Frau schaut vor ihrem Laptop betrübt nach unten, nachdem sie eine Absage auf LinkedIn erhalten hat
Frau schaut vor ihrem Laptop betrübt nach unten, nachdem sie eine Absage auf LinkedIn erhalten hat
Bildquelle: kieferpix, Lizenz

LinkedIn Studie benachteiligte Millionen von Job-Bewerbern

Mehr als 20 Millionen Benutzer nahmen ungefragt an einer LinkedIn-Studie teil. Viele hatten dadurch schlechtere Karten bei der Jobsuche.

Aus einer Studie auf LinkedIn, an der mehr als 20 Millionen Benutzer ungefragt teilnahmen, geht hervor, dass schwache Verbindungen die Chancen auf einen neuen Job deutlich verbessern. Dass die Hälfte der Probanden dadurch schlechtere Karten bei der Jobsuche hatte, erschien den Forschern offenbar zweitrangig. Und das, obwohl das Ergebnis bereits seit 50 Jahren bekannt ist.

20 Millionen LinkedIn-Benutzer nahmen ungefragt an Studie teil

Aufgrund einer groß angelegten Studie, die über einen Zeitraum von fünf Jahren Daten von mehr als 20 Millionen Anwendern auswertete, hatten zahlreiche LinkedIn-Benutzer bei ihrer Bewerbung schlechtere Chancen auf einen neuen Job. Dabei hat das soziale Netzwerk betroffene Personen nicht über die Versuche informiert. Nun sieht sich die Plattform in den USA heftiger Kritik ausgesetzt. Denn diese Praxis dürfte zahlreiche berufliche Laufbahnen erheblich beeinflusst haben.

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob enge Kontakte bei der Jobsuche nützlicher sind als die weniger engen. Insgesamt sollen dafür auf LinkedIn zwischen 2015 und 2019 zwei Milliarden neue Verbindungen und 600.000 neue Arbeitsplätze entstanden sein. Der Fokus lag dabei auf dem Algorithmus, der den Anwendern ständig neue Kontakte vorschlägt, die sie „vielleicht kennen„. Einigen Probanden der Studie schlug das Netzwerk eher Kontakte vor, die bereits viele Überschneidungen in ihrem Netzwerk hatten. Die anderen Teilnehmer erhielten dagegen Vorschläge mit weniger Überschneidungen.

Das Ergebnis: Schwache Verbindungen sind vorteilhaft

Am Ende verglichen die Forscher die beiden Gruppen auf LinkedIn im Hinblick auf die Anzahl angenommener Jobangebote. Das Ergebnis: Vorschläge mit weniger gemeinsamen Kontakten resultieren tendenziell häufiger in der Vermittlung einer neuen Arbeitsstelle. Damit bewiesen die Forscher, dass „schwache Verbindungen“ bei der Suche nach einem neuen Job besonders wertvoll sind.

Die Experimente zeigten, dass schwache Verbindungen die Zahl der Jobübertragungen erhöhen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, nach dem der Grenzertrag der schwachen Verbindungen abnimmt„, heißt es in der Publikation. „Die Autoren zeigen, dass die schwächsten Bindungen den größten Einfluss auf die Arbeitsplatzmobilität haben, während die stärksten Bindungen den geringsten Einfluss haben.

Wie viele Jobs der Versuchsgruppe, der die stärkeren Verbindungen auf LinkedIn vorgeschlagen wurden, durch die Lappen gingen, bleibt jedoch ungeklärt.

Das Resultat war bereits vor 50 Jahren bekannt

Eine ähnliche Studie hatte der amerikanische Soziologe Mark Granovetter bereits vor fünfzig Jahren durchgeführt. Das Ausmaß war jedoch mit 300 befragten Teilnehmern deutlich überschaubarer. Doch auch Granovetter kam damals schon zu dem gleichen Ergebnis wie LinkedIn: Arbeitsuchende profitieren in besonderem Maße von eher lockeren Verbindungen.

Ob der Drachenlord diesen geheimen Bewerbungstrick im April ebenfalls auf dem Schirm hatte?!

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.