Sie sind der derzeit heißeste Stern am Krypto-Himmel: AI Agent Coins. Doch was verbirgt sich hinter diesem Hype-Narrativ?
Wer im Krypto-Space unterwegs ist, kommt derzeit an ihnen nicht vorbei: den AI Agent Coins. Gefühlt rotieren sie auf allen YouTube-, X- und Podcast-Kanälen in Dauerschleife. Renditehungrige Investoren und Zocker liegen auf der Lauer nach dem nächsten 100x Token. Doch was verbirgt sich hinter dem derzeit stärksten Hype-Narrativ in 2025? Wir bringen Licht ins Dunkel dieser KI-Nische.
Wie der Wahnsinn um die KI-Agenten begann
Der Grundstein wurde im Sommer 2024 auf X gelegt. Truth Terminal ist ein AI Agent, der dort seit dem 17. Juni seinen Output mit uns teilt. Beziehungsweise seine zufällig generierten Gedanken. Und das fast im Stundentakt.
Die ganze Angelegenheit nahm deutlich an Fahrt auf, als die künstliche Intelligenz Marc Andreesen, den Gründer des Wagniskapitalgebers a16z, davon überzeugte, ihr 50.000 US-Dollar zu spenden. Daraufhin begann Truth Terminal den Memecoin Goatseus Maximus (GOAT) zu bewerben. GOAT erreichte daraufhin in seiner Spitze eine Marktkapitalisierung von über 1,3 Milliarden USD.
Dieses Husarenstück machte schnell die Runde und zeigte das virale Potenzial der AI Agent Coins auf. Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen – es war die perfekte Mischung.
Sehr bald betraten professionellere Akteure die Bühne. Allen voran das Virtuals-Protokoll und ai16z. Das sind beides sogenannte Infrastruktur-Plattformen, die bereits an einem Internet der KI-Agenten-Coins arbeiteten. Sie haben nur darauf gewartet, ihre Agenten auf die Welt loszulassen.
Wie diese Agenten funktionieren
Ein autonomer Krypto-KI-Agent funktioniert wie ein digitaler Unternehmer mit eigener Krypto-Wallet. Wie zum Beispiel Luna. Das ist ein AI Agent Coin auf dem Virtuals-Protokoll. Sie veröffentlicht Tweets und arbeitet daran, 100.000 Follower zu erreichen. Dafür investiert sie ihr eigenes Geld in Graffiti-Künstler aus der „echten Welt„. Sie heuert sogar andere KI-Agenten an, um für sie Content zu erstellen. Und all diese Entscheidungen trifft sie aufgrund ihrer Programmierung selbst.
Luna und viele andere AI Agent Coins twittern allerdings nicht nur, sondern verdienen tatsächlich Geld. Jeder Agent auf Virtuals hat seinen eigenen Token. Dieser ist vergleichbar mit einem Aktienanteil eines Unternehmens. Wenn ein Agent eine solide Performance beim Geldverdienen hinlegt oder an Popularität gewinnt, dann steigt in der Regel sein Token-Preis.
Noch größer als Luna ist, in puncto Follower bei X und Marktkapitalisierung, der AI Agent Coin aixbt. Mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von 323 Millionen US-Dollar wurde er zu einer der wichtigsten Quellen für die Marktanalyse. aixbt beobachtet über 400 der einflussreichsten Krypto-Influencer. Seine Insights und Analysen teilt er dann in Echtzeit über seinen X-Account. Dabei verdient die KI Geld mit Trading-Gebühren, kostenpflichtigen Abonnements und seinem steigenden Token-Preis.
Aber es geht nicht immer nur ums Traden. Andere KI-Agenten-Coins erschaffen Kunst, machen Musik, die auf Spotify veröffentlicht wird oder bieten andere spezialisierte Dienstleistungen an.
Wer dominiert die Nische der KI-Agenten-Coins?
Aktuell gibt es zwei Hegemone: das Virtuals Protocol und ai16Z. Gucken wir uns diese beiden führenden Ökosysteme einmal genauer an.
Virtuals Protocol
Das Virtuals Protocol ist derzeit der größte Player in diesem Krypto-Sektor. Letztes Jahr schwenkte das Unternehmen von KI-Gaming auf AI Agent Coins um, nachdem man das Potenzial witterte. Dieses Protokoll basiert derzeit noch auf der zu Coinbase gehörenden Base Blockchain, hat allerdings angekündigt auf Solana wechseln zu wollen.
