Nach der Anklage im Jahr 2020 ist der Prozess gegen Gary Bowser beendet. Das Team Xecuter-Mitglied muss nun für 40 Monate in das Gefängnis.
Der Bezirksrichter Robert S. Lasnik am US-Bezirksgericht für den westlichen Bezirk von Washington verhängte am Donnerstag gegen Gary Bowser, prominentes Mitglied der Nintendo-Hackergroup Team Xecuter, 40 Monate Gefängnis. Zuvor hatte er sich bezüglich den Vorwürfen, seit 2013 an der Entwicklung und dem Verkauf von Geräten beteiligt gewesen zu sein, die das Spielen von Raubkopien ermöglichten, für schuldig bekannt. Darüber unterrichtete das US-Justizministerium am Donnerstag in einer Pressemitteilung.
Laut dem Bericht des Justizministeriums nutzten Bowser und Team Xecuter Schwachstellen in Switch-Konsolen, Nintendo 3DS und NES Classic-Editionen aus. Sie verkauften infolge die gehackten Geräte dann an Verbraucher, damit diese nicht autorisierte Versionen von Spielen darauf ausführen konnten. Berichten zufolge hat Team Xecuter zudem auch Sony Playstation Classic- und Microsoft Xbox-Konsolen gehackt und Online-Bibliotheken mit Raubkopien erstellt.
Bowsers Rolle bestand darin, „die Websites zu verwalten, die mit Kunden kommunizierten, die Geräte zum Verkauf anbieten“. Er bekannte sich im Oktober 2021 wegen zweier Straftaten schuldig. In der Veröffentlichung des DOJ wurde festgestellt, dass Bowser im Rahmen seiner Plädoyervereinbarung zugestimmt hat, 4,5 Millionen US-Dollar an Nintendo of America zu zahlen.
Bundesstaatsanwälte wollten mit besonderer Härte gegen Gary Bowser vorgehen
In dem aktuellen Fall forderte die US-Staatsanwaltschaft für Gary Bowser sogar eine fünfjährige Haftstrafe. Sie wollten an ihm ein Exempel statuieren. Seine Anwälte erkannten an, dass Nintendo infolge der Straftaten „erhebliche finanzielle Verluste erlitten“ habe, hielten jedoch eine 19-monatige Gefängnisstrafe für angemessen. Mit dem Urteil beschritt das Gericht offensichtlich einen Mittelweg.
Ermittler nahmen Bowser, einen 52-jährigen kanadischen Staatsbürger, im September 2020 in der Dominikanischen Republik fest. Noch im selben Jahr lieferte man ihn an die USA aus. Seit seiner Festnahme befindet er sich in US-Bundeshaft. Seit vergangenen Oktober läuft die Gerichtsverhandlung. Bowser sah sich mit Anklagen wegen elf Straftaten konfrontiert. Im Dezember erklärte sich Bowser bereit, 10 Millionen US-Dollar zu zahlen, um eine von Nintendo gegen ihn angestrengte Klage beizulegen.
Staatsanwälte benannten auch Indie-Entwickler als Piraten-Opfer
US-Staatsanwalt Nick Brown gab in einer Erklärung bekannt, dass Gary Bowser Unternehmen, wie Nintendo, mit seinen Geräten, die das Umgehen von Kopierschutz auf Videospielkonsolen ermöglichten, über 65 Millionen US-Dollar Schaden zugefügt hätte. Das US-Justizministerium zitiert US-Anwalt Brown:
„Aber der Schaden geht über diese Unternehmen hinaus und betrifft auch Videospiel-Entwickler und die kleinen, kreativen Studios, deren harte Arbeit im Grunde gestohlen wird, wenn Spiele raubkopiert werden.“
Bezüglich Aussagen über die Auswirkungen auf die Opfer bekunden die Staatsanwälte:
„Wenn Videospiele illegal kopiert werden und wenn Umgehungsvorrichtungen leicht verfügbar sind, erfährt die Videospielindustrie – und die Wirtschaft im Allgemeinen – einen negativen Dominoeffekt. Dies führt zumindest dazu, dass weniger Anreize zur Schaffung von Spielen bestehen und die Spieleszene weniger lebendig ist.“
Spezialagent Robert Hammer ergänzt hierzu:
„Dies ist kein Verbrechen ohne Opfer. Team Xecuter ist dafür verantwortlich, Geld von Kreativprofis abzuzweigen, die hart daran gearbeitet haben, einzigartige Produkte und Erlebnisse bereitzustellen.“
Bei der Urteilsverkündung stellt der US-Bezirksrichter Robert S. Lasnik fest:
„Dies sind schwere Straftaten mit echten Opfern und Schaden für die Gemeinschaft.“
Gary Bowser wird seine fast dreijährige Haftstrafe sofort antreten. Dies ist das erste Urteil im Team-Xecuter-Fall. Zwei weitere Angeklagte müssen noch vor einem US-Gericht erscheinen. Max Louarn, ein 49-jähriger Franzose, den Ermittler 2020 in Frankreich festnahmen, steht offenbar vor einer anhängigen Auslieferungsanhörung, um in der USA vor Gericht gestellt zu werden. Der 36-jährige Yuanning Chen, der in Shenzen, China, lebt, hat man 2020 ebenfalls angeklagt, aber nicht festgenommen.
Tarnkappe.info