EncroChat
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Bildquelle: tashatuvango, Lizenz

EncroChat-Entschlüsselung: sprudelnde Geldquelle für die Staatskasse

Neben langjährigen Haftstrafen für Drogendealer sorgte die EncroChat-Entschlüsselung für Hunderte Millionen Euro Zuwachs in die Staatskasse.

Wie der Spiegel unter Berufung auf vertrauliche Polizei-Unterlagen informiert, sollen Beamte auf der Grundlage der EncroChat-Entschlüsselung seit 2020 gerichtliche Vermögensarreste von 319 Millionen Euro erwirkt haben. 187 Millionen Euro ließen sich davon in Form von Immobilien, Autos und Bargeld schon sicherstellen.

EncroChat Handys wurden ihren Kunden als Garant für perfekte Anonymität angepriesen. Allerdings stellten französische Ermittler fest, dass EncroChat auch über einige Server in der Stadt Lille verfügte. Entgegen der Zusagen des Herstellers gelang es dann Spezialisten, das Chatnetzwerk zu knacken. Die Polizeibeamten schleusten über den Server Schadsoftware auf sämtliche EncroChat-Handys. So gelang es, die Daten unbemerkt von den Geräten abzufangen und auf einen anderen Server auszuleiten.

EncroChat-Entschlüsselung sorgte für weltweite Beschlagnahme von Geld, Drogen und Waffen

Durch das Entschlüsseln von EncroChat-Daten im Juli 2020 konnten Einsatzkräfte der Polizei bisher weltweit Geld, Drogen und Waffen sicherstellen. Gemäß dem Bundeskriminalamt (BKA) laufen allein in Deutschland über 2.700 Ermittlungsverfahren bezüglich illegalem Drogen – und Waffenhandel gegen Encrochat-Handynutzer. 12,1 Millionen abgefangene Chatnachrichten deutscher User geben darüber Aufschluss.

Aktuell zieht die Polizei in einer vertraulichen Unterlage Bilanz. Dabei stehen getätigte Beschlagnahmungen rund um die EncroChat-Entschlüsselung bzw. – Datenauswertung in Deutschland im Vordergrund. Wie aus dem Papier hervorgeht, stießen Beamte bei Durchsuchungen gleich tonnenweise auf Drogen sowie auf Hunderte Schusswaffen. Konkret gelang es den Ermittlern seit 2020 gerichtliche Vermögensarreste in Höhe von mehr als 319 Millionen Euro zu erwirken.

Die davon bereits sichergestellte Summe von 187 Millionen Euro dürfte sich erwartungsgemäß noch weiter erhöhen. Zum einen konnte der Wert zahlreicher beschlagnahmter Luxusgüter noch nicht exakt festgestellt werden. Zum anderen sind auch die Ermittlungen gegen die ca. 3000 Nutzer noch nicht abgeschlossen.

Entschlüsselte SKY ECC Chats sollen für Nachschub sorgen

Weitere Ermittlungserfolge erwartet man nun auf Basis von entschlüsselten SKY ECC Chats. Die Ermittlungen gegen dieses Netzwerk laufen seit Ende 2020. Wie der Spiegel mitteilt, soll „dessen Kundenstamm soll in Deutschland fünfmal so groß sein wie der von EncroChat. Bislang konnte das Bundeskriminalamt knapp 700 Nutzer des Anbieters identifizieren“.

Bereits am 15.02.2022 kam es durch die entschlüsselten Nachrichten des kanadischen Anbieters SKY ECC in ganz Europa zu zahlreichen Festnahmen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.