Nintendo verklagt Gary Bowser, den Anführer der Switch-Hacking-Gruppe Team Xecuter. Nun strebt Nintendo die Zahlung von Schadensersatz an.
Nintendo reichte eine Zivilklage gegen einen der Anführer von Team Xecuter, Gary Bowser, ein. Das Hacking-Team Xecuter steht in dem Ruf, die digitalen Sperren zu beseitigen, die Benutzer daran hindern, Raubkopien auf Nintendo-Konsolen auszuführen. Der Gruppe wird vorgeworfen, sowohl für die Entwicklung, als auch den Verkauf der veränderten Hardware verantwortlich zu sein, berichtet Polygon.
Bowser, ein 51-jähriger kanadischer Staatsbürger aus Santo Domingo, Dominikanische Republik, wurde bereits letztes Jahr im September 2020 verhaftet. Gemeinsam mit einem weiteren Verdächtigen, Max Louarn, einem 48-jährigen französischen Staatsbürger aus Avignon, Frankreich klagte ihn die US-Regierung im Oktober 2020 wegen elf Straftaten in einer Bundesanklage an. Ein dritter Angeklagter, ein Chinese namens Yuanning Chen, ein 35-jährigen chinesischen Staatsbürger aus Shenzhen, China, befand sich, Berichten zufolge, noch auf freiem Fuß. Es gibt weltweit über ein Dutzend Mitglieder von Team Xecuter, darunter Entwickler, Website-Designer, Lieferanten, die die Geräte herstellen sowie Wiederverkäufer.
In der Anklageschrift warf man den Angeklagten, Gary Bowser, vor, Anführer eines kriminellen Unternehmens, Team Xecuter, gewesen zu sein. Das Team habe illegale Extras entwickelt und verkauft, mit denen es möglich war, beliebte Videospielkonsolen zu hacken. Mit den kostenpflichtigen Vorrichtungen konnte man Schwarzkopien von Videospielen ausführen. Das Unternehmen zielte auf so beliebte Spielkonsolen, wie Nintendo Switch, Nintendo 3DS, das Nintendo Entertainment System (NES), die Sony PlayStation (PSX) und die Xbox von Microsoft ab.
In einer Zivilklage verklagt Nintendo nun Gary Bowser vom Team Xecuter erneut
Nintendo of America hat am 16. April 2021 vor einem Gericht in Washington eine Zivilklage wegen illegalen Handels und Verletzung des Urheberrechts gegen Gary Bowser eingereicht. Laut einer von Polygon geteilten Gerichtsakte stellen Bowser und Xecuter „ein nicht autorisiertes Betriebssystem namens SX OS und die dazugehörigen Piraterie-Tools, die es installieren, rechtswidrig her und handeln damit.“ Das SX-Betriebssystem erlaubt der Nintendo Switch-Hardware, illegale Raubkopien zu spielen, wobei Xecuter die Gewinne für das Betriebssystem einbehält. Xecuter soll auch Hacking-Tools für DS, 3DS und Nintendo Wii verkauft haben.
Nintendo behauptet, Bowser habe mindestens vier Websites betrieben, nämlich Team-Xecuter.com, Xecuter.rocks und Team-Xecuter.rocks sowie Sx-Xecuter.com, über die sie SX-Betriebssysteme und Umgehungsgeräte vermarktet hätten. Bowser ist offenbar seit „mindestens“ 2013 im Bereich der Entwicklung und des Verkaufs von Hacking-Geräten tätig.
Nintendo gibt zudem an, dass Bowser der Gründer und Betreiber von MaxConsole.com war. Diese diente als zentraler Standort für den Kunden- und Reseller-Support. Laut Nintendo hat Bowser ihre Urheberrechte verletzt, als er Tools, wie SX OS, SX Tools, SX Installer, SX Server, SX Loader, SX Dumper und ähnliche, über MaxConsole.com vertriebene Software, anbot. Der Beklagte verstieß auch gegen den DMCA, als er Weiterverkäufe von SX OS-Lizenzcodes auswählte und genehmigte, da dies als „Dienstleistung“ im Sinne des DMCA gilt.
Nintendo verlangt: 2.500 US-Dollar für jedes gehandelte Gerät, 150.000 US-Dollar für jede Urheberrechtsverletzung und die Einstellung von Bowsers Betrieb
Für die angeblichen Verstöße von Bowser gegen 17 USC § 1201 hat Nintendo Anspruch auf den maximalen gesetzlichen Schadenersatz. Der beläuft sich auf 2.500 US-Dollar für jedes gehandelte Gerät zuzüglich Kosten und Anwaltskosten. Das Unternehmen fordert außerdem eine dauerhafte Verfügung, die jeglichen weiteren Handel mit Geräten und Software verbietet.
Nintendo führt weiterhin an, dass Bowser ihre Urheberrechte verletzt habe. Das geschah, als er Bilder der Spiele des Unternehmens auf der Team-Xecuter-Website angezeigt habe. Dafür ist der gesetzliche Schadenersatz für jede Zuwiderhandlung wesentlich höher als bei Verstößen gegen die Umgehungsbestimmungen der DMCA. Für jedes der neun angezeigten Bilder verlangt Nintendo Schadensersatz in Höhe von 150.000 USD. Zudem Kosten, Gebühren und einer einstweiligen Verfügung. Schließlich verlangt Nintendo, dass Bowser alle in der Klage aufgeführten Domains, einschließlich aller Team-Xecuter-, Xecuter- und MaxConsole-Varianten, übergibt. Weiterhin wird auch eine Anordnung angestrebt, die es Nintendo ermöglicht, alle Kopien von SX-Betriebssystemen und Umgehungsgeräten in Bowsers Obhut zu beschlagnahmen und zu zerstören.
Am Rande sei noch vermerkt, dass Gary Bowsers gemeinsame Namensvetter in der aktuellen Berichterstattung für Humor und Verwirrung sorgten. Zum einen mit Doug Bowser, dem derzeitigen Präsidenten von Nintendo of America. Zum anderen mit dem Bösewicht Bowser aus Nintendos populärem Mario-Franchise.
Tarnkappe.info