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Bildquelle: Michael Dziedzic, thx!

y2mate.com – YouTube-Ripping-Site gaukelt US-Besuchern Ausstieg vor

Mit weit über 610 Mio. Zugriffen monatlich verfügt y2mate.com über extrem viel Zulauf. Dort kann man YouTube-Videos in MP3s konvertieren.

Wahrscheinlich ist y2mate.com eine der weltweit meist besuchten Ripping Websites, wo man aus herkömmlichen Videos mit einem Mausklick Musikstücke machen kann. Die Soundqualität bei vielen YouTube-Musikvideos lässt zwar zu wünschen übrig. Doch das scheint kaum jemanden zu stören.

Die meisten Besucher tippen y2mate.com direkt in ihren Browser ein

Aus den USA kommen derzeit die meisten Nutzer. Laut dem Online-Analyse-Tool Similarweb waren es im Vormonat 9.24 %. Und genau die bekommen aktuell bis auf eine gefakte Abschiedsmeldung nichts mehr zu Gesicht. Selbst wenn man über einen US-amerikanischen VPN-Server die Seite besucht, kommt es zu einer Weiterleitung zur Subdomain us.y2mate.com und somit zum vorgetäuschten Abschiedsbrief der Betreiber.

Das gleiche betrifft übrigens die Surfer aus Großbritannien. Die australischen User kriegen eine Blockade-Meldung ihres Internet-Anbieters zu Gesicht. Doch die juristisch erzwungenen Netzsperren haben in Australien mehrere Hollywood-Studios erwirkt. Die Sperre hat dort einen anderen Hintergrund.

y2mate.com
Gut gelogen ist halb gewonnen? Die Betreiber haben den Online-Dienst y2mate.com bis heute nicht eingestellt.

Laut dem letzten Transparenzbericht von Google hat die RIAA in 9.381 Fällen beantragt, dass URLs von y2mate.com von den Suchergebnissen von Google gelöscht werden müssen. Die Redaktion des Filesharing-Blogs TorrentFreak könnte sich vorstellen, dass folglich die RIAA als Interessenverband unzähliger Plattenlabels für das Geo Blocking der Website verantwortlich ist. 2019 versuchten RIAA-Anwälte über Cloudflare und NameCheap die Identität der Betreiber des Piraten-Portals herauszufinden. Wahrscheinlich hat man jetzt kalte Füße bekommen.

Die Presseanfragen von TorrentFreak bei der britischen BPI und amerikanischen RIAA haben die Sprecher der Verbände bislang noch nicht beantwortet. Von daher tappen wir alle im Dunklen.

Auch VPN-Server vom Geo Blocking betroffen

Doch was soll sonst die Ursache für eine derart gezielte Sperre der US-Besucher sein? Als wir bei hide.me einen VPN-Server abseits der USA ausgewählt haben, lief y2mate.com sofort wieder ohne Einschränkungen.

Auch wenn Similarweb bekanntlich recht ungenau ist: 610 Millionen Seitenzugriffe in einem Monat, das ist verdammt viel! Die ganzen anderen y2mate-Klone können jeweils nur einen Bruchteil an Aktivität vorweisen. Dass das der Plattenindustrie nicht gefällt, ist einleuchtend.

y2mate.com
Screenshot von y2mate.com – vom YT-Video von Santana zum MP3, MP4 oder 3GP.

Die Bedienung der Seite ist selbsterklärend. Auch ohne übermäßig viel Werbung beamt einem y2mate.com sehr schnell die gewünschte Musikdatei im Format der Wahl auf die Festplatte (siehe Screenshot oben). Dass YouTube die Aktivitäten der eigenen Nutzer nicht kontrollieren kann, war nie anders und wird es wohl auch niemals sein. Von daher gibt es für jeden Geschmack genügend Songs, die man sich dort für die eigene Festplatte besorgen kann.

Während die Rechteinhaber bei legalen Streamingplattformen fast leer ausgehen, erhalten sie in diesem Fall gar keine Kompensation. Das gilt übrigens auch für diverse Verlage, deren Hörbücher teils mehrere Jahre lang unangetastet bei YouTube verfügbar waren oder in Einzelfällen bis heute sind.

Für die VPN-Anbieter oder von einem Proxy sind solche Nachrichten im Prinzip nichts anderes als reine Werbung. Die werden sich über eine freiwillige Einschränkung der Besucherströme freuen, weil es ihnen zumindest in UK und den USA zusätzliche Kunden bringen wird.

Tarnkappe.info

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.