Schatten einer Hand, die ein Schloss hält mit Discord-Logo im Hintergrund
Schatten einer Hand, die ein Schloss hält mit Discord-Logo im Hintergrund
Bildquelle: InkDropCreative, Lizenz

Datenschutz ade: Discord darf bald Deine Gespräche aufzeichnen

Discord stellt seine Anwender ab Ende März vor ein Datenschutz-Problem. Wichtige Passagen aus der Privacy Policy sind spurlos verschwunden.

Die von Discord überarbeitete Privacy Policy fördert echte Datenschutz-Probleme zutage. Denn laut seiner neuen Datenschutzerklärung, die ab Ende März greift, darf der Dienst in Zukunft Gespräche sämtlicher Discord-Nutzer aufzeichnen und verarbeiten. Ob “Clyde” etwas damit zu tun hat, ist zwar noch ungewiss, aber durchaus naheliegend.

Neue Datenschutzerklärung hat es in sich

Während dieser Tage viele Medien über die unter dem Namen “Clyde” frisch vorgestellten KI-Features von Discord berichten, hat bisher augenscheinlich kaum jemand die neuen Datenschutz-Probleme der Software auf dem Schirm.

Denn ab dem 27. März tritt für die Nutzung von Discord eine überarbeitete Datenschutzerklärung in Kraft. Die darin enthaltenen Änderungen wirken auf den ersten Blick überschaubar. Wer etwas genauer hinsieht, dürfte jedoch unter Umständen einen dezenten Brechreiz verspüren.

Discord schreibt Datenschutz jetzt noch kleiner

Bereits vor etwa fünf Tagen wies der Reddit-User “u/7Vs69” auf ein paar kleine Änderungen an den Datenschutz-Richtlinien von Discord hin. Und die haben es wahrhaft in sich. Seine Schlussfolgerung haut er gleich in der Headline seines Beitrages raus:

“Discord wird möglicherweise Deine Videoanrufe, Sprachanrufe und Kanäle, einschließlich Bildschirmfreigaben, aufzeichnen.”

u/7Vs69 via Reddit

Wie er darauf kommt? Ganz einfach: Discord hat aus seiner Datenschutzerklärung die entscheidenden Passagen entfernt, die die Aufzeichnung der Gespräche und Videoinhalte ausschließen.

Wir speichern in der Regel keine Inhalte von Video- oder Sprachanrufen oder Kanälen”, hieß es in der alten Privacy Policy im Bereich “Daten, die Sie uns zur Verfügung stellen”. Darüber hinaus speichere der Dienst “auch keine Streaming-Inhalte, wenn Sie Ihren Bildschirm teilen”.

In der neuen Version seiner Erklärung zum Datenschutz, die ab dem 27. März gilt, ließ Discord diese Sätze spurlos verschwinden. Der gesamte Absatz, der zuvor die oben genannten Ausschnitte enthielt, liest sich nun wie folgt:

Inhalte, die du erstellst. Dies umfasst jegliche Inhalte, die du auf unseren Diensten hochlädst. Du kannst z. B. Nachrichten oder Posts schreiben (einschließlich Entwürfen), Sprachnachrichten schicken, personalisierte Emojis erstellen, kurze Aufnahmen deiner GoLive-Aktivität erstellen oder Dateien über unsere Dienste hochladen und teilen. Dies schließt auch deine Profilinformationen und die Informationen mit ein, die du bei der Erstellung eines Servers angibst.”

Discord Datenschutzerklärung

Nimmt Discord für seine KI Datenschutz-Probleme in Kauf?

Durch diese Änderungen zeichnet Discord zwar nicht automatisch alle Gespräche auf, doch für den Datenschutz der Anwender ist dies dennoch ein Problem. Dass das Kommunikationstool heimlich Aufnahmen anfertigt und weiterverarbeitet, ist damit jedenfalls nicht mehr ausgeschlossen.

Inwieweit hier ein Zusammenhang mit der neuen Discord-KI Clyde besteht, ist bisher unklar. Entwickler des ein oder anderen KI-Tools haben sich jedoch schon in der Vergangenheit jeglicher frei im Internet verfügbarer Daten ermächtigt, um ihre Algorithmen zu trainieren. Und sie können grundsätzlich nie genug Trainingsdaten bekommen.

Eine Verwendung der aufgezeichneten Gespräche der Discord-Nutzer für ähnliche Zwecke erscheint folglich ziemlich naheliegend. Dass eine solche Praxis innerhalb der EU mit geltenden Datenschutzgesetzen kollidiert, dürfte Discord noch vor so einige Herausforderungen stellen.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.