Spannende Einblicke und interessante Antworten in unserem exklusiven Interview mit Gary Bowser, dem Urgestein der Nintendo-Piraterie.
Von ganz oben nach ganz unten ist es oft nur ein kurzer Weg. Wenn jemand davon ein Lied singen kann, dann ist es Gary Bowser. In unserem heutigen Interview stellt sich das „Urgestein“ der Nintendo-Piraterie euren Fragen.
Gary Bowser im Interview: Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt auf meiner Gesundheit
Ich freue mich, dass sich auf unsere Bitte hin, Fragen für ein Interview mit Gary Bowser einzureichen, so viele Leser gemeldet haben. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Aber ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Denn sowohl eure Fragen als auch seine Antworten sind wirklich spannend.
Tarnkappe.info: Gary, was hältst du von MIG Switch? Wer steckt dahinter?
Gary Bowser: Es gibt viele Gerüchte, aber ich werde mich nicht dazu äußern. Es ist eine Schande, denn die einzige Verwendung für das Gerät ist eindeutig die Piraterie, es existiert nicht einmal eine Homebrew-Option. Wahrscheinlich wird Nintendo es bald sperren.
Tarnkappe.info: Hast du noch Kontakt zu deiner alten Crew? Hast du nach wie vor eine Verbindung zur Szene?
Gary Bowser: Nein, es gibt keinen Grund für mich, mit jemandem aus der Szene in Kontakt zu treten. Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt auf meiner Gesundheit und der Rückkehr zu meiner ursprünglichen Leidenschaft, der Texas Instruments TI99/4a Home Computer Community.
Ich habe schon einige Hardware für dieses System gebaut und würde gerne wieder neue Projekte für den Retro Heimcomputer machen, also ist das jetzt mein einziger Fokus.
Tarnkappe.info: Immer nach vorn, nie zurück. Eine kluge Entscheidung Gary. Was deine Gesundheit betrifft, darauf kommen wir noch zu sprechen. Doch zunächst zu einer anderen Frage.
Glaubst du, dass die Piraterie langsam verschwinden wird?
Tarnkappe.info: Die Behörden und die Industrie setzen immer mehr Geld und Arbeitskräfte ein, um die Szene und P2P zu zerschlagen. Glaubst du, dass die Piraterie langsam verschwindet, weil sich wegen der hohen Strafen niemand mehr in Gefahr begibt?
Gary Bowser: Ja, und das ist auch gut so, denn Piraterie hilft am Ende niemandem. Außerdem wird alles digital, also verändert sich ebenfalls die Spielewelt. Das ist aber wiederum ein Problem, denn die Spieler sind verärgert, wenn digitale Spiele aus den Online-Shops genommen werden.
Es ist also ein harter Kampf, die Piraterie wird nie ganz verschwinden, aber es wird eine viel stärkere Überwachung der Websites geben, die Spiele und Downloads anbieten.
Tarnkappe.info: Warum hast du mit dem Raubkopieren angefangen und wenn du die einmalige Chance hättest, wieder damit zu beginnen, würdest du es tun? Hattest du jemals das Bedürfnis?
Gary Bowser: Niemals, dafür sehe ich keinen Grund. Ich besitze nicht einmal eine Spielkonsole und werde mir wahrscheinlich auch keine mehr kaufen. Raubkopien haben mich noch nie interessiert. Ursprünglich mochte ich die Modding-Seite, um die Konsole freizuschalten.
Als die Xbox noch in den Kinderschuhen steckte, fing ich an, die Konsole freizuschalten, größere Festplatten einzubauen, Mediaplayer zu installieren und meine eigene Software zu benutzen, so wie man es von einem Computer kennt.
Leider war es die Piraterie, die kommerzielle Unternehmen dazu brachte, Modchips herzustellen. Aber mir gefiel schon immer die Idee, die volle Kontrolle über die Konsole zu haben und zu tun, was ich wollte, anstatt nur illegale Kopien der Spiele zu spielen.
War deine Strafe gerecht oder übertrieben?
Tarnkappe.info: Wenn du an deinen Prozess zurückdenkst Gary, glaubst du, dass das damalige Urteil gegen dich auf Druck der Industrie zustande kam? Hatten der Staatsanwalt und der Richter eine Vorstellung davon, was du getan hast? Glaubst du, dass deine Strafe gerecht oder übertrieben war?
