Online-Piraten nutzen gerne den Dienstleister Cloudflare. Werden die neu eingeführten Content Credentials bald alles auf den Kopf stellen?
Content Credentials bedeutet, dass Cloudflare beispielsweise ein Foto einem bestimmten Urheber zuordnet. Den Status der Urheberschaft kann man anschließend einsehen. Doch wenn man mithilfe von Cloudflare direkt erkennen kann, ob das Foto wirklich verwendet werden durfte, könnte dies möglicherweise negative Folgen für die Betreiber von illegalen Film-Portalen haben? Dieser Gedanke wurde uns gegenüber geäußert.
Die Content Credentials haben wenig mit der Content ID von YouTube gemeinsam
Das ist kein Wunder, denn Cloudflare steht trotz aller Unkenrufe, auch von uns, weiterhin bei der Download- und Streaming-Piraterie hoch im Kurs. Bei der Durchsicht der Einträge der illegalen Musik-Portale fiel erneut auf, dass viele Admins Cloudflare verwenden. Sie tun dies im Kampf gegen DDoS-Angriffe und damit der Standort ihrer Webserver nicht ohne weiteres preisgegeben wird.
Beobachter fühlen sich direkt an YouTubes Content ID erinnert, die auch dem Schutz urheberrechtlich geschützter Inhalte dient. Die Content ID erlaubt es Rechteinhabern, ihre Werke zu identifizieren, zu monetarisieren und Nachahmungen automatisch zu blockieren. Die Google-Tochter arbeitet dabei mit einer Datenbank von Referenzdateien, die man dann mit neuen Uploads abgleicht. Handelt es sich um ein geschütztes Werk, so wird es für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sein. Doch YouTube knüpft an die Nutzung auch einige Bedingungen.
Die Cloudflare Content Credentials funktionieren ganz anders. Dieses Open-Source-Tool versieht Inhalte mit kryptografischen Metadaten, um jederzeit deren Herkunft und Authentizität nachweisbar zu machen. Während der Dienst von YouTube Musik und Filme betrifft, geht es bei der neuen Dienstleistung von Cloudflare zunächst ausschließlich um Fotos. Da erscheint es nur logisch, dass die Hybridkamera Leica SL3-S die neue Technologie bereits unterstützt.
Der Standard der Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA) kann allerdings noch viel mehr. Die Technologie unterstützt auch Videos, Audiodateien und Dokumente. Auch wenn man sich derzeit nur auf Fotos konzentriert, so könnte man die neue Dienstleistung bald auf andere Bereiche ausweiten.
Fazit
Wir haben vor acht Tagen eine Presseanfrage an Cloudflare verschickt und uns erkundigt, ob kurz- bis mittelfristig eine Ausdehnung auf andere Medien geplant ist. Noch spannender wäre aber die Antwort auf unsere Frage gewesen, ob sich die Betreiber von Portalen mit gewerbsmäßigen Urheberrechtsverletzungen deswegen Sorgen machen müssen.
Es kam keine Antwort. Doch wir können zum jetzigen Zeitpunkt sagen: nein, derzeit noch nicht! Doch die Erfahrung der letzten 20 Jahre zeigt, gibt es erstmal eine neue Anti-Piracy-Technologie, dann wird sie auch früher oder später flächendeckend eingesetzt. Das gilt erst recht, sollten Global Player wie Adobe, Microsoft Sony, intel, die BBC & Co. dabei eine Rolle spielen. Somit muss man die weitere Entwicklung mit einer gesunden Portion Skepsis abwarten.