Fake oder echt?
Fake oder echt?

SP-Onlinepromotion.com nach Abmahnung offline

BVMI und IFPI verschickten an den Aachener Betreiber des Pay for Stream-Anbieters SP-Onlinepromotion.com eine einstweilige Verfügung.

Die Website SP-Onlinepromotion.com war der Musikindustrie seit Sommer 2015 ein Dorn im Auge. Dort konnte man künstlich generierte Likes, Plays/Views, Kommentare und Abonnenten bei Spotify, SoundCloud und YouTube kaufen. Die Kunden konnten damit die Streaming-Abrufzahlen manipulieren, um somit den Wettbewerb zu verzerren. Doch man konnte dort auch vorgetäuschte Follower bei TikTok, Instagram, Vimeo, Pinterest etc. käuflich erwerben.

SP-Onlinepromotion.com bietet keine Likes mehr an

SP-Onlinepromotion.com
Quelle waybackmachine, thx!

Die Musikindustrie setzt ihr Engagement gegen Online-Manipulationsdienste fort. Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und sein internationaler Dachverband IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) heute bekanntgaben, hat der deutsche Streaming-Manipulationsdienst SP-Onlinepromotion.com nach Zustellung einer Abmahnung sein Angebot aus dem Netz genommen. Der Betreiber, die Aachener S/P Online-Promotion, hat sich durch Abgabe einer Unterlassungserklärung verpflichtet, seine Dienste nicht mehr öffentlich anzubieten.

Frances Moore, der CEO IFPI kommentiert den außergerichtlichen Vergleich: „Streaming-Manipulation hat in der Musik keinen Platz. Sie ist Betrug und es darf nicht zugelassen werden, dass die Täter und Enabler solcher illegalen Aktivitäten Einnahmen von den Künstlerinnen und Künstlern abziehen, deren Musik von den Fans tatsächlich gehört wird und die legale Nutzung von Streaming-Diensten fördert. Streaming-Manipulation ist ein Problem, gegen das die gesamte Musikindustrie weiterhin vorgeht. Wir verfolgen hier weitere Ziele, und dieser jüngste Erfolg in Deutschland zeigt ein weiteres Mal, dass wir dieses Problem weltweit engagiert angehen.

Jede Verzerrung schadet dem Markt

SP-Onlinepromotion.com

Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI, ergänzt: „Oberstes Gebot für den BVMI und seine Mitglieder ist ein ordnungsgemäß funktionierender Streaming-Markt, denn Verzerrung und Manipulation schaden den Künstler:innen ebenso wie ihren Partnern. Sie gefährden die Genauigkeit der Tantiemenzahlungen und stellen die Glaubwürdigkeit der Charts in Frage. Wir gehen deshalb bekanntlich seit mehreren Jahren konsequent und erfolgreich auch gerichtlich gegen wettbewerbswidrige Beeinflussungen des Marktes vor und werden hier auch nicht lockerlassen.

Dies ist das jüngste in einer Reihe von Verfahren, die die Musikindustrie weltweit gegen Manipulationsdienste wie SP-Onlinepromotion.com führt. In Deutschland hatten BVMI und IFPI beispielsweise 2021 in einem Eilverfahren vor dem Landgericht Frankfurt erreicht, dass dem Betreiber der Streaming-Manipulation-Websites likeservice24.de und likeservice24.com die Erzeugung zusätzlicher Plays, Views, Likes und Abonnenten für Musik auf kommerziellen Online-Media-Plattformen als Dienstleistung untersagt wurde. Vergleichbare Entscheidungen wurden von den Landgerichten Berlin, Darmstadt, Bremen, Hamburg und Köln im August 2020 in vom BVMI und IFPI geführten Verfahren erwirkt. Diese beiden Seiten blieben offline.

Gab es da mal ein Urteil? Likergeiz bietet seinen Service an, als wäre nichts gewesen.

Bei manchen Portalen war der Erfolg von kurzer Dauer

Auch die Betreiber von socialgeiz.de und likergeiz.de, von netlikes.de sowie von likesandmore.de gerieten anfangs juristisch unter Druck. Der Erfolg war aber nur von kurzer Dauer. Bis auf netlikes.de sind alle genannten Seiten weiterhin mit dem gleichen Geschäftsmodell tätig. Das erwähnt der BVMI in seiner Pressemitteilung natürlich lieber nicht.

Im März 2020 hatten BVMI & IFPI eine Unterlassungsverfügung gegen followerschmiede.de vor dem Landgericht Berlin erwirkt. Die Musikindustrie hat auch andernorts, unter anderem in Brasilien, Lobby-Arbeit betrieben. Man arbeitet dort mit Regierungsbehörden und Schnittstellen in vielen Ländern zusammen, um den Betrieb solcher Dienste zu unterbinden.

Doch da man mit dem Geschäftsmodell viel Geld verdienen kann, wird SP-Onlinepromotion.com sicher nicht die letzte Website ihrer Art sein.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.