Junges Paar bewundert einen großen Fernseher
Junges Paar bewundert einen großen Fernseher
Bildquelle: AndrewLozovyi, Lizenz

Fernseher mit 8K oder OLED: Verkaufsverbot ab März denkbar

Aufgrund einer neuen EU-Richtlinie könnte für viele Fernseher mit modernen Features wie OLED und 8K-Auflösung bald ein Verkaufsverbot drohen.

Angesichts der neuen Ökodesign-Richtlinie der EU könnte die Auswahl an verfügbaren Fernsehern mit modernen Features wie OLED und 8K-Auflösung demnächst sehr übersichtlich ausfallen. Denn ab März 2023 gilt eine Obergrenze für die Leistungsaufnahme neuer Geräte, die die Hersteller zumindest nach dem heutigen technischen Stand selten einhalten. Doch es gibt Schlupflöcher – zulasten der Verbraucher.

EU-weites Verkaufsverbot für viele OLED- und 8K-Fernseher droht

Wie 4kfilme.de berichtet, fallen fast alle modernen Fernseher unterschiedlichster Größen in die Energieeffizienzklasse G – also die schlechteste Klasse, die die EU vorgesehen hat. Und TV-Geräte dieser Kategorie dürfen ab März 2023 innerhalb der EU nicht mehr verkauft werden.

Gerade im Hinblick auf OLED und 8K ist das besonders brisant. Denn beide Features treiben den Stromhunger eines Fernsehers zusätzlich in die Höhe. Schließlich muss ein 8K TV-Gerät über 33 Millionen Pixel mit Inhalt befüllen. Das entspricht immerhin der 4-fachen Datenmenge gegenüber 4K und sogar der 16-fachen gegenüber der FullHD-Auflösung. All diese Pixel benötigen eine Bildinformation, die unter Aufwendung von Energie berechnet werden muss.

Bei OLED-Fernsehern kommt noch hinzu, dass jeder einzelne Pixel für sich leuchtet. Das mündet im schlimmsten Fall, bei einem komplett weißen Bild, ebenfalls in einem sehr hohen Stromverbrauch. Und auch wenn die EU dafür einen kleinen Korrekturfaktor vorgesehen hat, ebenso wie für eine im Werkszustand aktivierte automatische Helligkeitsregulation, reicht dies offenbar nicht aus, um aktuelle OLED-Geräte in einer höheren Effizienzklasse einzustufen.

SDR-Modus des Fernsehers ist maßgeblich – das macht Hoffnung

Wie der Bericht jedoch hervorhebt, gibt es durchaus Möglichkeiten, ein Verkaufsverbot zu umgehen. Wenngleich diese wahrscheinlich in für viele Verbraucher verwirrenden Maßnahmen münden. Denn der Energieeffizienzindex bezieht sich auf den Stromverbrauch des Fernsehers im SDR-Modus, wohingegen der HDR-Modus davon unbeeindruckt bleibt.

Schaffen es die Hersteller also, den Stromverbrauch im SDR-Modus unter den geforderten Grenzwert zu drücken, so dürfen sie die betroffenen Geräte weiterhin verkaufen. Im HDR-Modus können sie sich daraufhin austoben. Entscheidend ist vor allem die Konfiguration des Fernsehers im Auslieferungszustand. Aktive Öko-Einstellungen ab Werk werden bei der Bewertung belohnt, selbst wenn der Anwender diese im Nachhinein deaktiviert.

Dominic Jahn von 4kfilme.de findet dafür einen sehr passenden Vergleich:

„Das wäre genau so, also würde man einen 600PS-Boliden als ökologisch vertretbar erklären, weil dieser im Standgas weniger als 10 Liter in der Stunde verbraucht. Klingt für uns nach Gemauschel, kommt jedoch den TV-Herstellern (und am Ende dem Kunden) zugute.“

Dominic Jahn von 4kfilme.de

Bildqualität liegt womöglich bald in den Händen der Verbraucher

Ein Lösungsansatz könnte somit sein, dass die Hersteller den Stromverbrauch künstlich durch diverse Öko-Features im SDR-Modus reduzieren. Die Deaktivierung vorhandener Bildverbesserungsalgorithmen, eine künstlich reduzierte Auflösung, eine reduzierte Bildhelligkeit sowie eine verringerte Bildwiederholungsrate sind einige Aspekte, die dabei eine Rolle spielen könnten.

Möchte der Anwender jedoch die optimale Bildqualität, so müsste er infolgedessen selbst aktiv werden. Zum Beispiel, indem er die Konfiguration des Geräts manuell anpasst. Wer im Umgang mit technischen Geräten nicht allzu geschickt ist, könnte daher vom ersten Eindruck seines neu auf Amazon bestellten Fernsehers enttäuscht sein. Dies wiederum dürfte letztendlich die Marketingabteilungen sämtlicher Hersteller vor neue Herausforderungen stellen.

Wer derzeit mit dem Kauf eines neuen Fernsehers liebäugelt, der ist demnach sicherlich gut beraten, wenn er seine Entscheidung noch vor März 2023 trifft. Denn wie sich der Markt danach entwickelt, steht aktuell in den Sternen. Doch eines dürfte klar sein: Einen neuen 4K-Fernseher für 1,95€ wird auch danach niemand bekommen.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.