YouTube greift durch: Zwei große Kanäle verlieren ihre Monetarisierung wegen irreführender Fake-Trailer mit Millionenreichweite.
YouTube greift durch: Zwei große Kanäle verlieren ihre Monetarisierung wegen irreführender Fake-Trailer mit Millionenreichweite.
Bildquelle: bilalulker, Lizenz

YouTube entzieht Fake-Trailer-Kanälen die Monetarisierung – Millionenreichweiten auf Kosten der Nutzer

YouTube entzieht zwei Fake-Trailer-Kanälen die Monetarisierung. Irreführende Inhalte, die Millionen Menschen erreichen, sorgen für Ärger.

Was wie offizielle Trailer zu heiß erwarteten Blockbustern aussieht, könnte sich bereits bei näherem Hinsehen als geschickte Täuschung entpuppen. Auf YouTube haben sogenannte Fake-Trailer-Kanäle, die mit KI erstellt sind, Millionen von Klicks generiert – mit Inhalten, die nichts mit den tatsächlichen Filmen zu tun haben. Jetzt zieht YouTube die Reißleine: Zwei der größten Kanäle dieser Art verlieren ihre Werbeeinnahmen. Was steckt hinter dem Hype um diese gefälschten Trailer, und warum greift die Plattform erst jetzt durch?

YouTube hat zwei der größten Fake-Trailer-Kanäle auf seiner Plattform – Screen Culture und KH Studio – die Möglichkeit entzogen, mit ihren Videos Geld zu verdienen. Die Entscheidung fiel, nachdem öffentlich geworden war, dass die beiden Accounts systematisch falsche Trailer zu angeblich kommenden Blockbustern veröffentlichten. Laut den Mediennachrichten von Deadline generierten diese Kanäle gemeinsam monatlich Millionen an Views und beträchtliche Werbeeinnahmen.

Täuschend echte Trailer mit Millionenpublikum

Der Vorwurf: Die Kanäle täuschten Nutzer mit aufwendig geschnittenen Videos, die zwar offiziell wirkten, jedoch keinerlei reales Filmmaterial enthielten. Dabei wurden Szenen aus älteren Filmen, Videospiel-Sequenzen oder Fan-Made-Inhalte verwendet, um fiktive Trailer zu aktuellen Franchises wie Marvel, DC oder Star Wars zu erstellen. Die Thumbnails und Titel wären dabei bewusst irreführend gestaltet, um möglichst viele Klicks zu erzeugen.

Monetarisierung gestoppt: YouTube zieht Konsequenzen

YouTube erklärte, dass dies einen klaren Verstoß gegen die Monetarisierungsrichtlinien darstellt. Die Plattform erlaubt keine Inhalte, die Zuschauer in die Irre führen oder wiederholt gegen Community-Richtlinien verstoßen. Während die Kanäle vorerst bestehen bleiben dürfen, sind ihre Einnahmequellen nun versiegelt.

YouTube entzieht den Fake-Trailer-Kanälen Screen Culture und KH Studio die Monetarisierung
YouTube entzieht den Fake-Trailer-Kanälen Screen Culture und KH Studio die Monetarisierung

Kritik an YouTube: Reaktion kommt zu spät?

Besonders brisant: Beide Kanäle sind seit Jahren aktiv, verfügen über Millionen von Abonnenten und haben teilweise mehr Aufrufe als offizielle Studios. Konkret führt Screen Culture-Gründer Nikhil P. Chaudhari gegenüber Deadline aus, er leite ein Team von „zwölf Redakteuren, die nach seinen Anweisungen bis zu 12 Videos pro Woche erstellen“. In den letzten zwei Jahren kam es auf seinem Kanal zu einer Verdopplung mit 1,4 Millionen Abonnenten und 1,4 Milliarden Aufrufen.

Wie Deadline berichtete, verzichten einige große Filmstudios per Takedown-Verfahren gegen derartige Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Stattdessen erheben sie Ansprüche auf die durch solche Verstöße generierten Werbeeinnahmen. YouTube sollte dabei sicherstellen, „dass die Werbeeinnahmen aus den Aufrufen an sie fließen“.

Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA bezeichnet das Verhalten der Studios als „Wettlauf nach unten“. Hat auch YouTube aus wirtschaftlichen Gründen zu lange weggesehen? Immerhin profitiert die Plattform ebenso von den Werbeeinnahmen.

Der Gründer von KH Studio rechtfertigte sich gegenüber Deadline, „die Absicht des Kanals sei es, mit „Was wäre wenn“-Ideen zu unterhalten, anstatt die Zuschauer in die Irre zu führen“:

„Ich betreibe KH Studio seit über drei Jahren in Vollzeit und gebe mein Bestes. Es ist hart, es bei der Entscheidung zur Demonetisierung unter „irreführende Inhalte“ zu sehen, da mein Ziel immer darin bestand, kreative Möglichkeiten zu erkunden – und nicht, echte Veröffentlichungen falsch darzustellen.“

Nikhil P. Chaudhari führte gegenüber Deadline aus, dass „die meisten YouTube-Nutzer wüssten, dass Screen Culture keine offiziellen Videos anbietet und man den offiziellen Trailer finden könne, indem man nach dem offiziellen Kanal suche. Wer sich von seinen Trailern täuschen lasse, frage sich Chaudhari: „Was ist denn daran schlimm?“

Was Nutzer jetzt wissen sollten

Die Sperrung ist ein deutliches Signal, doch das Problem bleibt bestehen. Für Zuschauer heißt das: Genau hinschauen, bevor man einem „offiziellen“ Trailer glaubt. Die Grenze zwischen Fan-Kunst und bewusster Täuschung ist auf YouTube oft fließend – doch jetzt scheint die Plattform zumindest ansatzweise durchzugreifen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.