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Bildquelle: Ubisoft

Abodienst Ubisoft+ entrechtet die Spieler noch mehr

Der Leiter der Abo-Abteilung von Ubisoft+ will alle Nutzer daran gewöhnen, dass sie ihre Spiele künftig nicht mehr physisch besitzen.

Mit dem Start der Vorabveröffentlichung von Prince of Persia: The Lost Crown hat sich Ubisoft diese Woche dazu entschlossen, seinen Abo-Dienst Ubisoft+ umzubenennen und eine PC-Version der „Classics“-Stufe zu einem niedrigeren Preis einzuführen. Laut dem in Kanada tätigen Abo-Manager von Ubisoft, Philippe Tremblay-Gauthier, geht es dabei vor allem darum, die Spieler daran zu gewöhnen, ihre Spiele nicht mehr physisch zu besitzen.

Das Angebot von Ubisoft ist sehr verwirrend

Da Ubisoft seine Online-Portale und Dienste ständig unbenannt hat, ist es schwer, dabei die Übersicht zu behalten. Es gibt Uplay, Ubisoft Game Launcher, Ubisoft Connect, Uplay+, Uplay Passport, Ubisoft Club und jetzt Ubisoft+ Premium und Ubisoft+ Classics. Das sind alles Namen, die der Publisher im letzten Jahrzehnt verwendet hat. Es ist auch etwas verwirrend, warum es überhaupt eine Nachfrage nach diesen Angeboten gibt, wenn man bedenkt, dass Ubisoft im letzten Jahr nur fünf nicht-mobile Spiele veröffentlicht hat.

Die Nachfrage ist jedoch offensichtlich vorhanden, so Tremblay-Gauthier in einem Interview mit Games Industry.biz. Der Manager behauptet, dass der Abonnementdienst des Unternehmens im Oktober 2023 seinen bisher größten Monat feierte. Der Dienst konnte laut seiner Aussage „Millionen“ von Abonnenten und „über eine halbe Milliarde Spielstunden“ vorweisen. Das dürfte allerdings vor allem darauf zurückzuführen sein, dass Ubisoft sich immer wieder weigert, seine Spiele auf Steam zu veröffentlichen. Man zwingt die Käufer dazu, ihre eigenen Dienste zu nutzen. Und nun hofft man offenbar, dass sich viele lieber für ein Monatsabo entscheiden als für den vollen Preis des Spiels, das sie sich eigentlich kaufen wollten. Doch sofern möglich, haben sich die meisten Käufer bislang für die Nutzung von Steam entschieden.

Ubisoft+ bedeutet: ein Monatsabo, mehrere Spiele

Es bleibt jedoch merkwürdig, warum so viele Leute ein Abonnement – und mit 17,99 Dollar pro Monat ist es nicht gerade billig – für den Output eines einzelnen Publishers abschließen wollen. Das ist kein Vorwurf an die Spiele von Ubisoft – auch wenn Sie vielleicht Ihre eigenen Spiele abonnieren möchten -, sondern etwas, das auch auf Activision Blizzard oder EA zutreffen würde.

Man kann den Game Pass oder PlayStation Plus abonnieren und eine breite Palette von Hunderten von Spielen von Dutzenden von Publishern erhalten. Oder man kann deutlich mehr bezahlen, um nur die Spiele eines einzigen Entwicklungsstudios zu erhalten, was einen ganz eigenen Stil verfolgt. Fernsehsender und Filmgesellschaften haben das System bereits ausprobiert. Die Zahl derer, die ihre Sendungen an die großen Streaming-Anbieter zurückgeben, nimmt rapide ab.

„Die Spieler sind gewohnt, ihre Games zu besitzen. Das muss sich ändern.“

Noch beunruhigender wird es allerdings, wenn Tremblay-Gauthier darauf eingeht, dass Ubisoft sich eine „Verschiebung des Verhaltens der Verbraucher“ wünscht. Ganz ähnlich wie auf dem Markt für Musik-CDs und DVDs, wo die Leute zu Spotify und Netflix gewechselt sind. Früher standen die physischen Medien noch im eigenen Regal. Ubisoft glaubt wirklich, dass dies den Wünschen vieler Konsumenten entspricht. Doch entspricht das den Tatsachen?

Der in Kanada tätige Manager glaubt, man könne die Gamer Stück für Stück an das neue Modell gewöhnen. Den meisten sei es eh am wichtigsten, dass sie ihren Spielstand nicht verlieren. Von daher sieht Ubisoft kein Problem darin, dafür zu sorgen, dass sich die Spieler auch mit einer monatlichen Gebühr wohl fühlen werden.

Tremblay weiter gegenüber gi.biz: „Aber wenn die Leute dieses Modell annehmen, werden sie sehen, dass diese Spiele weiter existieren werden, dass der Service fortbestehen wird und dass man auf sie zugreifen kann, wann immer man will.“ Doch jeder weiß, wie oft Dienste plötzlich nicht weitergeführt werden und wie viele Spiele mittlerweile nicht mehr verfügbar sind. Gerade bei älteren PC-Spielen kann man sie nur noch ausführen, sofern man eine physische Kopie der DVD besitzt. Dazu kommt: Was heute aktuell ist, wird folglich auch in 20 Jahren nicht mehr zugänglich sein. Dafür hätte man dann in 20 Jahren umgerechnet rund 4.000 Euro bezahlt, wenn es nach dem Willen des Publishers geht.

Games über verschiedene Quellen verfügbar

Es gibt immer noch Pläne für Ubisoft, den Streaming-Zugang zu den Spielen von Activision Blizzard zu Ubisoft+ hinzuzufügen. Das klingt bizarr in Anbetracht der kürzlichen Übernahme des Publishers durch Microsoft. Es erscheint auch ziemlich überflüssig, da alle Spiele über den weitaus verbreiteten Game Pass verfügbar sein werden, wo sie keine technische Hürde des Streamings überwinden müssen. Und tatsächlich ist Prince of Persia: The Lost Crown bereits über den Epic Games Store spielbar. Aber eben nur, wenn man es dort vorbestellt hat.

Meinung

Wer also Zugang zu „Skull & Bones“, „Avatar“, „Assassin’s Creed Mirage“, „Anno 1800“ und „The Crew“ haben will, muss Monat für Monat rund 18 US-Dollar dafür bezahlen. Im Fall einer Kündigung sind die Games nicht mehr spielbar, der Spielstand geht verloren. Auch wenn das neue Vermarktungs-System zunächst preiswerter zu sein scheint, ist es das auf Dauer überhaupt nicht.

Außerdem bewegt sich Ubisoft mit ihrem Strategiewechsel mehr und mehr in Richtung Entrechtung der Gamer. Die sollen ihr Geld ausgeben und zocken, sie dürfen aber immer weniger besitzen. Daneben gilt: Sollte die Microsoft-Tochter die Server abschalten, wäre auch alles weg, egal wie viel Monate man vorher dafür sein Geld hingelegt hat. Das könnte jederzeit ohne Vorwarnung passieren. Da muss man sich wirklich nicht wundern, wenn immer mehr Gamer lieber warten, bis ein Crack ihres Lieblingsspieles verfügbar ist.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.