Eine Nintendo Switch, von der sich bisher via Lockpick die eigenen Keys extrahieren ließen
Eine Nintendo Switch, von der sich bisher via Lockpick die eigenen Keys extrahieren ließen
Bildquelle: Torian, Lizenz

Lockpick: Nintendo feuert per DMCA gegen Homebrew-Projekt

Eine neue DMCA-Abmahnung von Nintendo zielt auf das Tool Lockpick, mit dem Switch-Inhaber ihre Spiele in einem Emulator spielbar machen.

Nintendo hat kürzlich eine neue DMCA-Abmahnung an GitHub übermittelt, durch die der Switch-Hersteller das Tool Lockpick von der Bildfläche verschwinden lassen will. Dieses erlaubt es den Anwendern, die Kopierschutzschlüssel ihrer eigenen Spiele von der Switch zu extrahieren. Der erste Entwickler eines Switch-Emulators hat seine Arbeit daraufhin bereits eingestellt.

Nintendo: Export eigener Schlüssel via Lockpick ist nicht erwünscht

Nintendo hat sich für seine DMCA-Abmahnungen mal wieder ein neues Opfer gesucht und zielt neuerdings auf das Homebrew-Projekt Lockpick. Dieses erlaubt es Besitzern einer Nintendo-Switch, ihre eigenen Kopierschutzschlüssel von der mobilen Konsole* zu ziehen. Dadurch lassen sich die jeweiligen Titel anschließend in einem Emulator wie Yuzu verwenden.

Aufmerksam darauf machte kürzlich der Entwickler Simon Aarons, der selber einen Fork von dem Projekt erstellt hatte. Demnach habe Nintendo “mehrere DMCA-Takedown-Anfragen an GitHub gestellt, unter anderem für Lockpick, das Tool zum Dumping von Schlüsseln von DEINER EIGENEN Switch”.

Dabei merkt er an, dass das Verhalten des Konsolenherstellers “absolut lächerlich ist”. Denn wer sich die Kopierschutzschlüssel der Spiele von seiner eigenen Konsole zieht, hat die Titel ja offensichtlich bereits käuflich erworben. Daher ist fraglich, ob dieser Vorgang überhaupt als Akt der Piraterie einzuordnen ist.

Alles nur für Zelda: Tears of the Kingdom?

Nintendo selbst sieht seine geistigen Eigentumsrechte der DMCA-Meldung zufolge durch das Lockpick-Repository und seine Forks durchaus als verletzt an. Denn die Software ermögliche es den Nutzern, “Nintendos technische Maßnahmen für Videospiele zu umgehen”.

“Die entschlüsselten Schlüssel erleichtern Urheberrechtsverletzungen, indem sie es Nutzern ermöglichen, raubkopierte Versionen von Nintendos urheberrechtlich geschützter Spielesoftware auf Systemen ohne Nintendos Konsolen-TPMs oder auf Systemen, auf denen Nintendos Konsolen-TPMs deaktiviert wurden, zu spielen.”

Nintendo

Folglich verletze Lockpick die Urheberrechte von Nintendo und verstoße damit “gegen den Digital Millennium Copyright Act (DMCA) der Vereinigten Staaten”.

Gerade angesichts der Veröffentlichung des neuen Zelda-Titels Tears of the Kingdom* (TotK) scheint Nintendo derzeit besonders intensiv auf der Jagd nach Projekten zu sein, die die Urheberrechte des Switch-Herstellers verletzen.

DMCA-Abmahnung gegen Lockpick trifft sowohl User als auch Emulatoren

Wie ein anderer Twitter-Nutzer anmerkt, handelte es sich bei dem Dumping der eigenen Schlüssel via Lockpick bisher um “den einzigen legalen Weg, Switch-Spiele zu emulieren”. Folglich sehe er sich dank Nintendo nun gezwungen, sich seine Keys auf “illegale Weise” zu besorgen. Nur so könne er seine eigenen Spiele, die er ja schon gekauft hat, weiterhin emulieren.

Wie Wccftech berichtet, hat leider auch der Entwickler von Skyline, einem Switch-Emulator für Android, bereits seine Konsequenzen gezogen und die Entwicklung seines Projekts eingestellt. Damit wolle er “mögliche rechtliche Probleme vermeiden”.

Wir befinden uns in einer Situation, in der wir möglicherweise ihr Urheberrecht verletzen, indem wir unser Projekt Skyline weiterentwickeln und Schlüssel von unseren eigenen Switches dumpen”, resigniert der Entwickler auf seinem eigenen Discord-Server.

Noch ist Lockpick via GitHub verfügbar, was sich angesichts der DMCA-Abmahnung von Nintendo jedoch jederzeit ändern kann.

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Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.