunden im Visier der Cybercrime-Ermittler

Wie die Polizei weiter berichtete, werden auch „gegen alle identifizierten Besteller der Betäubungsmittel Strafverfahren eingeleitet“.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.