Die Virtuals-Vision ist groß: das Unternehmen baut eine umfassende Welt für KI-Agenten-Coins auf – komplett mit eigener Wirtschaft und eigenen Regeln. Der Virtuals Token erreichte derzeit eine Gesamtbewertung von 3,2 Milliarden US-Dollar, was zeigt, wie sehr Investoren an diese Vision glauben. Einen einzelnen Token bekommt man aktuell für ungefähr 3,26 US-Dollar. Die Fundamentals, oder auch „Tokenomics“ genannt, sehen gut aus. Denn das zirkulierende Angebot von einer Milliarde Token ist identisch mit dem maximalen Angebot. Eine Inflation haben Investoren demnach nicht zu befürchten, es sind alle Token bereits auf dem Markt. Und wer AI Agents Coins von Virtuals kaufen möchte, der braucht dafür diese Token, die man somit vorher kaufen muss.
Das Virtuals Protocol ermöglicht es damit jedem, KI-Agenten-Coins auf Base zu starten. Sobald der Wert eines Agenten 503.000 US-Dollar erreicht, erhält dieser einen eigenen Liquiditätspool und wird auf Twitter in die Autonomie entlassen, um sich dort auszutoben.
ai16z
Der zweite große Name im Stall der AI Agent Coins ist ai16z. Der Name orientiert sich wenig bescheiden an dem oben bereits erwähnten Risikokapitalgeber a16z von Investor Marc Andreessen. Andreessen und sein Unternehmen haben selbst stark in Kryptowährungen investiert. Aber zurück zur ai-Version. Diese startete als Solana Memecoin. Anfangs war das Team nur lose organisiert und von einigen Kontroversen gebeutelt. In den letzten Wochen habe sie aber ihr Angebot präzisiert, den Fokus auf gute Produktfeatures und neue Partnerschaften gelegt sowie mit der Arbeit an ihrer eigenen Blockchain speziell für KI-Agenten-Coins begonnen.
Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei knapp 1,6 Milliarden US-Dollar. Und wie es sich für einen guten Memecoin gehört, ist auch hier das gesamte Angebot an Token bereits auf dem Markt – es drohen keine bösen Überraschungen in Form von Token Unlocks und damit keine inflationären Schocks.
ai16z wird von ElizaOS betrieben, einem Open-Source-Framework zur Erstellung und Verwaltung von KI-Agenten. Diese Agenten, „elizas“ genannt, können auf verschiedenen Plattformen wie Discord und X interagieren und bieten Entwicklern Tools, um individuell und skalierbar mit KI Gas zu geben.
Alles Gold, wo AI-Agent-Coin dransteht?
Aktuell ist der Sektor der KI-Agenten-Coins der wildeste im wilden Krypto-Westen. Es wimmelt von Scams und reiner Geldmacherei. Der On-chain-Detektiv ZachXBT sieht sogar 99,9 % davon als Betrug an. Viele AI Agents sind im Prinzip nur ChatGPT mit einer Wallet. Auch schöpfen sie noch nicht das volle KI-Potenzial aus und erreichen kein AGI-Level. Und etliche haben bereits deutliche Kurseinbrüche von 80 % und mehr hinter sich. Trotzdem bietet der derzeitige Hype um diesen Sektor ein hohes Renditepotenzial. Chance und Risiko sind hier sehr eng miteinander verbunden. Beachtet in diesem Zusammenhang bitte unseren Hinweis am Ende des Artikels!
Zukunftsausblick
Laut Branchenexperten bewegen wir uns auf etwas zu, das als „Agentic Web“ bezeichnet werden kann. Das ist eine Zukunft, in der KI-Agenten und KI-Agenten-Coins alles an geschäftlichen Tätigkeiten übernehmen werden, was bisher Menschen vorbehalten war. Das geht von der Verwaltung eines DeFi-Portfolios, Online-Geschäften und Terminplanung bis hin zur Content-Erstellung in den sozialen Medien. Und diese Agenten werden zusammenarbeiten, sich gegenseitig anheuern und dafür mit Kryptowährungen bezahlen. Das sorgt für Transparenz, deswegen nämlich sind alle Blockchains und die darauf ausgeführten Transaktionen für alle Welt offen einsehbar.
Was den KI-Agenten-Trend von typischen Krypto-Hypes unterscheidet, ist sein tatsächlicher Nutzen. Denn diese Agenten übernehmen reale Aufgaben – sie verwalten Geld, erstellen Inhalte, bieten Dienstleistungen an – und sie werden jeden Tag besser darin. Ob uns das gefällt oder nicht.
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Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung und auch keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Der Handel mit Kryptowährungen birgt ein hohes Risiko. Der Autor hat möglicherweise in eine oder mehrere der im Artikel genannten Kryptowährungen investiert.