Napster sorgte für Veränderungen in der Musikbranche
Napster sorgte für Veränderungen in der Musikbranche
Bildquelle: mobilinchen, Lizenz

25. Jubiläum von Napster: Brachte Filesharing-Dienst Segen oder Fluch?

Am 1. Juni ist Napster 25 Jahre geworden. Der umstrittene Filesharing-Dienst ermöglichte es Fans, kostenlos Musik online zu beziehen.

Als Napster im Juni 1999 auf den Markt kam, ahnte kaum jemand, welche Auswirkungen das haben könnte. Mit der Filesharing-Software des Dienstes konnte man Musikdateien kostenlos online teilen. Andererseits kauften Verbraucher jedes Jahr Hunderte Millionen Musik-CDs. Mit seinem Geschäftsmodell hat Napster sicherlich auch zum Niedergang der CD beigetragen.

Die Entstehungsgeschichte von Napster geht zurück auf ihre Gründer Shawn Fanning und Sean Parker. Diese trafen in einem Studentenwohnheim an der Northeastern University in Boston aufeinander und entwickelten die Peer-to-Peer-Software (P2P). Die Plattform sammelte schnell Millionen von Nutzern, die die Dienste zum kostenlosen Teilen von Musiktitel nutzten.

Napster setzte auf MP3-Musikdateien

Nachdem die Filesharing-Software von Napster auf dem heimischen Rechner zur Anwendung kam, konnte man sich mit anderen Musikliebhabern per P2P-Netzwerk verbinden. Auf die Art gewann man Zugriff auf digitale Musiktitel, die auf deren Rechner gespeichert waren und einem kostenlosen Download stand nichts mehr im Wege.

Napster nutzte MP3-Musikdateien zum Download und punktete mit einer benutzerfreundlichen Schnittstelle. Gemäß Wikipedia hatte der Filesharing-Dienst auf seinem Höhepunkt „etwa 80 Millionen registrierte Benutzer. Napster machte es Musikliebhabern relativ einfach, Kopien von Liedern herunterzuladen, die sonst schwer zu bekommen waren, wie ältere Lieder, unveröffentlichte Aufnahmen, Studioaufnahmen und Lieder von Konzert-Bootlegs.“

Kostenlose Bereitstellung von Musiktiteln hatte rechtliche Konsequenzen

Die Heavy-Metal-Band Metallica stellte fest, dass die Demo-Version ihres Songs „I Disappear“ vor seiner Veröffentlichung Filesharing-Dienst von Napster im Umlauf war. Daraufhin spielten mehrere Radiosender in den Vereinigten Staaten sogar ihren kompletten Katalog an Studiomaterial. Am 13. April 2000 reichten sie Klage gegen Napster ein.

Einen Monat später schloss sich der Rapper und Produzent Dr. Dre mit einer ähnlichen Klage an. Napster lehnte zuvor die schriftliche Aufforderung ab, seine Werke aus dem Dienst zu entfernen. Auch Madonnas Single „Music“ fand sich bereits vor ihrer kommerziellen Veröffentlichung auf Napster. Im März 2001 einigte sich Napster in beiden Klagen mit einem Vergleich.

Neben den Anschuldigungen, dass Napster den Umsätzen der Plattenindustrie schade, kam es zugleich zu positiven Resonanzen. So fanden ebenso Titel des Albums Kid A der englischen Rockband Radiohead drei Monate vor Album-Veröffentlichung den Weg zu Napster. Damit gelang der Band der Durchbruch. Aber auch andere Musiker, insbesondere solche ohne Vertrag bei großen Labels und ohne Zugang zu Radio oder Fernsehen sahen in Napster die Chance, bekannt zu werden.

RIAA bereitete Filesharing-Dienst ein Ende

Als Vertreter der Musikbranche reichte Recording Industry Association of America (RIAA) Klage gegen Napster wegen Urheberrechtsverletzungen ein. Demgemäß sei der Datenaustausch von Musiktiteln über das Internet illegal. Eine gerichtlich erfolgreich erwirkte einstweilige Verfügung von RIAA läutete im Juli 2001 das Ende von Napster ein. Obwohl der ursprüngliche Dienst per Gerichtsbeschluss eingestellt wurde, überlebte Napster als Marke, da sie von anderen Unternehmen erworben wurde.

Die Haltung der Musikindustrie führte zum Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Das 1998 in Kraft getretene US-Gesetz zielte darauf ab, urheberrechtlich geschützte digitale Inhalte zu sichern, indem es die Produktion und Verbreitung von Technologien zur Umgehung des Digital Rights Management (DRM) unter Strafe stellte. Damit schuf es einen Rahmen für Online-Dienstanbieter, um gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen.

Napster ebnete Weg für Streaming

Dennoch lebt die Idee, dass man Musiktitel und vieles mehr über vernetzte Computer herunterladen, speichern und teilen könne, bis heute weiter. Mit seinem Konzept ebnete Napster den Weg für Streaming-Mediendienste und machte Musik für die Zeit seiner Dauer zu einem öffentlichen Gut. Nach dem Niedergang von Napster entstanden alternative dezentrale P2P-Filesharing-Dienste wie Gnutella, Freenet, FastTrack sowie BitTorrent.

Ken Pohlmann, emeritierter Professor an der Universität von Miami, führte gegenüber Des Moines Register aus, dass Napster Vorreiter war für „Digitale Downloads und Musik-Streaming-Dienste – von Amazon Music und Apple Music bis hin zu Deezer, Pandora, Spotify und Tidal. Dasselbe Online-Vertriebsmodell ebnete den Weg für die Entstehung von Video-Streaming“ und Diensten wie Netflix“.

„Auch wenn das ursprüngliche Napster ein illegales Unternehmen und der schlimmste Albtraum der Musikindustrie war, so war der Filesharing-Dienst doch auch ein Geniestreich, der die Zukunft ihrer Branche perfekt illustrierte.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.