Die deutsche Musikindustrie freut sich über steigende Umsätze, diese wuchsen im Vorjahr um 8,2%. Dennoch pocht der BVMI auf Upload-Filter.
Die deutsche Musikindustrie freut sich über ein deutliches Umsatzplus im Vorjahr. Die Einnahmen aus digitalen wie haptischen Musikverkäufen nebst den Erlösen aus dem Streaminggeschäft wuchsen 2019 um 8,2 Prozent. Natürlich unterlässt der BVMI es trotz der positiven Entwicklung nicht, auf die Durchsetzung der EU-Urheberrechs-Reform zu pochen. Die Upload-Filter müssten realisiert werden, um eine angemessene Beteiligung der Plattenlabels an den Einnahmen der großen Internet-Plattformen zu gewährleisten.
Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) heute mitteilt, kann die deutsche Musikbranche im Jahr 2019 ein Umsatzplus von 8,2 Prozent verzeichnen. Insgesamt wurden Einnahmen von 1,623 Milliarden Euro (Umsatz, nicht der Gewinn!) erzielt. Der Umsatz berechnet sich zu den Endverbraucherpreisen inklusive der Mehrwertsteuer.
Digitales Geschäft dominiert die deutsche Musikindustrie
2017 und 2018 waren die Umsatzzahlen in Deutschland leicht rückläufig. Zu dem Umsatzzuwachs haben mehrere Faktoren geführt. Entscheidend war die enorme Zunahme der Umsätze im Bereich Audio-Streams (+27,0%) in Kombination mit einem Rückgang der Verkaufserlöse der Audio-CDs von nur 10,5%. 2018 ging der Verkauf deutlich mehr in die Knie. Dazu kam 2019 ein Plus von 13,3 Prozent bei Vinyl-Schallplatten. Die alt hergebrachte Schallplatte ist also nicht kaputt zu kriegen.
Im Markt dominiert das Audio-Streaming dennoch mit einem Anteil von über 50% am Gesamtumsatz. Dies wird gefolgt von den Verkäufen von Audio-CDs mit 29,0%, Downloads (6,2%) und last, but not least Vinyl mit einem Umsatzanteil von 4,9%. Insgesamt hat man im vergangenen Jahr 64,4 Prozent der Einnahmen in digitalen Geschäftsfeldern generiert. Das waren 20,8% mehr als 2018. Dementsprechend hat die deutsche Musikindustrie 35,6 Prozent mit physischen Tonträgern (-8,9%) generiert.
Pop war auch 2019 umsatzstärkstes Genre in Deutschland
Bezogen auf die Anteile verschiedener Musikrichtungen bleibt zwar der „Pop“ weiterhin mit 25,8 Prozent das umsatzstärkste Genre. Erstmals hat sich aber „HipHop/Rap“ mit einem Anteil von 19,7 Prozent sehr knapp vor „Rock“ (19,6%) auf den zweiten Platz geschoben. Ebenfalls unter den nach Umsatz erfolgreichsten fünf Segmenten befinden sich „Kinderprodukte“ (9,8%) und Werke aus der Musikrichtung „Dance“ (7,3%).
Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI, Dachverband ist die IFPI, äußert sich aufgrund der positiven Entwicklung überaus zufrieden:
“2019 war ein sehr erfreuliches Jahr, wir sehen das größte Umsatzplus seit langer Zeit, was verdeutlicht, in welch dynamischem Markt sich die Branche derzeit befindet. Das Geschäft hat sich mittlerweile zu zwei Dritteln in den digitalen Raum verlagert. Das Audio-Streaming allein liefert mehr als die Hälfte der Brancheneinnahmen. Es ist in den letzten Jahren gelungen, den digitalen Markt erfolgreich zu erschließen und zu Wachstum zu führen, ohne dabei das physische Produkt aus den Augen zu verlieren: Die CD bleibt mit knapp einem Drittel Anteil am Gesamtumsatz weiterhin ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Marktsegment und Vinyl legt in der Nische weiter zu. Deutlich gewachsen ist übrigens auch das Video-Streaming, allerdings kommend von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau: 31 Prozent Mehreinnahmen aus Premium- und werbefinanzierten Angeboten tragen zum Branchenumsatz noch immer nur 2,9 Prozent bei.“
Deutsche Musikindustrie: Marketing is all you need?
Natürlich kommt im Rahmen der Presseerklärung das Thema Promotion nicht zu kurz. Es geht noch immer um die Einflussnahme auf die Wahrnehmung von Politikern und Konsumenten. Dr. Drücke weiter im O.-Ton:
“In diesem Zusammenhang erklärt sich erneut eine aktuelle Priorität der Branche. Nämlich die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, die dafür sorgen soll, dass User Upload-Plattformen die Kreativen und ihre Partner angemessen an den Einnahmen beteiligen. Wir wissen aus den vergangenen Jahren, wie fragil das digitale Lizenzgeschäft ist und welche zentrale Rolle dabei belastbare Rahmenbedingungen und ihre Durchsetzung spielen.“
Bei derart positiven Zahlen könnte die deutsche Musikindustrie eigentlich von jeglichen P2P-Abmahnungen Abstand nehmen, doch wie viele große Plattenlabels planen ernsthaft, künftig darauf zu verzichten? Wer sich für weitere Hintergründe zum Thema deutsche Musikindustrie interessiert, sollte sich unser ausführliches Interview mit dem früheren BVMI-Geschäftsführer, Stefan Michalk, durchlesen.
Foto Quelle: Pressefoto © Markus Nass.
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