US-Staatsanwälte wollen „eine Botschaft senden“. Die Verteidigung argumentiert hingegen, dass Bowser vom Team Xecuter „nicht der Anführer war“
Die US-Staatsanwaltschaft will den Nintendo-Hacker Gary Bowser zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilen. Die vorgeschlagene Strafe findet sich in Gerichtsdokumenten zu Bowers laufendem Fall. Man wirft ihm vor, als Team Xecuter-Mitglied 2013 an der Entwicklung und dem Verkauf von Geräten beteiligt gewesen zu sein, die das Spielen von Raubkopien ermöglichten. Darüber berichtete Eurogamer.
Ermittler nahmen Bowser, einen 52-jährigen kanadischen Staatsbürger, im September 2020 in der Dominikanischen Republik fest. Noch im selben Jahr lieferte man ihn an die USA aus. Seit vergangenen Oktober läuft die Gerichtsverhandlung. Bowser sieht sich mit Anklagen wegen elf Straftaten konfrontiert.
Bundesstaatsanwälte gehen mit besonderer Härte gegen Team Xecuter-Mitglied vor
Gemäß Bundesstaatsanwälten ist Gary Bowser als prominentes Mitglied der berüchtigten Team Xecuter-Hackergruppe zu 60 Monaten Gefängnis zu verurteilen, gefolgt von drei Jahren überwachter Freilassung. Die strenge Strafe für Bowser „würde eine Botschaft aussenden, dass es Konsequenzen für die Teilnahme an anhaltenden Bemühungen zur Untergrabung der Videospielindustrie gibt“, betont die Staatsanwaltschaft. Das kriminelle Unternehmen der Gruppe soll Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe generiert haben. Dies führte zu geschätzten Verlusten von 65 bis 150 Millionen US-Dollar für die Geschädigten.
Bowser wift man vor, die „öffentliche Stimme und der Hauptverkäufer“ von Team Xecuter gewesen zu sein. Als solcher bewarb er Switch-Hacking-Geräte über Websites wie maxconsole.com und illegale ROM-Downloads über Seiten wie rom-bank.com. Während Team Xecuter „versuchte, seine illegalen Aktivitäten unter dem Dach der Homebrew-Enthusiasten zu verstecken“, gab Bowser in seinem Plädoyer vom November zu, dass das „vorherrschende und primäre Design der Produkte des Unternehmens darin bestand, Käufern zu ermöglichen, Raubkopien von ROMs zu spielen“.
Forderung gilt als Maßstab für kommende Piraterie-Fälle
„Angesichts des Bekanntheitsgrades von Team Xecuter wird dieser Fall landesweit als Maßstab für Urteile in anderen großen Fällen von Piraterie und Technologieumgehung herangezogen werden“, so die Staatsanwaltschaft. „Eine fünfjährige Haftstrafe macht potenzielle Neueinsteiger darauf aufmerksam, dass sie bei dieser Art von kriminellem Verhalten mit hohen Gefängnisstrafen rechnen müssen. Diese ist dem verursachten Schaden angemessen.“
Verteidigung plädiert für milde Strafe
Bowsers Verteidigung plädiert hingegen für eine sehr viel kürzere Haftstrafe von 19 Monaten. Sie untermauern ihre Forderung mit der Tatsache, dass er „nicht der Anführer war, nicht die Kontrolle über das Unternehmen [TeamXecuter] hatte und nicht der Hersteller der Geräte war“. Demgemäß würde er nach bereits verbüßter Zeit von 16 Monaten schon nach drei Monaten freikommen. Bowsers Verteidigung schätzte ein, dass er in sieben Jahren insgesamt 320.000 US-Dollar verdient hätte. In dieser Zeit betrieb er Websites, auf denen für illegale Produkte warb, Foren hostete und Kundensupport leistete.
Bowser keineswegs hochrangiger Team Xecuter-Manager
Die Verteidigung führt weiterhin aus, Bowser sei nicht der hochrangige Manager der Team Xecuter-Organisation, den die Staatsanwaltschaft in ihm sieht. Er sei vielmehr ein bezahlter Angestellter von Max Louarn gewesen. Als solcher half er neben Yuanning Chen, das Geschäft am Laufen zu halten. Als Frontmann unter seinem realen Namen ging er „das ganze Risiko ein und erntete den kleinsten Gewinn“. Somit wäre Bowser „der am wenigsten Schuldige der drei Angeklagten“. Louarn und Chen hätten Millionen Dollar am Verkauf der Geräte verdient. Während Bowser ein „bescheidenes Leben in einer bescheidenen Wohnung“ führte, genoss Louarn laut Verteidigung „verschwenderische Ferien und Partys“ in Frankreich.
Louarn, der 2020 in Frankreich festgenommen wurde, steht offenbar vor einer anhängigen Auslieferungsanhörung, um in der USA vor Gericht gestellt zu werden. Chen, der in Shenzen, China, lebt, wurde 2020 ebenfalls angeklagt, aber nicht festgenommen. Aus diesem Grund argumentiert die Bowsers Verteidigung, dass er „wahrscheinlich die einzige Person ist, die in diesem Fall verurteilt wird“. Er würde zudem zu Unrecht „dem Argument der Staatsanwaltschaft überlassen, die volle Hauptlast zu tragen, dass das Gericht eine „Botschaft senden“ muss“.
Bowser hat bereits einem Vergleich zugestimmt, Nintendo eine Schadenssumme in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar in seinem Strafverfahren zu zahlen. In einem separaten Zivilverfahren erklärte er sich ferner mit einer Zahlung von 10 Millionen US-Dollar an Nintendo einverstanden.
Ein Bundesrichter für den Western District of Washington ist nun gefragt, beide Seiten der Argumente abzuwägen. Demgemäß ist in naher Zeit für den Fall Bowser ein Urteil zu erwarten.
Tarnkappe.info