Fußball, Geld
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Bildquelle: stockcake

Vorstandsvorsitzender der Serie A: „Entweder wir oder sie!“

Luigi De Siervo, der CEO der obersten Fußball-Liga Italiens, Serie A, glaubt, IPTV-Piraten würden seine Sportart regelrecht töten.

Die dramatische Sichtweise des Geschäftsführers der Serie A, Luigi De Siervo, auf die Piraterieprobleme des italienischen Fußballs, ist nicht neu. Bekannt ist De Siervo auch für sein Beharren darauf, dass nur Zwangsmaßnahmen gegen illegale Zuschauer zu Resultaten führen würden. „Der Fußball wird getötet“, sagte er kürzlich in einer Talkrunde, über die die Tageszeitung „Il Mattino“ berichtet hat.

„Am Ende dieses Kampfes werden wir jedoch gewinnen. Denn es heißt entweder sie oder wir.“ Wie er das erreichen will, ist nicht klar. Die Piraten wechseln bei juristischen Problemen einfach die Server, beklagt sich De Siervo. Wenn er sein Versprechen einhält, will die Serie A künftig auch ihre eigenen Fans anzeigen und am Ende verklagen.

Unterstützt von andauernden Nachrichten über den drohenden Tod der ersten Fußball-Liga Italiens muss man sich fragen, ob die scheinbar endlosen finanziellen Probleme der Serie A wirklich unüberwindbar sind. Und natürlich auch, ob wieder mal nur die bösen Raubkopierer an allem die Schuld tragen … ?

Mehr Medienkompetenz oder verurteilte Kunden?

Serie A

Wie die Tageszeitung aus Neapel berichtet, führte ein anderer Manager der Serie A aus, dass wichtige Teile der Wirtschaft vor Betrug geschützt werden müssen. Die Wächter müssten dabei cleverer als die Diebe agieren.

Präfekt Bruno Frattasi von der nationalen Agentur für Cybersicherheit ergänzt: „Das Internet ist eine unsichere virtuelle Welt. Sie muss geschützt werden. Doch da es nicht einen Polizisten pro Nutzer geben kann, muss man sich auch selbst schützen. Wenn Sie dem Piraten Ihre Kreditkartennummer geben, raubt er früher oder später Ihr Haus aus“. Jemand anderes schlägt für die Schulen eine „staatsbürgerliche Erziehung“ der Kinder und Jugendlichen vor, weil sie so viel Zeit im Internet verbringen. Gemeint ist offenbar gezielter Unterricht für mehr Datenschutz und Medienkompetenz.

Serie A für noch mehr DNS-Sperren und Klagen

Fußball-WM, rojadirecta, Sport-Streaming-Domains

Luigi De Siervo beklagt das anhaltende Hase-und-Igel-Spiel, was die IPTV-Piraten mit ihm spielen. Sobald man sie lokalisiert habe, würden sie einfach zu einem anderen Webhoster wechseln. Ob die Serie A mit Geld umgehen kann, wo man sich doch ständig über zu wenig beklagt, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass deren Manager ständig nach mehr Netzsperren und der damit einhergehenden Kontrolle und Zensur des WWW gerufen haben.

Das Piracy Shield Italiens sorgte in den letzten acht Monaten dafür, dass man seit dessen Einführung bereits 5.018 IP-Adressen und 16.523 einzelne Domains gesperrt hat. Das wahre Ausmaß der DNS-Sperren dürfte aber noch viel größer sein. Trotz der Überlastung des Systems fügte man zu Beginn der neuen Saison der Serie A neue IP-Adressen und Domains von IPTV-Piraten hinzu. Künftig sollen es noch mehr Sperren werden. Gleichzeitig verteidigte De Siervo die hohen Eintrittspreise der Dauerkarten. In Anbetracht des derart hochwertigen Produktes sei dies „angemessen„.

Eine never ending story: Fußball und das liebe Geld. Bildquelle, thx!

Mangelhaftes Angebot & hohe Preise

One Fotball, Serie A

In Großbritannien kann man weiterhin nicht die komplette Saison der italienischen Serie A buchen. Die Streaming-Plattform One Football bietet weiterhin nur den Kauf einzelner Spiele an. In dem Punkt sind die Piraten natürlich weitaus günstiger. In deren Abo ist außerdem alles drin, was ein Fußball-Fan pro Monat oder Jahr benötigt.

Die Geschäftsleitung der Serie A vertritt außerdem weiterhin die Ansicht, rechtliche Schritte gegen Anbieter wie Nutzer seien die einzige Option im Kampf gegen die illegale Konkurrenz. Man müsse im Rahmen der Ermittlungen die Endkunden der illegalen IPTV-Provider aufdecken, um sie zu bestrafen.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen

Die Regeln sind da“, sagte De Siervo. Ein echter Fan sehe sich zudem niemals den schwarzkopierten Stream eines Spieles an, weil er weiß, dass er damit seinem Verein schadet. Dies sei ein kulturelles Problem. Mit mangelnder Verfügbarkeit, weniger Bequemlichkeit oder dem hohen Preis habe die hohe Piraterie-Rate „nichts zu tun„, glaubt der Geschäftsführer.

Der moderne Fußball wird durch den Verkauf von Spielen aufrechterhalten. Wir greifen auch Suchmaschinen an, die in gewisser Weise (an der anhaltenden Urheberrechts-Problematik) mitschuldig sind“, so De Siervo weiter. Durch die parasitären IPTV-Anbieter würde der Serie A 300 Millionen Euro an Einnahmen verloren gehen. Dies seien 30 Prozent des Wertes der TV-Rechte.

Serie A: Hohe Kosten, keine edlen Spender mehr!

Der Fußball wird auf diese Weise getötet. Denn es gibt nicht mehr die Mäzene von früher, die (hohe) Geldsummen spenden, sondern das, was reinkommt, wird ausgegeben.“ Das illegale System müsse man sprengen. „Sonst wird der Fußball in die Luft gehen. Entweder sie oder wir“, betont De Siervo.

Serie A
Bildquelle: Aktuelle Kampagne der Serie A im Kampf gegen Piraterie.

Ob sich der „Krieg“ wirklich gegen die eigenen Fans richten sollte, erscheint aber höchst fraglich zu sein. Man konnte trotz der Abschreckung noch nie durch hohe Strafe Punkte bei den Verbrauchern sammeln. Die Kunden suchen sich automatisch die bequemste Dienstleistung, die zudem ihr Geld wert ist. Schon bei den Filesharing-Abmahnungen der Musikwirtschaft hat sich gezeigt, dass es keinen Sinn macht, die eigenen Fans zu bekämpfen.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.