Scam Alert
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Bildquelle: Tara Winstead, Lizenz

Betrüger werben massenweise per E-Mail für Twitter Coin

Momentan verschickt man massenhaft betrügerische E-Mails, um eine angebliche Rabattaktion vom Twitter Coin anzukündigen. Doch das ist Betrug.

Im Dezember letzten Jahres kamen Gerüchte auf, dass Elon Musk, der neue Eigentümer von Twitter, einen eigenen „Twitter Coin“ auf den Markt bringen wolle. Der Milliardär ist bekanntlich ein großer Fan von Kryptowährungen.

Immerhin könnte man mit einem eigenen Token oder Coin Trinkgelder verteilen oder das Unternehmen könnte sich die geschaltete Werbung auf diese Weise bezahlen lassen. Konkret passiert ist in dieser Hinsicht aber noch nichts. Musk hat zweifellos auch ohne den Twitter Coin mehr als genug zu tun, um mit dem Kurznachrichtendienst wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Twitter Coin – für die glücklichen Gewinner angeblich so preiswert wie nie!

Derzeit versenden Scammer (Betrüger) massenhaft E-Mails per CC an unzählige Empfänger. Sie wollen diese über eine gefälschte (Fake) Rabattaktion der ersten Ausgabe des Twitter Coins informieren. De facto ist das Ganze eine komplette Lüge. Die Aktion dient einzig und allein dazu, die Taschen der Cyberkriminellen zu füllen.

Die Empfänger der E-Mail seien ausgelost worden und man sei einer der 1.000 glücklichen Gewinner, heißt es in der Nachricht. Der ursprüngliche Preis vom Twitter Coin beträgt 2 USDT pro Münze. Es sei denn, man nehme an der Rabattaktion teil und kaufe auf einen Schlag mehr Coins, wodurch der Preis sinke. Ab dem tausendsten Twitter Coin, den man erwirbt, kostet dieser zum Beispiel nur noch 0,80 US-Dollar.

Twitter Coin
Auszug aus der E-Mail, die für den Erwerb des Twitter Coin wirbt.

Online-Betrüger recht einfallsreich

Die Betrüger sind sehr phantasievoll, wenn es darum geht, das Fehlen einer Website zu rechtfertigen. In der E-Mail heißt es: „Da sich unser Programm in der Sandboxing-Phase befindet, haben wir aus Sicherheitsgründen keine Einkaufswebseiten gehostet, da diese von Hackern angegriffen werden könnten“. Das ist wirklich mal eine interessante Ausrede.

Am Ende kommt das Wichtigste, nämlich die Botschaft an die Empfänger, ihr Erspartes auf eine Wallet nach dem ERC20 Token Standard zu senden. Nur so könne man den Twitter Coin erhalten. Der Nachteil eines jeden Krypto-Transfers liegt auf der Hand. Im Gegensatz zu einer Banküberweisung gibt es keine Möglichkeit, das Geld zurückbuchen zu lassen. Wer also leichtsinnig genug ist, auf den Online-Betrug hereinzufallen, dessen Geld ist unwiederbringlich verloren. Eine Anzeige bei der örtlichen Polizei kostet Zeit und wird höchst wahrscheinlich genau gar nichts bringen.

Betrugs-Mail zeigt E-Mail-Adressen aller anderen Empfänger an

Interessant ist, dass man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, die E-Mails per BCC zu verschicken, weil die Aktion so auf viele Empfänger wenig professionell wirken dürfte. Typisch ist der Zeitdruck, den die Online-Betrüger versuchen aufzubauen. Man müsse jetzt sofort zuschlagen, denn die Rabattperiode dauere nur eine Woche an.

twitter coin
Preisnachlass des Twitter Coins abhängig von der gekauften Menge.

Eigentlich müsste es den Opfern auffallen, dass die E-Mail-Adresse des Absenders merkwürdig ist. Zwar unterschreibt man die Werbung mit der Anschrift der Twitter, Inc. in San Francisco. Doch als Absender erscheint notify@twittercrypto.net.

Das passt vorne und hinten nicht, zumal wir bei unserer Testmail sofort eine Fehlermeldung von Protonmail erhalten haben. Denn die Domain des Absenders existiert gar nicht. Witzig, dass die Cyberkriminellen so verfahren, denn immerhin sollen ihnen ihre Opfer Nachrichten zuschicken, in denen sie ihnen Screenshots ihrer Transfers übermitteln.

Ob die Scammer vom Twitter Coin bisher schon abseits von Protonmail massenhaft Betrugs-Mails verschickt haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.