Rights Alliance-Studie deckt illegale Nutzung digitaler Lehrbücher auf
Rights Alliance-Studie deckt illegale Nutzung digitaler Lehrbücher auf
Bildquelle: ayzek, Lizenz

Rights Alliance: Hohe Lehrbuchpreise treiben Studenten in Piraterie

Gemäß einer neuen Studie der Rights Alliance haben 50 % der Schüler, die digitale Lehrbücher nutzen, mindestens ein Lehrbuch illegal erworben.

Die dänische Anti-Piraterie-Gruppe Rights Alliance hat kürzlich eine neue Studie bei Epinion, einem Marktforscher in Aarhus, Dänemark, in Auftrag gegeben. Diese sollte Aufschluss über die Nutzung digitaler Lehrbücher bei Studenten geben, insbesondere über illegal erworbene Exemplare. Nach Angaben der Studie akzeptiert mehr als die Hälfte der dänischen Studenten die Verwendung von Lehrbuch-Raubkopien.

Die Umfrage wurde in Form von webbasierten Interviews durchgeführt, die Anonymität garantierten. Die Daten hat Epinion im Zeitraum vom 4. Januar 2022 bis zum 16. Januar 2023 über ein Online-Panel erhoben. Befragt wurden 718 Studierende an Hochschulen. Der Fragebogen wurde von der Rights Alliance entwickelt. Bei der neuen Studie handelt es sich um eine Wiederholung früherer Umfragen, die im Frühjahr 2019, im Herbst 2020 und Anfang 2022 durchgeführt wurden.

Anteil der Nutzung an digitalen Lehrbüchern steigt

Gaben in den Jahren 2020 und 2022 noch 37 Prozent der Studenten an, dass sie „immer“ oder ‚oft‘ digitale Schulbücher nutzen, stieg der Anteil in diesem Jahr bereits auf 39 Prozent an. Generell greifen Studenten auf digitale Lehrbücher gegen Ende ihres Studiums stärker zu.

Der Gebrauch von digitalen Lehrbüchern ist an Universitäten jedoch mit 85 Prozent am höchsten. Insgesamt verzeichnete man über alle vier Erhebungen ein stetiges Wachstum bei deren Verwendung.

Unter den legalen Erwerbsmethoden ist allerdings die Nutzung des Online Buchhandels seit dem letzten Jahr zurückgegangen (von 38 % auf 30 %). Online-Plattformen wie Facebook, Dropbox, Drive oder Messenger nehmen hingegen 22 Prozent zur Studienbuchbeschaffung in Anspruch. Zudem bietet TikTok ebenfalls eine Plattform für den illegalen Schulbuchhandel. Darauf greifen 5 Prozent der Studierenden zurück.

Illegale Schulbuch-Nutzung erfährt hohe Akzeptanz

Weiterhin ergab die Studie, dass die Mehrheit der Studierenden den illegalen Austausch von Lehrbüchern akzeptiert. So finden es beispielsweise 70 Prozent akzeptabel, wenn ein Schüler ein digitales Lehrbuch hochlädt und mit einem Freund oder Mitschüler teilt. Dabei sind sich 70 Prozent der Studierenden in Hochschulprogrammen bewusst, dass der Verkauf und die Weitergabe digitaler Bücher illegal ist.

37 Prozent der Befragten gaben konkret an, dass zwischen 0 und 10 Prozent ihrer digitalen Studienbücher illegal erworben seien. 27 Prozent führten aus, dass sie mehr als die Hälfte (51-100 Prozent) ihrer digitalen Lehrbücher aus illegalen Quellen bezogen und bei immerhin 7 Prozent betrifft dies fast alle Bücher (91-100 Prozent). Die Hälfte (49 Prozent) benennt niedrigere Preise als einen Faktor für den illegalen Bezug.

