DNS-Blockaden weltweit: Wie der Konflikt zwischen Canal+ und Quad9 die Zukunft der Netzneutralität prägen könnte.
Der Medienkonzern Canal+ greift im Kampf gegen illegale Sportübertragungen zu drastischen Mitteln. Französische Gerichte haben Internetprovider wie Quad9 und Vercara dazu verpflichtet, den Zugang zu bestimmten Piraten-Streaming-Seiten zu sperren. Die betroffenen Unternehmen sehen darin jedoch eine mehr als nur bedenkliche Entwicklung und wollen sich mit allen Mitteln juristisch dagegen wehren. Billig wird dieser Rechtsstreit sicherlich nicht. Deshalb bittet Quad9 die Internet-Gemeinschaft um Hilfe.
Gerichtliche Verfügungen gegen DNS-Anbieter
Auf Antrag von Canal+ haben französische Gerichte mehrere einstweilige Verfügungen zur Durchsetzung von DNS-Sperren gegen Piraterie-Webseiten erlassen. Damit soll der Zugang zu unautorisierten Streams von Fußballspielen der UEFA Champions League und der Premier League unterbunden werden. Auch die französische Top-14-Rugby-Liga ist davon betroffen.
DNS-Anbieter wie Quad9 und Vercara sind von diesen Anordnungen direkt betroffen. Canal+ argumentierte, die Sperren seien notwendig, um eine Umgehung der regulären Sperren durch alternative DNS-Resolver zu verhindern. Die Gerichte folgten dieser Argumentation und erhöhten damit den juristischen Druck auf die beiden DNS-Anbieter.
Quad9 wehrt sich gegen „DNS-Zensur“
Für Quad9 sind solche Maßnahmen leider nichts Neues. Bereits in Deutschland wurde das Unternehmen von Sony Music dazu verpflichtet, Piraterie-Domains wie z.B. canna.to zu sperren. Nach einer erfolgreichen Berufung gegen diese Entscheidung steht nun eine ähnliche Auseinandersetzung in Frankreich an.
Quad9 kritisiert das Vorgehen von Canal+ scharf. Das Unternehmen sieht DNS-Provider wie sich und Vercara als neutrale Vermittler, die keine Verantwortung für die aufgelösten Domainnamen tragen. Es bezeichnet die französischen Sperrverfügungen als „absurde Anwendung des Urheberrechts“. Denn solche Maßnahmen könnten die Sicherheit des Internets gefährden und weitreichende Folgen für die Netzneutralität haben.
DNS-Sperren mit globalen Auswirkungen
Eine ganz besondere Herausforderung für Quad9 ist die globale Umsetzung der Sperrmaßnahmen gegen Piraten-Streaming-Seiten. Da das Unternehmen keine Nutzerdaten speichert, müssen die Sperrungen weltweit durchgeführt werden, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen. Dies hat zur Folge, dass auch Nutzer außerhalb Frankreichs betroffen sind.
Die globalen Auswirkungen solcher Sperren dürfen nicht unterschätzt werden. Denn wenn nationale Gerichte weltweite Sperren anordnen, entsteht ein rechtliches Spannungsfeld zwischen regionalen Gesetzen und dem globalen Internet. Nutzer in anderen Ländern verlieren den Zugang zu Diensten, die in ihrer Region legal sein könnten. Dies untergräbt das Prinzip der Netzneutralität und könnte zu einer „Fragmentierung“ des Internets führen. Dies berichtet der Blog TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.
Cisco hat bereits Konsequenzen gezogen und seinen OpenDNS-Dienst in Frankreich eingestellt. Quad9 hingegen hält an seinem Dienst fest, Man hat aber angekündigt, gegen die Verfügung Berufung einzulegen.
Quad9 bittet um Hilfe: Ohne eure Unterstützung geht es nicht!
Als gemeinnützige Organisation ist Quad9 auf unser aller Unterstützung angewiesen. Der DNS-Anbieter bittet die Öffentlichkeit um finanzielle Hilfe, um die Berufung vor Gericht durchsetzen zu können. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Der Ausgang dieses Rechtsstreits könnte weitreichende Folgen für die Zukunft des Internets und den Umgang mit DNS-Sperren haben!!!
Die juristische Auseinandersetzung wird mit Spannung verfolgt, da die Entscheidung der höheren Gerichte die rechtlichen Grundlagen für ähnliche Verfahren in Europa beeinflussen könnte.
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