US-Behörden haben zwei Anführer von Team Xecuter einem Bundesgericht vorgeführt. Für den dritten beantragt man die Auslieferung in die USA.
US-Behörden haben gestern zwei Anführer von Team Xecuter einem Bundesgericht vorgeführt. Für einen dritten Verdächtigen beantragt man die Auslieferung in die USA. Die Gruppe ist verantwortlich für die Entwicklung und Verkauf von Hardware, wodurch der Kopierschutz diverser Spielkonsolen umgangen werden kann. Im Vorfeld liefen Ermittlungen durch das FBI und Homeland Security Investigations (HSI).
US-Behörden führten Razzia bei Team Xecuter durch
Das US-Justizministerium teilte vor einigen Stunden mit, zwei Anführer „einer der berüchtigtsten Videospielpiratengruppen der Welt, Team Xecuter,“ habe man kürzlich verhaftet, um gegen sie beim US-Bezirksgericht in Seattle Anklage zu erheben.
Gemeint ist Max Louarn, 48, ein französischer Staatsbürger aus Avignon, Frankreich. Und Yuanning Chen, 35, ein chinesischer Staatsbürger aus Shenzhen, China. Und Gary Bowser, 51, ein kanadischer Staatsbürger aus Santo Domingo, Dominikanische Republik, wurden am gestrigen Freitag in einer Bundesanklage angeklagt. In der Anklageschrift wird den Angeklagten vorgeworfen, Anführer eines kriminellen Unternehmens gewesen zu sein.
Diese habe illegale Vorrichtungen entwickelt und verkauft, mit denen beliebte Videospielkonsolen gehackt wurden. Mit den kostenpflichtigen Vorrichtungen konnte man Schwarzkopien von Videospielen ausführen. Das Unternehmen zielte auf so beliebte Spielkonsolen wie den Nintendo Switch, Nintendo 3DS, das Nintendo Entertainment System (NES), die Sony PlayStation (PSX) und die Xbox von Microsoft ab.
Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Brian C. Rabbitt von der Strafabteilung des Justizministeriums sieht die Vorgehensweise als Signal. „Diese Verhaftungen zeigen, dass die Abteilung Hacker zur Rechenschaft ziehen wird, die versuchen, das geistige Eigentum amerikanischer Unternehmen für finanziellen Gewinn zu beschlagnahmen und auszunutzen, ganz gleich, wo sie sich befinden.“
Die Täter hätten sich „die Taschen vollgestopft, indem sie die Arbeit anderer Videospielentwickler stahlen und verkauften – sie gingen sogar so weit, dass Kunden eine Lizenzgebühr für das Spielen gestohlener Spiele zahlen mussten“, kommentierte der US-Staatsanwalt Brian Moran für den westlichen Bereich von Washington. „Dieses Verhalten schadet nicht nur Milliarden-Dollar-Unternehmen, es stiehlt auch die harte Arbeit von Einzelpersonen, die daran arbeiten, in der Videospielindustrie voranzukommen“.
Team Xecuter = Bedrohung für die Videospiel-Industrie
Die Tätigkeit von Team Xecuter wird als regelrechte Bedrohung der Videospiel-Industrie angesehen. Gerichtsdokumenten zufolge besteht das kriminelle Unternehmen Team Xecuter aus mehr als einem Dutzend Einzelmitgliedern auf der ganzen Welt. Zu diesen Mitgliedern gehören beispielsweise Entwickler (Jailbreaker), die Schwachstellen in Videospielkonsolen ausnutzen und Umgehungsvorrichtungen entwerfen. Dazu kommen Webdesigner, die die verschiedenen Websites erstellen, auf denen die Geräte des Unternehmens beworben werden. Zudem Lieferanten, die die Geräte herstellen und Wiederverkäufer auf der ganzen Welt, die die Geräte verkaufen und vertreiben.
In der Anklageschrift behauptet man, dass das Team Xecuter aufgrund des illegalen Charakters seiner Geschäfte ständig versucht habe, sich den Durchsetzungsbemühungen der betroffenen Unternehmen, Finanzinstitutionen und Strafverfolgungsbehörden zu entziehen. Insbesondere versuchte das Team Xecuter laut der Anklageschrift, sein gesamtes Geschäft zu schützen, indem es eine Vielzahl von Marken, Websites und Vertriebskanälen nutzte. Von etwa Juni 2013 bis August 2020 verwendete Team Xecuter eine Reihe von Produktnamen für seine Geräte, wie z.B. Gateway 3DS, Stargate oder TrueBlue Mini. Dazu kamen Classic2Magic und die SX-Reihe von Geräten wie SX OS, SX Pro, SX Lite und SX Core.
Homebrew für Gaming-Enthusiasten oder Schwarzkopien?
Laut der Anklageschrift verschleierte das Team Xecuter seine illegalen Aktivitäten zeitweise mit dem angeblichen Wunsch, Gaming-Enthusiasten zu unterstützen, die ihre eigenen Videospiele für den nicht-kommerziellen Gebrauch entwerfen wollten. Die überwältigende Nachfrage und Verwendung für die Geräte des Unternehmens bestand jedoch nach Ansicht des US-Justizministeriums darin, raubkopierte Videospiele zu spielen.
Um diese illegale Aktivität zu unterstützen, soll das Team Xecuter dabei geholfen haben, Online-Bibliotheken mit raubkopierten Videospielen für seine Kunden zu erstellen und zu unterstützen. Auf mehreren Geräten des Unternehmens waren zahlreiche raubkopierte Videospiele vorinstalliert. Gemäss der Anklageschrift war das Team Xecuter so „unverschämt“, dass es von den Kunden sogar den Erwerb einer „Lizenz“ verlangte. Damit schaltete man den vollen Funktionsumfang des SX-Betriebssystems, frei, um die Möglichkeit zu erhalten, raubkopierte Videospiele zu spielen.
Schon im September 2020 hat man die Verdächtigen Louarn und Bowser im Zusammenhang mit den Anklagen in diesem Fall im Ausland verhaftet. Die Vereinigten Staaten wollen die Auslieferung Louarns beantragen, damit man ihn in den Vereinigten Staaten vor Gericht stellen kann. Man hat Bowser verhaftet und aus der Dominikanischen Republik deportiert. Er erschien gestern vor einem Bundesgericht in New Jersey.
Jeder Angeklagte ist in elf Anklagepunkten angeklagt. Alle Anklagepunkte der Anklageschrift sind lediglich Anschuldigungen. Die Angeklagten gelten als unschuldig, bis ihre Schuld vor Gericht zweifelsfrei bewiesen ist.
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