Lysander, E-Book Piracy

Etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Studierenden antwortete, dass sie die Bücher bei einer Reduzierung der Lehrbuchpreise auf die Hälfte, legal erwerben würden. Neben Preissenkungen wird von vielen Studierenden auch ein besserer Zugang zu digitalen Büchern über offizielle Bibliotheken als Lösung genannt. 

Rights Alliance schätzte hinsichtlich der Ergebnisse ein, dass sie anhand des illegalen Konsums von Studienbüchern durch Studierende weiterhin vor einer großen Herausforderung stehen. Immerhin hätten sich 50 % der Schüler, die digitale Lehrbücher nutzen, mindestens ein digitales Lehrbuch illegal beschafft. Dabei wurden in Dänemark bereits mehrere Studenten wegen des Verkaufs von Lehrbuch-Raubkopien verurteilt.

Darüber hinaus hat sich deutlich mehr als jeder Vierte über die Hälfte seiner digitalen Lehrbücher illegal beschafft, während 7 Prozent angeben, dass dies auf fast alle ihrer digitalen Lehrbücher zutrifft (91-100 %). Und das, obwohl 70 Prozent der Studierenden durchaus wissen, dass die Weitergabe digitaler Studienbücher illegal ist.

Rights Alliance leitet Maßnahmen ein

Die Rights Alliance sieht einen Verbesserungsbedarf anhand einer größeren Initiative vonseiten der Bildungseinrichtungen. Denn, obwohl viele Studierende die Regeln für die rechtmäßige Nutzung von Studienbüchern kennen, fühlen sich nur 50 % von ihrer Bildungseinrichtung darüber informiert.

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Dies zeige, dass Verbesserungsbedarf in Bezug auf die Art und Weise besteht, wie die Bildungseinrichtungen die Schüler über die Konsequenzen der illegalen Beschaffung ihrer Studienbücher zu informieren. Daher stellt die Rights Alliance eine Reihe von Materialien zur Verfügung, die Bildungseinrichtungen diesbezüglich nutzen können. Die Rights Alliance schätzt ein:

„Mangelndes Wissen ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum so viele Schüler die Regeln auf die leichte Schulter nehmen. Das illegale Teilen digitaler Lehrbücher ist weitgehend zu einem normalisierten Verhalten und damit Teil der Kultur in den Bildungseinrichtungen des Landes geworden. 70 % der Studierenden finden es akzeptabel, dass ihre Kommilitonen digitale Studienbücher miteinander teilen. Daher ist es wichtig, dass sich die Leitungen der Bildungseinrichtungen des Landes stärker mit dem Problem befassen, da der illegale Konsum schwerwiegende Folgen für die künftige Produktion von Schulbüchern hat.“

Maria Fredenslund, Direktorin der Rights Alliance, zeigt sich überzeugt, dass Bildungseinrichtungen zur Problembehebung beitragen können:

„Es besteht ein konkreter Bedarf für Bildungseinrichtungen, ihre Kommunikation mit den Studierenden in diesem Bereich gezielter zu gestalten. Wenn sich Management, Lehrer und Tutoren in den Programmen von der illegalen Weitergabe von Studienbüchern distanzieren, hat dies konkrete Auswirkungen auf die sozialen Normen in den Programmen. Viele Institutionen tun dies bereits, und wir hoffen, dass weitere diesem Beispiel folgen und so dazu beitragen, eine Kultur abzuschaffen, die illegales Verhalten unter den Studierenden des Landes normalisiert.“

Bemühungen der Rights Alliance nicht erfolgversprechend?

Gemäß einer treffenden Einschätzung von TorrentFreak jedoch, werden solche Bemühungen der Rights Alliance, Änderungen herbeizuführen, lediglich ins Leere laufen:

„Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass es schwierig sein wird, die Schulbuchpiraterie zu stoppen, solange legale Alternativen als unbezahlbar gelten. Mehr Strafverfolgung und Aufklärungskampagnen mögen einige überzeugen, ihre Gewohnheiten zu ändern, aber für die Mehrheit ist es nur eine Frage des Geldes“.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.