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Parag Agrawal: Lasst uns über Spam bei Twitter reden

Parag Agrawal möchte über Spam bei Twitter reden. Nachdem Elon Musk droht, den Deal mit Twitter auf Eis zu legen, besteht Erklärungsbedarf.

Parag Agrawal möchte einiges klarstellen. Denn gerade jetzt, nach Elon Musks Ankündigung, Twitter wegen zu vielen Spam- und Fake-Accounts eventuell doch nicht kaufen zu wollen, hängt vieles am „seidenen Faden“. Beiden Seiten könnte eine Vertragsstrafe von ca. einer Milliarde US-Dollar drohen.

Parag Agrawal: Daten, Fakten und Hintergründe zu Spam auf Twitter gibt es mehr als genug

Die Stimmung bei Elon Musk und Twitter-Chef Parag Agrawal dürfte derzeit gleichermaßen getrübt sein. Denn während Agrawal versucht, Elon Musk mit Daten, Fakten und Hintergrundinformationen zu überzeugen, zeigt sich dieser wenig beeindruckt.

Musk beantwortete die Erklärungen Agrawals mit einem Kothaufen-Emoji auf Twitter und fragte unter anderem, ob Twitter versucht habe, Nutzer mit verdächtig aussehenden Accounts einfach anzurufen.

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Aber um welche Daten, Fakten und Hintergründe geht es Agrawal denn nun genau?

So viel Spam wie möglich erkennen und entfernen

Spam ist nicht nur nervig, Spam ist auch extrem geschäftsschädigend. Jeden Tag so viel Spam wie nur irgend möglich zu entfernen liegt also auch im eigenen Interesse von Twitter.

Lassen Sie mich zunächst das Offensichtliche sagen: Spam schadet der Nutzererfahrung echter Menschen auf Twitter und kann daher unserem Geschäft schaden. Daher haben wir einen starken Anreiz, so viel Spam wie möglich zu erkennen und zu entfernen, jeden Tag. Jeder, der etwas anderes behauptet, liegt einfach falsch.

Parag Agrawal

Spam-Kampagnen sind mittlerweile sehr fortschrittlich

Jeder, der auf den verschiedenen sozialen Medien unterwegs ist, kann ein Lied davon singen. Spam-Kampagnen sind mittlerweile mehr als nur gut finanzierte und raffiniert durchdachte Einnahmequellen einzelner Personen.

Außerdem ist Spam nicht nur „binär“ (menschlich/nicht menschlich).

Die fortschrittlichsten Spam-Kampagnen verwenden Kombinationen aus koordinierten menschlichen Aktionen und Automatisierung. Sie kompromittieren auch echte Konten und nutzen diese dann, um ihre Kampagne voranzutreiben. Sie sind also raffiniert und oft nur schwer zu entdecken.

Parag Agrawal

Parag Agrawal: Nicht nur die Gegner, auch ihre Ziele und Taktiken entwickeln sich ständig weiter

Sicherlich ist es auch für Twitter nicht einfach, bei so vielen Usern den Überblick zu behalten. Die Problematik ist dieselbe wie zum Beispiel bei Facebook (Meta). Und so hofft man auch hier, das Problem mithilfe einiger Zeilen Code in den Griff zu bekommen.

Abschließend noch etwas zum Kontext: Die Bekämpfung von Spam ist unglaublich dynamisch.

Die Gegner, ihre Ziele und Taktiken entwickeln sich ständig weiter – oft als Reaktion auf unsere Arbeit! Man kann nicht heute eine Reihe von Regeln zur Spam-Erkennung aufstellen und hoffen, dass sie morgen noch funktionieren. Das werden sie nicht.

Parag Agrawal

Wir sperren jeden Tag über eine halbe Million Spam-Konten

Auch hier muss man sagen, dass sich diese Zahlen zunächst einmal nach sehr viel anhören. Aber die Erfahrung zeigt, dass solche Aktionen leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind.

Wir sperren jeden Tag über eine halbe Million Spam-Konten, in der Regel noch bevor Sie sie auf Twitter sehen.

Außerdem sperren wir jede Woche Millionen von Konten, bei denen wir den Verdacht haben, dass es sich um Spam handeln könnte – wenn sie die menschlichen Verifizierungsanforderungen (Captchas, Telefonverifizierung usw.) nicht bestehen.

Parag Agrawal

Parag Agrawal: niemand von uns möchte jedes Mal ein Captcha lösen, wenn wir Twitter benutzen

Laut Agrawal besteht eine der größten Herausforderungen darin, dass viele Konten, die oberflächlich betrachtet Fake sein sollten, in Wirklichkeit echte Menschen sind. Andererseits gibt es aber auch legitim wirkende Spam-Konten:

Einige der Spam-Konten, die in Wirklichkeit am gefährlichsten sind – und unseren Nutzern den größten Schaden zufügen – können oberflächlich betrachtet völlig legitim aussehen.

Parag Agrawal

Hier einen Mittelweg zu finden, der legitime Twitter-Nutzer nicht benachteiligt, ist schwierig. Denn klar: wer von uns möchte schon jedes Mal ein Captcha lösen, bevor wir Twitter nutzen können?

Unser Team aktualisiert unsere Systeme und Regeln ständig, um so viel Spam wie möglich zu entfernen, ohne dabei versehentlich echte Menschen zu sperren oder die Nutzung von Twitter für echte Menschen unnötig zu erschweren: Niemand von uns möchte jedes Mal ein Captcha lösen, wenn wir Twitter nutzen.

Parag Agrawal

Die Fakten über Plattformmanipulation auf Twitter

Sicherlich ist es verständlich, dass der Twitter-Chef nicht völlig offen und in der Öffentlichkeit aus dem „Nähkästchen“ plaudern kann. Aber es ist gerade bei solch einem Milliarden-Deal zu erwarten, dass Elon Musk vollumfänglich über die interne Evaluation von Spam-Accounts bei Twitter aufgeklärt wurde. Das bestätigt auch Parag Agrawal:

Geht es Elon Musk also wieder einmal nur darum, kräftig den Preis zu drücken?

An der Börse wird die Twitter-Übernahme, zumindest zum ursprünglichen Preis, als immer unwahrscheinlicher eingeschätzt. Das zeigt der aktuelle Kurs der Twitter-Aktie. Sie sank gestern Abend um weitere acht Prozent auf 37,38 Dollar. Damit ist sie bereits fast 30 Prozent vom ursprünglichen Übernahmeangebot entfernt.

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Es wird also noch eine ganze Weile lang spannend bleiben. Wird es Elon Musk gelingen, den Kaufpreis von Twitter noch weiter zu drücken? Oder schafft es Parag Agrawal rechtzeitig, sämtliche Zweifel über zu viele Spam-Accounts auf Twitter aus dem Weg zu räumen?

Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.