Gary Bowser: Vielleicht war es der Druck, aber ich weiß es nicht. Aber eigentlich war es zu erwarten, denn die Switch ist mit über 139 Millionen verkauften Einheiten die meistverkaufte Konsole. Mehr als die PlayStation oder die Xbox, also ist der Schaden durch Piraterie für Nintendo größer als zum Beispiel für ihr sehr beliebtes 3DS-System.
Insgesamt war das Urteil fair und im Rahmen der DMCA-Gesetzgebung. Die 5 Jahre habe ich bekommen, weil ich keine Vorstrafen hatte. Ansonsten wären es 10 Jahre gewesen, sodass das Urteil insgesamt fair und nicht überzogen war.
Tarnkappe.info: Ein Leser wollte wissen, wie man Produzenten gesetzlich verpflichten könnte, dafür zu sorgen, dass jedes von ihnen produzierte (Deepfake-)Video mit einem eindeutig identifizierbaren Wasserzeichen/Mac-Adresse o.ä. versehen wird, sodass eine Rückverfolgung zu den Urhebern von Desinformationsvideos möglich ist?
Gary Bowser: Das ist eine gute Frage. Die Welt verändert sich, genau wie vor langer Zeit, als Adobe Photoshop aufkam. Damals konnte man einem Foto nicht mehr trauen, heute ist es bei Videos nicht anders.
Für die Videoproduktion gibt es viele gute Gründe, KI einzusetzen, um das gewünschte Video zu produzieren und Fälschungen zu erkennen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir die Gesetze so ändern werden, dass diejenigen, die wissentlich gefälschte Videos verbreiten, dafür belangt werden können, genauso wie diejenigen, die raubkopierte Spiele hochladen.
Gary Bowser im Interview: Die ersten Monate in Freiheit waren hart
Tarnkappe.info: Gary, wie kommst du mit deiner jetzigen Situation zurecht und was tust du, um wieder ein „normales“ Leben zu führen? Wie bewältigst du die Kosten?
Gary Bowser: Es ist nicht einfach. Die ersten Monate waren hart, ich bin nur froh, dass ich im Mai entlassen wurde, als das Wetter in Kanada wärmer war. Jetzt ist Winter, da ist es gut, dass ich seit November eine Wohnung habe und mich mehr auf meine Gesundheit konzentrieren und versuchen kann, eine feste, legale Arbeit zu finden, was nicht einfach ist.
Ich arbeite außerdem an meiner Erwerbsunfähigkeitsrente, die mir helfen wird, den größten Teil meiner monatlichen Ausgaben zu decken.
Gesundheitliche Probleme und eine Spendenaktion
Tarnkappe.info: Gary, bevor wir mit unserem Interview zum Ende kommen, eine letzte Frage. Wir haben vorhin schon darüber gesprochen, dass du nicht so gesund bist. Ich meine gelesen zu haben, dass du Spenden sammelst, um deine Behandlung zu finanzieren?
Gary Bowser: Ja, ich habe chronische Probleme mit meinem linken Bein, es ist eine Form von Lymphödem, bei der die Lymphe nicht richtig abfließt, sodass sich mein Bein von der Kniescheibe bis zum Knöchel wie ein riesiger Baumstamm anfühlt, was das Gehen erschwert und nach einigen Stunden Sitzen schmerzt. Das schränkt meine Arbeitszeit ein, weil ich mich oft hinlegen muss.
Ich muss mich oft hinlegen, damit die Schwellung zurückgeht. Zum Glück gibt es in meiner Wohnanlage ein Hallenbad, in dem ich schwimmen kann. Aber ich brauche Physiotherapie, und die ist teuer. Vor dem Winter habe ich sie dreimal die Woche gemacht.
Das hat mich etwa 600 Dollar die Woche gekostet. Es hat mir geholfen, mehr Beweglichkeit zu bekommen, als ich vorher hatte. Und jetzt bin ich so weit, dass ich sie zu Hause machen kann, aber dafür muss ich mir ein medizinisches Gerät kaufen, mit dem ich mein linkes Bein täglich mit einer Kompressionspumpe behandeln kann.
Tarnkappe.info: Das klingt nach einer Menge Geld! Wer weiß, vielleicht hat der eine oder andere unserer Leser ja Lust, eine Spende zu machen.
Vielen Dank Gary für dieses spannende Interview! Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg auf deinem weiteren Weg.
Gary Bowser: Vielen Dank für die Möglichkeit, dieses Interview zu geben und vielen Dank für die Unterstützung!