Larry Ellison erklärt, dass Oracle voll und ganz auf KI-Massenüberwachung setzt. Damit könne man jeden Bürger "auf Linie halten".
Larry Ellison traf sich letzte Woche auf einem Finanzanalystentreffen von Oracle. Ellison glaubt, Polizisten und Bürger würden stets „ihr bestes Verhalten an den Tag legen„. Aber eben nur, wenn man sie permanent filmt und ihr Verhalten analysiert. Die Künstliche Intelligenz (KI) stünde kurz davor, eine neue Ära der Massenüberwachung einzuläuten. Er fügte hinzu, dass sein Konzern bereit sei, als technologisches Rückgrat für solche Anwendungen zu dienen.
Große Techfirmen setzen Oracle für KI-Anwendungen ein
Larry Ellison äußerte sich gegen Ende eines einstündigen Gesprächs auf dem Oracle-Finanzanalystentreffen letzte Woche während einer offenen Frage- und Antwortrunde. In dieser stellte er Oracle – ein langjähriger Auftragnehmer der US-Regierung, der in letzter Zeit verschiedene IT-Deals mit AWS (Amazon) und Microsoft abgeschlossen hat – wenig überraschend als den KI-Infrastruktur-Player überhaupt dar. Viele Unternehmen, so Ellison, bauen KI-Modelle bei Oracle wegen dessen „einzigartiger Netzwerkarchitektur“, die noch aus der Ära der Datenbanken stammt.
Larry Ellison: KI & Überwachung sind heiß, Datenbanken aber nicht
„KI ist heiß, Datenbanken sind es nicht“, sagte er. Dies gestaltet Oracles Teil des Puzzles scheinbar weniger sexy, aber nicht weniger wichtig. Zumindest soll es so sein, wenn es nach ihm selbst geht. KI-Systeme müssen über gut organisierte Daten verfügen, sonst seien sie nicht so wertvoll. Die Tatsache, dass sich einige große Namen im Bereich des Cloud Computing (und Elon Musks KI-Chatboxhersteller Grok) an Oracle gewandt haben, um ihre KI-Infrastruktur zu betreiben, bedeutet, dass Oracle offensichtlich etwas richtig macht, orakelte der CTO. Wenn sich schon Elon Musk und Satya Nadella von Microsoft für sie entschieden haben, so sei dies als gutes Zeichen zu werten.
Als ideale Anwendung für dieses differenzierte Angebot sieht Ellison die Maximierung der KI-Fähigkeiten zur Überwachung eines ganzen Volkes.
Oracle: eine ideale Cloud-Plattform für massenhafte KI-Überwachung
Mit Blick auf die Kombination aus der Oracle Cloud-Infrastruktur und fortschrittlicher KI sagte Larry Ellison den Amerikanern von morgen eine Welt der ständigen Rechenschaftspflicht voraus. In dieser würden Computer jeden in Schach halten. „Die Polizei wird sich von ihrer besten Seite zeigen, weil wir ständig alles beobachten und aufzeichnen, was vor sich geht“, sagte Ellison vor Analysten. Er beschrieb Polizeikameras, die ständig eingeschaltet sind, ohne dass die Polizeibeamten die Möglichkeit hätten, die Übertragung an Oracle zu deaktivieren. Selbst wenn man für eine Toilettenpause oder eine Mahlzeit um Privatsphäre bittet, bedeute dies nur, dass man eine Vorladung bräuchte, um die Aufzeichnungen zu sehen. Davon abgesehen würde man die Videoübertragung oder dessen Auswertung nie unterbrechen.
„Jeder Polizeibeamte wird jederzeit überwacht“
Man würde die KI dahingehend schulen, um die Aufzeichnungen der Polizisten auf Unregelmäßigkeiten zu überwachen. Dies könne laut Ellison den Missbrauch von Polizeigewalt verhindern und Leben retten. „Jeder Polizeibeamte wird jederzeit überwacht“, erklärte Ellison begeistert. „Wenn es ein Problem gibt, wird die KI das Problem an die entsprechende Person melden.“ Doch Oracle will nicht nur die Polizisten zur Verantwortung ziehen.
Überwachung soll sich auf unser aller Verhalten auswirken
„Die Bürger werden sich von ihrer besten Seite zeigen, weil wir ständig aufzeichnen und Bericht erstatten“, fügte Ellison hinzu. Allerdings sagte er nicht, was er als Quelle dieser Aufnahmen ansieht, seien es die Bodycams, öffentlich aufgestellte Sicherheitskameras oder beides. „Es gibt so viele Möglichkeiten, die KI zu nutzen“, schwärmte er.
Larry Ellison hat perfekten Überwachungsstaat vor Augen
Der Oracle-CTO schlug auch vor, dass Drohnen zur Verfolgung von Verdächtigen eingesetzt werden könnten. Dies sei effektiver, als sich auf Verfolgungsjagden mit Streifenwagen zu verlassen. Man könne auch Satellitenbilder von landwirtschaftlichen Betrieben von einer KI analysieren lassen. Damit könnte man Ernteerträge prognostizieren und Möglichkeiten zur Verbesserung der Feldbedingungen vorschlagen.
Was auch immer es ist, Ellison möchte, dass Oracles Anteil an diesem KI- bzw. Überwachungs-Kuchen weiter wächst, ungeachtet der möglichen Auswirkungen auf den Datenschutz. Von den Auswirkungen auf unsere Gesellschaft einmal ganz zu schweigen. Die Kollegen vom Register haben eine Presseanfrage an Oracle verschickt. Sie wollten eigentlich einige unklare Aussagen klären. Doch sie erhielten (wenig überraschend) bis dato keine Antwort.