Nintendo, Switch
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Bildquelle: Erik Mclean, Lizenz

Nintendo sorgte für Löschung von 30 GitHub-Repos

Wegen Urheberrechtsverletzungen ging die Rechtsabteilung von Nintendo gegen unerwünschte Links bei diversen Quellcodes von GitHub vor.

Nintendo räumt mal wieder das Internet auf. Das Unternehmen sorgte gerade für die Löschung von rund 30 GitHub-Repos. Dort hatte man gezielt Links gespeichert, die auf offensichtlich rechtswidrige Drittanbieterseiten verwiesen haben. Im Detail ging es um GitHub-Repositories, die Sigpatch-Updater anbieten.

Dies ist ein Tool zur Aktualisierung von SigPatch-Dateien, das vom Entwickler iTotalJustice erstellt wurde. In Verbindung mit einer modifizierten Spielkonsole umgehen SigPatches die Signaturüberprüfung, wenn Spiele digital heruntergeladen werden. Das stellt für Nintendo natürlich eine rote Linie dar.

Sigpatches Updater, Nintendo

Die Notwendigkeit von SigPatches für den Betrieb von Raubkopien von Nintendos Videospielen wird in Gruppen, die sich mit der Modifizierung (dem Hacken) der Nintendo Switch-Konsole beschäftigen, weithin diskutiert„, heißt es in Nintendos ausführlicher DMCA-Notiz.

Auf einer externen Website, die Nutzer anleitet, wie sie ihre Nintendo Switch-Konsole modifizieren können, heißt es zum Beispiel: „Signature Patches oder SigPatches ermöglichen es Deinem Gerät, die Durchführung von Signaturprüfungen für installierte Titel zu umgehen.“ Dementsprechend verstößt der Handel mit SigPatches gegen den DMCA und verletzt die Urheberrechte von Nintendo. Darüber berichteten die Kollegen vom Copyright-Blog TorrentFreak.

Nintendo wendet sich wieder iTotalJustice zu

ItotalJustice, DMCA

Im Sommer 2022 gab es bereits eine Reihe von DMCA-Löschaufforderungen, die sich gegen eine von iTotalJustice betriebene Repos richteten. Bevor man sie vom Netz nahm, enthielten die Repos komplette SigPatches, nicht nur Links. Nintendo erhob dabei vergleichbare Vorwürfe. Doch in dem Fall war es kein Link auf eine externe Seite, sondern die SigPatches waren Bestandteil des Quellcodes selbst.

Bereits das reine Verlinken von Umgehungssoftware betrachtet man unter bestimmten Voraussetzungen als „Handel“ im Sinne des DMCA. Dafür muss der Autor davon Kenntnis haben, dass sich das beanstandete Material auf der verlinkten Seite befindet. Doch das kündigte der Autor in der Beschreibung der Repo sogar selbst an. Und auch, dass es sich um eine Umgehungstechnologie handelt und diese dadurch verbreitet wurde.

Weitere Löschaufforderung betrifft Lockpick

Ein weiterer Hinweis zielt auf eine Software namens Lockpick ab. Dieses Umgehungstool umgeht Nintendos Sicherheitsvorkehrungen (Technological Protection Measures, TPM) auf der Switch-Konsole. Es ermöglicht den Zugriff auf kryptografische Schlüssel, einschließlich Produktschlüssel, die man damit entschlüsseln und extrahieren kann.

LockPick

Auf diese Weise können raubkopierte Switch-Spiele auf modifizierten Konsolen oder mit Emulatoren wie Yuzu abgespielt werden. Nintendo erklärt, dass Lockpick nach §1201 des 17 U.S.C. illegal ist. Diejenigen, die den Zugang zu Lockpick unter den zuvor für SigPatches beschriebenen Bedingungen ermöglichen, verstoßen ebenfalls gegen den DMCA.

Dies werden sicher nicht die letzten Mitteilungen dieser Art von Nintendo sein. Auch eine weitere Klage im Stil von Yuzu sollte man nicht ausschließen. In einem Artikel bei den Kollegen von Ars Technica legten die Entwickler des Yuzu-Nachfolgers „Suyu“ einige ihrer Strategien zur Vermeidung von Klagen dar. Sue you bedeutet auf Deutsch: verklage mich (doch)!

suyu, nintendo, emulator

Wahrscheinlich haben die Entwickler einfach einen ziemlichen Hass auf Nintendo und besitzen zudem jede Menge schwarzen Humor. Ob ihnen das vor Gericht helfen würde, darf man allerdings bezweifeln.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.