Ein Ehepaar bestellt Auftragsmord im Darknet
Ein Ehepaar bestellt Auftragsmord im Darknet
Bildquelle: breakermaximus, Lizenz

Auftragsmord-Bestellung im Darknet mündet in hohen Haftstrafen

Einen Auftragsmord im Darknet orderte ein Ehepaar aus Stuttgart unter einem Pseudonym. Das Landgericht Hamburg erteilte dafür hohe Haftstrafen

Das Landgericht (LG) Hamburg urteilte am Dienstag in einem Fall bezüglich gemeinschaftlich versuchter Anstiftung zum Mord. Hierbei suchte ein Stuttgarter Ehepaar Anfang 2022 für einen Auftragsmord im Darknet einen Auftragnehmer. Getötet werden sollte der frühere Lebenspartner der Frau.

Anlässlich eines Sorgerechtsstreits um die gemeinsame Tochter soll eine ehemalige Schönheitschirurgin und ihr Mann gemeinsam geplant haben, den in Hamburg lebenden, früheren Lebenspartner der Frau per Auftragsmord-Bestellung töten zu wollen. Dabei sah es das Landgericht Hamburg als erwiesen an, dass die 49 Jahre alte Ärztin und der 52 Jahre alte Unternehmer versucht haben, über das Darknet einen Auftragsmörder anzuheuern.

Entsprechend hoch fielen dann auch die Strafen aus. Das LG Hamburg sprach für die Angeklagte fünf Jahre und sechs Monate Haft aus. Der Angeklagte muss für fünf Jahre und drei Monate in das Gefängnis.

Mit dem Urteil blieb das LG noch unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Die befand für die Ärztin sieben Jahre und zehn Monate Haft als tatangemessen. Der Unternehmer sollte für sechs Jahre und acht Monate in das Gefängnis gehen.

Die Verteidigung forderte für ihre Mandanten jeweils Freisprüche. Gegen das Urteil kann noch Berufung eingelegt werden. Während die 49-Jährige ein Geständnis ablegte, bestritt Ihr Mann hingegen eine Tatbeteiligung. Dennoch konnte das Gericht ihm nachweisen, dass er die Bitcoins für eine Bezahlung der angeblichen Auftragsmörder im Darknet bereitstellte.

Angeklagte mit psychischen Problemen?

Die Frau berief sich hinsichtlich ihrer Tat auf psychische Probleme. Das Gericht konnte sie davon jedoch nicht überzeugen. Die Richterin wertete entsprechend: „Uns wurde hier viel Theater geboten – und meistens war es schlechtes“. Auch die Vorwürfe gegen ihren Ex-Partner waren frei erfunden, um das alleinige Sorgerecht für die Tochter zu bekommen.

Die Vorsitzende Richterin bezeichnete den Fall als außergewöhnlich. Einerseits käme ein solches Verbrechen nicht allzu häufig vor. Andererseits wäre beachtlich, dass zwei ehemals beruflich erfolgreiche Personen zu einer solchen Tat überhaupt fähig seien. Gemäß NDR bemerkte die Vorsitzende Richterin zu Beginn der Urteilsverkündung: „Man mag sich nicht vorstellen, dass zwei erfolgreiche Menschen so etwas tun.“

Den beiden Angeklagten bescheinigte die Richterin „eine enorme Fallhöhe“. Sie stellte fest, dass Verbrechen in allen Gesellschaftsschichten auftreten können. Über die Angeklagte befand sie: „Diese Frau macht alles kaputt. Sie hat zwei Familien zerstört: die alte und die neue.“ Aus Sicht der Richterin sei für die Frau eine Therapie dringend angeraten. Darum hoffe sie darauf, dass das Urteil nicht anfochten werde.

Sorgerechtsstreit mündete in Auftragsmord-Bestellung im Darknet

Vor dem Hintergrund eines Sorgerechtsstreites soll das Ehepaar zwischen Januar und März letzten Jahres im Darknet versucht haben, einen Auftragsmörder zu akquirieren.

Mit dem Ziel, den ehemaligen Lebensgefährten der Ärztin und Vater der gemeinsamen Tochter ermorden zu lassen, hätten sie auf einer entsprechenden Plattform unter einem Pseudonym einen solchen Auftrag gepostet. Dazu sollen sie das Foto der Zielperson und dessen Hamburger Anschrift angegeben haben.

Auftragsmord-Angebot auf Darknet-Plattform entpuppte sich als Fake

Als Antwort auf das Posting forderte der Admin der Darknet-Site 15.000 Dollar in Bitcoin, einzuzahlen auf ein vermeintliches Treuhandkonto. Diesem Verlangen leistete das Paar Folge. Da es sich bei der ausgewählten Plattform gemäß Anklage um Betrug handelte, entsprechende Leistungen bot man dort nur zum Schein an, kam es nie zu einer erwarteten Vertragserfüllung.

So schnell wollten die beiden dann aber doch nicht aufgeben. Mitte März schließlich wandten sie sich an einen aktiven User im Forum. Diesen fragten sie um Rat. Sie teilten ihm ebenso die Angaben wie Namen und Anschrift des Ex-Mannes der Ärztin mit. Als Grund für den Auftrag nannten sie angeblichen Kindesmissbrauch. Allerdings gehörte dieser User ebenso zu den Betrügern. Somit lief auch dieser erneute Mordauftrag ins Leere.

FBI observierte Darknet-Auftragsmord-Plattform

Am 4. April letzten Jahres teilte ein Admin den beiden Angeklagten dann mit, dass das von ihnen eingezahlte Geld nicht zurückerstattet werde. Die Ermittlungen liefen durch einen Hinweis der US-Bundespolizei FBI an, die wiederum das Bundeskriminalamt informierte.

Die Handschellen klickten für die beiden im Juni 2022. Die Frau wurde in einem Hamburger Gerichtssaal festgenommen. Dort sollte sie als Zeugin gegen ihren früheren Lebensgefährten aussagen. Dieser erhielt in dem Verfahren einen Freispruch. Im aktuellen Prozess trat er als Nebenkläger auf.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.