Ein Unbekannter hat eine DMCA-Beschwerde eingereicht, die unter anderem die Download-Seite von microG bei Google verschwinden lassen soll.
microG, die beliebte quelloffene Google-Dienste-Alternative für Android-Smartphones, ist Ziel einer bei Google eingegangenen DMCA-Beschwerde. Wer genau der tatsächliche Absender ist, bleibt vorerst rätselhaft. Die laut der Meldung involvierten Parteien wollen angeblich nichts von dem Vorfall gewusst haben.
microG macht Google-Dienste obsolet
Wer ein Android-Smartphone sein Eigen nennt und gerne einen großen Bogen um Google macht, ist sehr wahrscheinlich schon mal mit microG in Berührung gekommen – einer einst vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten freien Software.
Ziel dieses Open-Source-Projektes ist es, Apps, die auf die Dienste des Suchmaschinengiganten angewiesen sind, auch ohne diese nutzbar zu machen. Denn obwohl Android an sich ein quelloffenes Betriebssystem ist, basiert ein Großteil der vorinstallierten Anwendungen üblicherweise auf proprietärer Google-Software.
Ein prominentes Beispiel für den Einsatz von microG ist die YouTube-Alternative ReVanced, der Nachfolger der beliebten Vanced-App. Sie erlaubt es Anwendern, Premium-Features des Streamingdienstes kostenlos zu nutzen. Dazu zählt mitunter die Wiedergabe von YouTube-Videos ohne Werbung sowie im Hintergrund.
DMCA-Beschwerde zielt unter anderem auf microG-Projekt
Wie TorrentFreak berichtet, scheint derzeit ein noch unbekannter Akteur das DMCA-System zu missbrauchen, um dem microG-Projekt zu schaden. Der Angreifer gab sich in seiner am 30. März an Google übermittelten Urheberrechtsbeschwerde selbst als “MicroG” aus. Er listete zahlreiche URLs auf, die angeblich die Rechte seines Unternehmens verletzt haben sollen.
Viele der angeprangerten Links verweisen auf Vanced-bezogene Projekte. Doch auch die offizielle Download-Seite von microG ist auf der Liste vertreten.
Marvin Wißfeld, der Schöpfer des microG-Projektes, den auch wir hier bei der Tarnkappe bereits im Interview hatten, will jedoch nach eigenen Angaben nichts von der Beschwerde gewusst haben. “Ich habe noch nie eine DMCA-Beschwerde abgeschickt und habe auch nicht vor, dies jemals zu tun”, ließ er gegenüber TorrentFreak verlauten. Ebenso bezweifle er, dass irgendein Mitarbeiter aus seinem Team etwas damit zu tun habe.
Und selbst die Betreiber der werbefreien YouTube-App “Play Tube”, deren Urheberrechte angeblich verletzt worden sein sollen, erklärten die Beschwerde auf Nachfrage von TorrentFreak für eine Fälschung. In gleichem Zuge baten sie um weitere Informationen, um rechtliche Schritte gegen den Akteur einleiten zu können.
Nicht der erste Missbrauch des DMCA-Systems
Wie aus dem Bericht von TorrentFreak hervorgeht, gab es zuletzt noch weitere DMCA-Meldungen, die in eine ähnliche Richtung gingen und erfolglos blieben. Und auch im Fall von microG soll Google lediglich 13 % der gemeldeten URLs aus den Suchergebnissen entfernt haben.
Wer sich hinter Angriffen dieser Art verbirgt, bleibt jedoch leider ein Rätsel. Offenbar mangelt es dem DMCA-System bisher noch an einem effektiven Mechanismus, um betrügerische Meldungen zu erfassen und deren Absender infolgedessen zur Rechenschaft zu ziehen.
Und solange das so ist, können böswillige Akteure damit nach Belieben ihre Konkurrenz belästigen oder anderweitig Chaos stiften.
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