bittorrent is not a crime, torrent-tracker
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Bildquelle: Anna Hanks (CC BY 2.0)

Spanien: Neben IPTV-Anbietern auch Torrent-Tracker blockiert

Die Rechteinhaber der ersten spanischen Fußball-Liga sorgten für neuartige Blockaden. Sie haben u.a. zahlreiche Torrent-Tracker im Visier.

P2P-Tracker haben die Rechteinhaber jetzt auch in ihre Sperrverfügungen aufgenommen. Wie die Website BandaAncha.eu berichtet, führt der Verband von LaLiga in Zusammenarbeit mit dem Abo-Netzwerk Moviestar+ (gehört Telefónica) eine Liste von Websites, die während der Fußball-Übertragungen in ganz Spanien blockiert werden.

Die Sperren laufen mit vorheriger Erlaubnis durch das zuständige Gericht. Damit will man den Zugang in Spanien zu zahlreichen illegalen Websites und Diensten verhindern. Die Dienste ermöglichen es, Fußball kostenlos zu sehen, ohne dafür ein Abonnement bei einer legalen Plattform abzuschließen. Doch die Sperren der Torrent-Tracker machen keinen Sinn, weil sie online gar keine Live-Streams anbieten.

Diverse Portale verstecken sich hinter Cloudflare

Das TV-Netzwerk Moviestar+ (Telefónica) und LaLiga besitzen erneut die Befugnis, wie beim letzten Mal, eine Liste der gesperrten Websites zu führen, die sie kürzlich erweitert haben. Momentan umfasst die Liste 78 Domains. Darunter befinden sich 23 IPTV-Websites, 7 IPTV-Verkaufswebsites, 30 Streaming-Websites und 18 Portale unter der Rubrik Torrent, somit auch P2P-Tracker. Viele Anbieter verstecken ihre Server hinter Cloudflare, was ein Problem für die IP-Sperren darstellt, da viele andere legitime Dienste ansonsten auch davon betroffen wären.

Nach Ländern betrachtet, befinden sich überraschenderweise die meisten Anbieter außerhalb von Spanien in den USA und Europa. Unter den gesperrten Anbietern befindet sich nun auch der recht bekannte P2P-Videoplayer Ace Stream.

ISPs müssen innerhalb von 3 Stunden Sperren umsetzen

Damit verbunden ist auch die Verpflichtung für die Internet-Anbieter, neue Sperren in einer Rekordzeit von weniger als drei Stunden nach Erhalt der Anordnung technisch umzusetzen. Damit will man neu entdeckte oder auch komplett neue Domains ebenfalls blockieren, damit sie keine Live-Streams mehr ausstrahlen können. Die Liste aktualisiert man auf wöchentlicher Basis.

Erteilt ein Gericht einmal eine Sperre, muss der Rechteinhaber nicht ein zweites Mal anfragen. Bei einem Wechsel der Domain etc. kann der Rechteinhaber die Sperranordnung ohne richterliche Anordnung nach Bedarf verändern oder erweitern.

Auch öffentliche Torrent-Tracker gesperrt

Derzeit aktive öffentliche BitTorrent-Tracker auf der Liste sind open.acgtracker.com, open.stealth.si und internetwarriors.net. Aber die Gründe für ihre Aufnahme sind unklar. Unter diesen Domains findet man keine P2P-Indexer, wenn überhaupt eine Websites existiert. Mangels Inhaltsverzeichnis kann man dort sowieso nichts suchen. Weiterhin ist es nicht einmal möglich, eine .torrent-Datei oder einen Magnet-Link von einem dieser Dienste herunterzuladen, geschweige denn einen tatsächlichen Inhalt. Diese Torrent-Tracker koordinieren lediglich die Verbindungen von Torrent-Übertragungen aus Drittquellen. Es ist somit unklar, wie die P2P-Tracker auf dieser Sperr-Liste gelandet sind.

explodie.org – private Website oder Torrent-Tracker?

Witzig auch, dass man die private Website eines Programmierers landesweit blockiert. Wahrscheinlich deswegen, weil er auch für die Erstellung eines privaten P2P-Trackers verantwortlich ist. Doch unter der genannten URL ist keine Suche nach Inhalten und auch kein Download möglich.

Sperren sind nach EU-Recht juristisch fragwürdig

Die Kollegen von Torrentfreak beurteilen dieses Vorgehen als juristisch problematisch. Eine derart umfassende Sperrung von Diensten, die auch völlig legal genutzt werden können, wirft die Frage auf, was nach EU-Recht eine verhältnismäßige Reaktion darstellt. Fakt ist auch, dass sich für Live-Streams Torrent-Tracker eh nicht unbedingt anbieten. Was soll die ganze Aktion? Warum nimmt man ungerechtfertigte Sperren nicht wieder zurück?

Fraglich ist auch, ob die für die Sperrung Verantwortlichen überhaupt noch dazu ermutigt werden, das legale Konzept zu berücksichtigen. Spannend wäre es auch zu wissen, ob eine Umsetzung in Deutschland möglich wäre. Auch bei uns hat die neue Fußballsaison gerade erst angefangen…

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.