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Bildquelle: Camylla Battani, Lizenz

Steady: Tarnkappe.info testet Finanzierung mittels Crowdfunding

Für kleine Blogs ist es nicht einfach sich zu halten. Deswegen müssen sie immer wieder neue Wege wie Steady ausprobieren, um zu überleben.

Steady wird wahrscheinlich keine große Einnahmequelle sein, aber jeder Euro hilft, um langfristig am Markt bestehen zu können.

Steady

Eines ist im Online-Journalismus klar: Wer im Web viele Klicks haben will, muss reißerische Überschriften bringen. Alternativ kann man natürlich auch mit falschen Versprechungen locken. Aber wir mögen keine Inhalte, die an Clickbait grenzen. Auch wollen wir unsere Kunden, also euch, nicht mit zu oberflächlichen Tutorials oder Beiträgen verärgern.

Alles andere kostet Zeit und die ist im wahrsten Sinne des Wortes kostbar. Noch spannender aber auch deutlich aufwändiger, sind die selbst produzierten Podcast-Episoden von Tarnkappe.info. Das ist auch der Grund, warum es erst sechs Stück davon gibt.

Steady als Testballon

Machen wir uns bitte nichts vor. Viele unserer Besucher sind Online-Piraten. Und die sind oft noch weniger bereit, auch nur einen Cent zu spenden, als alle anderen Besucher zusammen. Natürlich kann man sich hier wie dort über reißerische Inhalte aufregen, klar. Das passiert bei uns in der öffentlichen Telegram-Gruppe oft genug.

podcast
Ein Podcast in Produktion.

Aber die Autoren, der Webhoster und der Techniker, die arbeiten alle nicht umsonst. Und auch der Steuerberater, der Grafiker, der Adress-Schutz, die Bank und was man sonst noch alles braucht, um so ein Unternehmen am Leben zu erhalten, machen das leider auch nicht für lau.

Wir haben Flattr im Mai 2017 ausprobiert. Leider hatte der Dienst zu diesem Zeitpunkt seinen Zenit schon weit überschritten. Somit sind wir nach nur sieben Monaten wieder ausgestiegen. Die monatlichen Kosten waren schon nach so kurzer Zeit höher, als irgendjemand uns etwas darüber „geflattert“ hätte.

Noch mehr Werbung ist auch keine Lösung!

Natürlich könnten wir statt Steady noch mehr Werbung einblenden, aber die Menge an Bannern ist schon deutlich größer als wir eigentlich wollen. Und bei unserem oft sehr technikaffinen Publikum haben wir eine Adblocker-Rate von mindestens fünfzig Prozent! Das ist rekordverdächtig. Ja, aber das bringt uns nur noch weniger Einnahmen.

HoRst Auge

Wir können natürlich noch mehr VPN-Tests, zusätzliche Vergleichsseiten und VPN-Empfehlungen bringen, in der Hoffnung, damit ein bisschen Provision zu kassieren. Doch das Thema will dann niemand mehr hören oder lesen. Manchen Leuten ist das sicher jetzt schon zu viel des Guten, oder habe ich Unrecht?

Ergänzende Erlösmodelle sind gefragt

Wir können auch ständig nach Spenden betteln. Doch schaut man sich die Reaktionen im Forum an, ist das bei unserem Publikum höchst unbeliebt. Und warum auch spenden? Facebook, Googlemail, TikTok oder YouTube fragen auch nicht nach finanzieller Unterstützung. Die darf man dauerhaft umsonst nutzen, weil man dort mit seinen Daten bezahlt.

Nun, weil es kaum noch jemand gewohnt ist, für Inhalte Geld zu geben, ist es für Online-Projekte wie Krautreporter oder piqd so schwer, zu überleben. piqd steht kurz vor dem Aus, weil die Finanzierung trotz des Aufschreis in den sozialen Netzwerken gefährdet ist. Ende Mai könnte schon Schluss damit sein, weil dem Projekt dann das Geld ausgeht.

Spendenbasierte Modelle sind out? Möglich, aber was tun? Um so gut wie alles eine Paywall zu ziehen, wie die Verlage es tun, erscheint auch wenig sinnvoll zu sein. Zumindest aus Sicht des Lesers nerven die vielen Bezahlschranken, die quasi allgegenwärtig sind, unglaublich.

Warum Steady? Warum nicht Liberapay, Patreon oder Tipeee?

liberapay

Patreon funktioniert etwas anders als Steady. Außerdem wenden sich die meisten Anbieter bei Patreon mit ihrem Content an das englischsprachige Publikum. Artikel und Interviews in Englisch gibt es bei uns nur in Ausnahmefällen, alles andere wäre auch viel zu aufwändig.

Steady haben wir deswegen ausgewählt, weil es sich im Gegensatz zu Liberapay & Co. um ein deutsches Unternehmen handelt. Von daher können wir sicher sein, dass wir keine Probleme mit dem Datenschutzbeauftragten bekommen werden. Zwei anonyme Anzeigen beim LDI wegen teils haltloser Vorwürfe reichen aus, um diesbezüglich vorsichtig zu sein.

Außerdem kann man nicht überall gleichzeitig sein und alle Kanäle zeitgleich bedienen. Sollte es möglich sein eine eigene kleine Community bei Steady aufzubauen, dann veröffentlichen wir dort gerne vorab Informationen für unsere zahlende Leserschaft. Aber alle Dienste auf einmal mit neuen Inhalten füttern, das geht einfach nicht. Der Tag hat nur 24 Stunden und der Kopf ist schon lange vorher leer.

Jetzt die Tarnkappe bei Steady unterstützen!

steady, pennys from heaven

Hier kannst Du beim Crowdfunding mitmachen! Doch seien wir ehrlich, es gibt auch Schattenseiten. Einmalzahlungen sind beispielsweise grundsätzlich nicht möglich. Steady funktioniert nur, wenn Du Dich zu einer, wenn auch geringen monatlichen Zahlung, durchringen kannst. Steady behält außerdem von Deiner Spende einen gewissen Anteil. Schau an, die arbeiten auch nicht ohne Lohn.

Anonyme Zahlungen sind übrigens weder bei Patreon noch bei Steady, Liberapay oder Tipeee möglich. Die arbeiten alle entweder mit Banken, Kreditkarten- oder den Zahlungs-Dienstleistern PayPal oder Stripe zusammen. Da ist für das Finanzamt und die Behörden jeder einzelne Cent dauerhaft nachvollziehbar.

Wer das vermeiden will, muss eine Kryptowährung oder andere Alternative nutzen. Weitere Infos zum Thema anonyme Spenden gibt es hier.

Ist das jetzt der Weisheit letzter Schluss?

Nein, sicher nicht. Dies ist lediglich eine zusätzliche Option. Sie wird weder uns noch den Online-Journalismus als Ganzes retten können. Es sind vielmehr mehrere Bausteine, die hoffentlich am Ende des Jahres genug einbringen, um davon alle Rechnungen begleichen zu können.

Ihr findet Steady doof und habt eine bessere Idee? Okay, lasst uns darüber reden! Am besten am 01. April 2023 ab 17 Uhr bei unserer Jubiläumsfeier. Wir sind auf jeden Fall da und freuen uns auf euch und eure Anregungen!

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.