Globale Überwachungs-Sicherheitstechnologie als abstrackte Kunst dargestellt
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Bildquelle: kentoh, Lizenz

Augury: USA kauft Petabytes an weltweiten Internetdaten

Augury erfasst über 90% des weltweiten Internetverkehrs. Auch aus Europa, genauer gesagt Deutschland stehen massenhaft Daten zur Verfügung.

Augury ist ein mächtiges Tool zur Massenüberwachung. Über 550 Erfassungsstellen in Europa, dem Nahen Osten, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien ermöglichen es dem Programm, über 90% des weltweiten Internetverkehrs lückenlos zu überwachen.

Unter anderem zählt auch der amerikanische Geheimdienst zu den Kunden und kauft Petabytes an globalen Internetdaten. Aus Europa, genauer gesagt Deutschland, stehen ebenfalls massenhaft Daten zur Verfügung.

Augury: Zugang zu einer überwiegenden Mehrheit aller Aktivitäten im Internet

Augury ist ein wahrlich mächtiges Programm und Werkzeug zur Überwachung des globalen Internets. Hinter der Entwicklung dieses Tools steckt die private Cybersicherheitsfirma Team Cymru.

Cybersecurity-Analysten nutzen Augury zum Beispiel um die weltweiten Aktivitäten von Hackern zu verfolgen oder um Cyberangriffe zuordnen zu können. Aber auch Militär und Geheimdienste haben ein sehr großes Interesse an diesen Daten. Nun hat ein Whistleblower Alarm geschlagen und sich an den US-Senator Ron Wyden gewand. Motherboard berichtet in einem ausführlichen Artikel zu dem Thema und veröffentlicht einen Brief des Senators, in dem dieser dringend um Aufklärung bittet.

E-Mail-Daten, Browserverlauf und sensible Internet-Cookies werden erfasst

Weltweite Überwachung durch Augury
Weltweite Überwachung durch Augury

Augury oder „Pure Signal RECON“ genannt, ist in der Lage, eine unglaubliche Menge an Daten zu erfassen und zu sammeln. E-Mail-Daten, der Browserverlauf und auch sensible Internet-Cookies der Nutzer können demnach lückenlos erfasst werden. Das sind allesamt Daten, für welche Ermittlungsbehörden eigentlich einen richterlichen Beschluss bräuchten, um sie erheben zu können.

Der Sicherheitsexperte Zach Edwards sagt dazu: „Das ist einfach alles an Daten, was im Netz vorhanden ist. Es gibt eigentlich nichts anderes zu erfassen als den Geruch von Elektrizität„.

Es ist erschreckend, dass diese teils sehr sensiblen Daten für Geld zu kaufen sind. Regierungen und Geheimdienste, aber auch große Unternehmen können sie ohne Weiteres erwerben und für ihre Zwecke einsetzen.

Die Daten von Augury können auch Webbrowser-Aktivitäten umfassen

Um an diese Daten zu gelangen, arbeitet Team Cymru unter anderem weltweit mit Internetdienstanbietern (ISPs) zusammen. Motherboard schreibt dazu:

Augury enthält auch so genannte Netflow-Daten, die ein Bild des Verkehrsflusses und -volumens in einem Netz vermitteln. Dazu kann gehören, welcher Server mit einem anderen kommuniziert hat, eine Information, die normalerweise nur dem Eigentümer des Servers selbst oder dem Internetdienstanbieter, der den Verkehr überträgt, zur Verfügung steht.

Team Cymru erhält diese Netflow-Daten von ISPs; im Gegenzug stellt Team Cymru den ISPs wertvolle Bedrohungsdaten zur Verfügung.

Motherboard

Das auch deutsche ISPs mit Team Cymru zusammenarbeiten, gilt als sehr wahrscheinlich und sollte uns daher einen berechtigten Grund zur Besorgnis geben. Außerdem ist nicht anzunehmen, dass Internetnutzer hier in Deutschland jemals wissentlich ihre Zustimmung für die Übermittlung dieser Daten abgegeben haben.

Motherboard zitiert dazu eine Quelle, welche mit den Netflow-Daten vertraut ist: „Die Internet-Nutzer wissen mit Sicherheit nicht, dass ihre Daten in diesem Umfang an Team Cymru weitergegeben werden. Und noch viel weniger, dass diese dann den Zugang zu diesen Daten weiter verkaufen„.

Sicherlich mag es viele legitime Nutzungsszenarien für diese unglaubliche Menge an erhobenen Daten geben. Der von US-Senator Ron Wyden verfasste Brief zeigt aber auch, welches enorme Missbrauchspotenzial und welche Gefahr von Augury ausgehen kann. Eine Vorratsdatenspeicherung, wie wir sie kennen – und fürchten, ist dahingehend nur ein harmloses „Kinderspielzeug“.

Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.